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Donnerstag, 11. Juli 2013

Turkmenistan – UdSSR in klein

1991 – die UdSSR löst sich auf und die einzelnen Republiken werden selbstständig.

2013 - die UdSSR scheint weiterhin zu existieren, neue Bezeichnung : Turkmenistan.

Das deja vu Erlebnis beginnt bereits an der Grenze. Die Grenzanlagen erinnern schwer an die 1980er Jahre. Einzige Änderung. Es gibt nun Handys und Computer in den Abfertigungsgebäuden, wobei man positiv feststellen kann, dass die Geschwindigkeit der Abfertigung trotz der modernen Technik nicht langsamer geworden ist. Es geht im Schneckentempo vorwärts, wie eh und je.

Die Uniformen der Grenzer, echter Sowjet-Look. Die Prozeduren (Details auf unserer Homepage, Länderseite Turkmenistan) haben ebenfalls den Zeitenwandel unbeschadet überstanden. Wo gibt es heute schon noch Desinfektionsbecken für das Auto? Es werden Zoll- und Devisenerklärungen ausgefüllt, geprüft und gestempelt, dass es eine Freude ist. Zum Filzen des Fahrzeugs finden sich gleich 4 Soldaten ein und gehen mit Feuereifer zur Sache. Der einzige Unterschied zu früher ist, dass sie nicht gleich zu Beginn der Kontrolle allen Verkleidungen mit dem Schraubenzieher zu Leibe rücken wollen. Auch die Dauer der Grenzabfertigung entspricht den Normvorgaben der Sowjetunion: 3 Stunden. Solange haben wir Anno 1986 auch an der Grenze bei Leningrad verbracht.

Kaum im Land wird das Sowjetfeeling von den Turkmenen weiter gepflegt. Die Qualität der Straßen ist echt sozialistisch, d.h. Unterirdisch. Nach 230 Kilometer Spurrinnen-Surfen und Schlagloch-Slalom brauchen wir erst einmal eine Stunde um den Inhalt unserer Schränke neu zu sortieren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf diesen „Straßen“ erreicht fast stolze 40 Km/h. Aber es gibt auch einige wenige gute Abschnitte. Bisher immerhin insgesamt 15 Kilometer. Damit die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht nach oben schnellen kann, ist auf diesen Abschnitten die Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Auf glatte 60 Km/h, obwohl die Straße geradeaus geht und sechs-spurig ist. In guter sowjetischer Tradition stehen auf diesem Abschnitt (15 KM) 3 Polizeistreifen mit Radarpistolen. Dafür haben wir natürlich Verständnis. Wo sollen die armen Kerle denn sonst ihre Spielzeuge ausprobieren können?
Der geneigte (ältere) Leser wird fragen, was denn mit der „GAI“ ist. Gibt es die ebenfalls in Turkmenistan? Zur Erklärung für die Jüngeren. Die „GAI“ war die Verkehrspolizei in der Sowjetunion (und ist es noch in Russland). Die „GAI“ hatte an den Ein-und Ausfahrten der größeren Städte feste Kontrollposten installiert, an denen standardmäßig die Papiere kontrolliert wurden. Somit konnte man in der Sowjetunion nur die im Visa genehmigten Orte besuchen.
Um die Frage von oben zu Beantworten: „Ja“ die „GAI“ gibt es noch. Die Kollegen nennen sich jetzt „PYGB“ haben aber genau die gleichen Aufgaben.


Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass bald 50% der Fahrzeuge auch noch aus lang vergangenen Zeiten stammen. Egal ob Lada, Barkas, IFA, Ural, Kamas, es gibt noch viele historische Fahrzeuge auf den „Straßen“. Damit die Illusion perfekt ist, strahlen auch die Städte den Charme vergangener Sowjetzeiten aus.

Repräsentationsbau in Turkmenabat

Überdimensionierte Prachtboulevards mit Repräsentationsbauten im Stadtzentrum, verkommene Plattenbauten in den Nebenstraßen.

Wohnsiedlung in Turkmenabat

Vor der Ausreise aus Turkmenistan haben die genialen Planer in Ashgabat noch eine kleine Schikane eingebaut um sicherzugehen, dass kein Tourist je dieses kleine Land vergessen wird. Die Überquerung des Amudaryos – der Grenzfluss zu Usbekistan – ist nur auf einer Pontonbrücke möglich. Für diese Brücke wird eine Brückengebühr erhoben. Sie beträgt 1 TMM für PKW's und 20 TMM für LKW's, aber nur wenn die Fahrzeuge in Turkmenistan zugelassen sind. Für im Ausland zugelassene Fahrzeuge darf man noch zwischen 20 $ und 80 $ - je nach Gewicht – zusätzlich zahlen.

Fazit: Turkmenistan ist ein Freilichtmuseum der besonderen Art. Die 1980er Jahre werden hier auf originelle Weise wiederbelebt. Dies gilt auch für die Kosten zum Eintritt in das Museum. Für zwei Personen fallen Visakosten von 110 $ an. Beim Grenzübertritt werden zusätzlich 133 $ für die Personen und das Auto fällig. Die Ausreise hat uns dann nochmals 49 $ gekostet (Pontonbrücke). Insgesamt 292 $ Eintritt um in maximal 5 Tagen das Land zu durchqueren ist ganz schön happig. Da tröstet auch der niedrige Dieselpreis von etwa 0,17 €/L nicht wirklich.

Das Einzige was tatsächlich tröstet sind die Turkmenen. Die sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und wirklich angenehme Zeitgenossen.

Auch das ist Turkmenabat




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