Äthiopien kennen wir aus der Presse
als eines der ärmsten Länder der Welt (Platz 173 von 186). Schon
seit ich ein Kind war, wurde für dieses Land gespendet. So habe ich
mir immer vorgestellt, dass die Leute hier schlechte Bedingungen für
die Landwirtschaft haben. Es ist doch dauernd von Dürre und Hungersnöten
die Rede.
Landwirtschaft in Äthiopien |
Jetzt bin ich aber total überrascht
auf ein grünes Land zu treffen, mit Seen und Flüssen, wo
landwirtschaftlich viel angebaut wird. Wir sehen so viele Kuh- und
Schafherden wie in keinem Land zuvor. Es gibt außerdem ein sehr
angenehmes Hochgebirgsklima, nicht zu heiß und nicht zu kalt (nahe
am Äquator) und Wasser scheint auch genügend vorhanden, denn wir
haben gelernt, dass eine Kuh im Durchschnitt alleine 30 Liter Wasser
am Tag benötigt.
Wohin das Auge blickt .... Kuhherden |
Auch internationale Unternehmen haben
die guten Möglichkeiten, zum Anbau von Lebensmittel erkannt. So baut
eine indische Firma Reis, Mais und Ölfrüchte an. Für Saudi Arabien
wird Reis angebaut und eine amerikanische Firma erzeugt 180 000
Tonnen Gemüse, welches man in Äthiopien nicht kaufen kann.
Man kocht immer noch mit Holz, da
braucht man sich nicht wundern wenn die Baumbestände weiter
schrumpfen. Warum gibt es keine Gasflaschenversorgung ?
Tägliche Arbeit - Brennholz besorgen |
Tägliche Arbeit 2 - Wasser holen |
Auf dem Land laufen die meisten Leute
entweder barfuß oder mit Plastikschuhen aus China. Als ich
nachfrage, warum man sich nicht selber Lederschuhe herstellt, Leder
von den Tieren ist doch vorhanden, sagt man es gibt dafür Fabriken
und für sie ist das zu teuer. Dann frage ich wieso sie sich keine
warme Kleidung von der Schafwolle herstellen, sondern nur dünne
Stoffe am Abend umhängen haben. Man zuckt mit der Schulter und die
Frage warum sie so viele Kinder haben wird mit: „Das ist Afrika...“
beantwortet.
Ohne Worte |
Wenn wir irgendwo halten oder spazieren
gehen, werden wir immer angebettelt. In Addis Abeba meint ein Mann,
er sei arbeitslos und hätte auch keine Verwandten , wir müssten ihm
etwas geben.
Die Kinder rufen „Money Money, I am
so hungry ,you, you“, oder „give me pen“. Das haben sie
gelernt, aber die Schule schließen nur ein Bruchteil der Kinder ab
obwohl die meisten eingeschult werden. 50 – 100 Kinder gehen in
eine Klasse, da sind natürlich die Räumlichkeiten auch nicht groß
genug. Man muss sich vorstellen, dass sich die Bevölkerung in ca. 25
Jahren verdoppelt haben wird.
(Über 6 Kinder kommen auf eine Frau)
Normaler Anblick - Bettelnde Kinder |
Natürlich versucht man uns auch sehr
oft über das Ohr zu hauen. Mich hat ein Mann, auf der Suche nach einem Supermarkt um Bier und Wasser zu besorgen, quer durch einen Ort
geführt. Gekauft wurde dann in einem Lokal für ein mehrfaches des normalen Ladenpreises.
Dann hat dieser Typ auch noch ein Trinkgeld verlangt. Wahrscheinlich
war er bei dem Lokal am Umsatz beteiligt. Kaffee lassen wir uns als
Mitbringsel besorgen und als ich dann selber den Preis in einem Laden
erfrage, stelle ich fest, dass ich mal wieder das Doppelte bezahlt
habe.
In Gondar wollen wir den Gemp, ein 7
ha. großes Areal auf dem sich die Paläste der äthiopischen Kaiser
vom 17. und 18. Jahrhundert befinden, besichtigen. Für Einheimische
kostet der Eintritt 10 Birr. Wir als Touristen sollen 200 Birr
zahlen. ( Vor 2 Jahren waren es noch 50 Birr). Als wir anfangen zu
diskutieren, dass das doch unverschämt wäre , heißt es, es wäre
ja nicht unser Land und wir könnten ja gehen.
Der tägliche Wahnsinn auf den Strassen ... |
Preise kennt man von Europa aber die
Infrastruktur für den Tourismus vermisst man überall. Auch die
großen Hotels sind vom Standard nicht vergleichbar mit anderen
Ländern. Die 100.000 echten Touristen die man jährlich hat, werden
so bestimmt nicht mehr.
Da sagen wir uns, nicht einen Euro
werden wir für dieses Land spenden. Wozu braucht man hier
Hilfsorganisationen ? Die Notzeiten und der Bürgerkrieg sind lange (15 Jahre) vorbei.
Die Hilfsorganistionen erziehen ein Volk - durch ihre permanente Anwesenheit -zur Unselbständigkeit und zum Betteln.
Ich bin dafür, nur für Länder da zu
sein, die - durch nicht verschuldete Katastrophen - wirklich in Not sind.
Denn meiner Meinung nach, weiß man nur
das zu schätzen, was man sich auch erarbeitet hat.
Die Leute, die in Äthiopien mit gespendeten Gebrauchtkleidern
herum laufen, lassen diese verdrecken und haben es auch nicht nötig mal ein Loch zu stopfen. Die Toiletten bzw.
Bäder in Äthiopien sind mit das Schäbigste was ich gesehen habe.
Müllkippe am Straßenrand |
Man kann arm sein, aber muss man auch alles so verfallen und dreckig
lassen ? Ist man da nicht gleichgültig und faul ?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen