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Freitag, 31. Mai 2013

Georgien – Ultimativer Leistungstest

Wie bekommt man heraus wo die Leistungsgrenze des Ogermobils in Bezug auf Bergsteigfähigkeit, Geländegängigkeit und Kippneigung liegt?  

Die Antwort ist ganz einfach. Man kaufe die Landkarte Kaukasus aus dem Reise-Know-How Verlag und vertraue auf die Richtigkeit dieser Karte.

Genau das haben wir getan und dabei das Ogermobil und uns ungewollt bis an die Grenzen beansprucht.


Vor drei Tagen wollten wir von Kutaisi nach Achazilche fahren. Gemäß der Landkarte Kaukasus gibt es zwei Wege. Einen längeren auf der M1/M8 (vergleichbar mit unseren Bundesstraßen) und einen kürzeren über eine als „Nebenstraße“ gekennzeichnete Verbindung.

Wir vertrauen der Bezeichnung „...Straße“ und nehmen die kürzere Alternative. Zunächst lässt sich alles auch gut an. Die Nebenstraße erweist sich auf den ersten 40 Kilometern bis zum Kurort Sairme als eine sehr gute asphaltierte Strecke. Dies ändert sich nach dem erwähnten Kurort schlagartig.

Von Asphalt keine Spur mehr. Wenigstens haben wir noch eine einigermaßen solide Piste vor uns – denken wir. Falsch gedacht. Denn schon nach wenigen Kilometern ändert sich das Bild abermals. Die Piste wird jetzt öfters von Stellen unterbrochen, wo auf dem puren Fels gefahren werden muss.

Ordentliche Piste
Kurz bevor wir den höchsten Punkt bei 2270 Metern erreichen liegen auch noch Schneefelder am Rand. An einer Stelle wird unser Weg so schmal, dass wir das Maßband benötigen um auszumessen ob überhaupt genug Platz ist. Zu allem Überdruss erscheint die Böschung an dieser Stelle auch noch sehr aufgeweicht. Die einzige Lösung: wir verbreitern den Weg etwas indem wir auf 20 Meter Länge Schnee von den Firnschneefeldern abhacken.

Alles halb so schlimm, denn nach der Karte dauert es nur insgesamt 19 Kilometer bis unsere „Nebenstraße“ sich mit der Passstraße über den Zekaris vereint. Schlussfolgerung: spätestens aber dieser Kreuzung wird der Weg besser. Wieder falsch gedacht.


Nachdem wir mehr als 20 Kilometer gefahren sind - und den Grat bereits überschritten haben – wird uns klar, dass die Karte wieder falsch ist: Es gibt überhaupt keine Kreuzung mit einer Passstraße, d.h. Unsere Hoffnung auf Besserung der „Straßenverhältnisse“ ist dahin. Im Gegenteil der Weg wird immer schlechter. Jetzt gibt es zwar keinen Schnee mehr, dafür ist der Weg jetzt über weite Streckenabschnitte tief ausgewaschen.

Ausgewaschene Piste
Das harmloseste sind noch die tiefen Löcher mit bis zu 40 cm Wassertiefe. Viel schlimmer sind die längs des Weges laufenden Rinnen. Deren Breite variiert von 30 cm bis zu fast 2 Metern und deren Tiefe ist selten unter 50 cm. Je nach breite und Tiefe der Rinnen fahren wir in der Rinne oder auf dem „Ufer“ der Rinne. Auch hier kommt unser Maßband mehrfach zum Einsatz.


Besonders die Haarnadelkurven sind völlig ausgewaschen. Es ist jetzt fast nicht mehr möglich einige hundert Meter am Stück zu fahren ohne anzuhalten und eine Linienführung zu erkunden. Nachdem ich unvorsichtig in eine der Längsrinnen (Tiefe etwa 60 cm) hinein gerutscht bin unddas Ogermobil dabei fast umgekippt wäre, hält es Gaby nicht mehr aus. Sie läuft.  

Gegen 20:00 Uhr wird auch das Licht schlecht und wir beschließen am Wegesrand zu übernachten. Viel Verkehr ist sowieso nicht. Genauer gesagt, es ist gar kein Verkehr. Seit wir den Kurort verlassen haben, haben wir kein anderes Fahrzeug gesehen.


Genau das macht mir während der äußerst unruhigen Nacht Sorgen. Was ist, wenn die Straße im unteren Teil nicht passierbar ist? Müssen wir den ganzen Schlamassel dann wieder zurück?. An Schlaf ist kaum zu denken. Gegen 6:00 Uhr kommt tatsächlich ein Geländewagen den Berg hoch gekrochen. Kurz danach auch noch ein alter russischer Militärlaster.

Was für eine Beruhigung.

Der Weg scheint frei zu sein.
Um 8:00 Uhr fahren wir weiter. Der Weg wird noch schlechter. Er ist praktisch nicht mehr vorhanden. Gaby läuft nur noch.  

Auch ich laufe ein Stück vor, lege mir die Linienführung zurecht, laufe zurück zum Ogermobil, fahre das erkundete Stück, halte an, laufe vor …..etc. So geht das über weitere 7 Kilometer, für die wir fast 4 Stunden brauchen. Dies liegt auch daran, dass es noch zwei Stellen gibt, an denen ich erst noch Äste von Bäumen brechen muss, damit wir vorbei fahren können.

Dann erreichen wir das Tal und den Kurort Abastumani. Die Entfernung von Kurort zu Kurort beträgt nicht 29 Kilometer wie in der Karte angegeben, sondern 39 Kilometer. Also auch hier irrt unsere Landkarte.

Dafür erwartet uns wieder eine superglatte Asphaltstrecke, was jedoch nicht heißt, dass es jetzt unbeschwert weiter geht.

Jetzt beginnt der Kuhslalom, denn eine weitere Art von Hindernisse auf georgischen Überlandstraßen sind Kühe. Obwohl sie nicht den Hauch einer Ahnung von Verkehrsregeln haben, nehmen sie voller Selbstbewusstsein am Straßenverkehr teil. Zudem gibt es in Georgien anscheinend eine unendlich große Zahl von Kühen. Zumindest findet man sie überall, vorzugsweise auf Straßen. Die Kühe haben ein gewisses Phlegma (auch lautes Hupen ändert da wenig) , was dazu führt, dass es sie kaum kümmert, ob ein Auto kommt oder nicht. Sie bleiben einfach stehen – oder sitzen – wo sie sind.

Wer bewegt sich zuerst ?
Manchmal fällt ihnen aber auch ein sich ruckartig (!!!) nach rechts oder links zu bewegen. So bleibt uns also nichts weiter übrig, als die lieben Steaks in spe vorsichtig zu umrunden. Auf georgischen Straßen weiss man nie, was einem Bevorsteht. Die Bandbreite der Qualität der Straßen ist groß. Es kann so kommen wie oben geschildert. Auf der anderen Seite gibt es ebenso hervorragend ausgebaute Streckenabschnitte.

Nebenstraße nach Mestia
Da man vorher jedoch nie weiß was einem bevorsteht ist jeder neue Streckenabschnitt für eine Überraschung gut, umso so wichtiger ist eine verlässliche Straßenkarte. Die von uns genutzte Karte Kaukasus vom Reise-Know-How-Verlag erfüllt diese Anforderungen in keinem Fall und ist geradezu gefährlich.

Da aber alles nochmal gut gegangen ist, können wir jetzt die Leistungsgrenzen des Ogermobils viel besser einschätzen.

Trotz der Widrigkeiten fühlen wir uns absolut wohl hier in Georgien. Dies ist vor allem den sehr gastfreundlichen Menschen und der tollen Landschaft geschuldet.




3 Kommentare:

  1. Ich habs geschafft zu bloggen auf eurem Blog.

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  2. Georgien - eine tolles Land. Hallo Gabi und Dirk, in Mestia hatten wir uns kennen gelernt. Ich hatte hier auch noch schöne Erlebnisse, insbesondere mit der Polizei. Sei es, dass der der Polizeichef des Bezirkes Mestia mit mir auf ewige Freundschaft getrunken hatte oder 2 Polizisten nicht wollten, dass wir (2 junge Österreicher und ich) nicht wild campen durften, weil an dem Ort, wo die Zelte standen, Schlangen sein sollten. So mussten wir wieder aufpacken und wurden unter Polizei-Eskorte mit Rot- und Blaulicht zum nächsten Ort gebracht. Dort durften wir zelten: direkt vor der Polizeistation..... Ein herrliches Land mit unheimlich lieben und hilfsbereiten Menschen.

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