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Sonntag, 20. Oktober 2013

Indien 3 – Modernes Indien

Wir machen Zwischenstation in Hyderabad. Schon auf dem Weg nach Hyderabad merken wir, dass sich Indien schon wieder ändert. 300 Kilometer vor der Stadt, wird der Feldweg,
Feldweg National Highway 7

der sich „National Highway 7“ nennt, plötzlich zu einer vierspurigen Autobahn. Der Asphalt ist glatt und wir können sogar richtig schnell fahren. Für uns ist neu, dass auf der Autobahn auch Fahrzeuge entgegen der Fahrtrichtung fahren dürfen und das Teile der Fahrbahn auch zum Trocknen von Mais verwendet werden können. In Indien geht das.
National Highway 7: Autobahnnutzung auf indisch
Leitplanken, Notruftelefone und Mautstellen säumen nun den Weg. Die Mautstellen sind ein großes Ärgernis für Gaby, da sie an jeder Mautstelle in Diskussionen über den Tarif einsteigen muss. Die Inder wollen das Ogermobil mit Penetranz als LCV (Light commercial vehicle) einstufen, da Campingautos anscheinend nahezu unbekannt sind. Wir beharren darauf, dass das Ogermobil ein Van ist. Im Ergebnis setzt sich Gaby immer durch, es dauert jedoch manchmal 10 Minuten bis wir eine Mautstelle endlich passieren können. Mit der Zeit ist die dauernde Diskussion über das Thema aber auch ziemlich lästig.

Hyderabad präsentiert sich – zumindest in den neuen Stadtteilen – als ziemlich moderne indische Großstadt. Es ist wesentlich sauberer und aufgeräumter als die Städte im Norden. Es gibt keine Kühe und Fahrradrischkas auf den Straßen. Dafür gibt es eine ultramoderne HiTec-City, Einkaufszentren, die üblichen Restaurantketten und jede Menge Bettler.

Aber auch in einer modernen Stadt wie Hyderabad liegt das alte Indien nur ein paar Straßenzüge entfernt. Der Kontrast ist atemberaubend.
Das Wahrzeichen  von Hyderabad, der Chamisar
Nach dem unglaublichen Norden, den Tigerparks in der Mitte ist Hyderabad die dritte Erscheinungsform von Indien die wir zu sehen bekommen.

Als schwierig erweist sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Die öffentlichen Parks sind entweder abgeschlossen oder die Parkplätze des Parks liegen direkt an einer – natürlich – lauten Hauptverkehrsstraße.

Als wir uns schon fast mit einer Übernachtung an einer lauten Straße abgefunden haben naht Rettung in Gestalt des sehr freundlichen Personals des Park Hyatt Hotels in Hyderabad. 
Park Hyatt Hotel - Lobby
Wir können das Ogermobil auf dem Hotelgelände parken und bekommen ein sehr schönes Einzimmerappartement zu einem äußerst moderaten Preis angeboten. Das Appartement ist einsame Spitze. Mit großer Badewanne, Dusche und grandiosen Blick auf die Stadt. 
Hyderabad von unserem Appartement
Wir sind absolut beeindruckt und genießen den unerwarteten Luxus.

So läßt es sich aushalten
Doch es kommt noch besser. Am nächsten Morgen erwartet uns ein erlesenes Frühstück mit Schwarzwälder Schinken, luftgetrockneter Salami und deutschen Brot. Da merkt man eben wenn der Chefkoch aus Deutschland kommt.

Unser Dank gilt Mrs. Olyesya Ostapenko-Majid (Director of Rooms) und Mr. Lars Windfuhr (Executive Chef), die uns diesen absolut einmaligen und entspannenden Aufenthalt ermöglicht haben.

Indien 2 – Tiger, Tempel und Tierparks

Wir verlassen Varanasi und den Bundesstaat Uttar Pradesh und fahren nach Khajuraho im Bundesstaat Madhya Pradesh. Unsere grobe Richtung ist Süden und unsere Hoffnung ist, dass alles besser wird. Unsere Hoffnungen erfüllen sich zunächst nur teilweise. Die Straßen werden zwar deutlich besser, der Verkehr beruhigt sich etwas und die Landschaft wird schöner, jedoch nimmt die Anzahl der Leute überhaupt nicht ab
.
Am Abend der ersten Tages übernachten wir außerhalb eines Ortes bei einer Sandgrube. Der Platz sieht gut aus. Er ist eben und trocken. Leute sind ebenfalls nicht zu sehen. Kaum haben wir angehalten strömen jedoch aus allen Himmelsrichtungen freudestrahlend Leute aus uns zu. Innerhalb von Minuten haben sich rund 30 Personen um das Ogermobil geschart. Den ganzen Abend über ändert sich die Anzahl der staunenden Besucher nur wenig. Erst als es dunkel wird gehen unsere Bewunderer nach Hause. Im Laufe der Nacht hören wir jedoch immer wieder Stimmen und sehen Taschenlampenlicht vor dem Auto umhergeistern. Am nächsten Morgen sind wir kaum wach, da bildet sich schon wieder ein kleiner Pulk von Neugierigen vor unserem Fenster. Einsamkeit sieht wirklich anders aus.  
Einsamkeit - Made in India
In Khajuraho besuchen wir die wunderschönen Tempelanlagen. Die Tempel verdanken Ihre Bedeutung nicht nur ihrem guten Erhaltungszustand, sondern vor allem den erotischen Darstellungen an den Außenseiten. Hunderte von etwa 1 Meter großen plastischen Figuren in verschiedensten erotischen Posen zieren die Außenwände.
Tempel in Khajuraho
Reliefs auf den Außenwänden der Tempel
Wir übernachten im 30 Kilometer entfernten Madla. Die dortige Ken River Lodge liegt malerisch über dem Ken River und hat einen schönen, vor allem aber ruhigen Parkplatz.
Terrasse der Ken River Lodge
Jetzt ist tatsächlich alles besser. Indien zeigt uns sein zweites Gesicht. Wir fragen uns voller Neugier wie viele Gesichter Indien noch hat.
Wir bleiben drei Nächte am Ken River. Die Lodge hat sogar WIFI, so dass wir Lars zum 50. Geburtstag (fast) pünktlich gratulieren können. Der Besitzer der Lodge ist ausgesprochen hilfsbereit. Er zeigt mir nicht nur auf der Karte, welche Straße zu unserm nächsten Ziel – dem Kanha Tigerpark – in gutem Zustand ist und organisiert für uns die Übernachtung bei seiner dortigen Lodge. Er besorgt uns ebenfalls schon die (limitierten) Tickets zur Tigersafari im Kanha Nationalpark. Völlig entspannt fahren wir auf einer sehr schönen, glatten Nebenstraße in zwei Tagen zum Kanha Nationalpark. Welch ein Unterschied zum Norden ! Wir kommen uns vor wie in einem anderen Land.  
Auf der Landstraße zum Kanha Nationalpark
Im Kanha Nationalpark angekommen erwartet uns ein idyllischer Platz zum Übernachten in der Pufferzone des Parks. Nach einem Ruhetag gehen wir am frühen Morgen auf Tigersuche. Vielleicht gelingt es uns ja diesmal einen Tiger zu sehen.
Auch das ist Indien
Anscheinend mögen sie (die Tiger) uns nicht, denn auch diesmal verstecken sich alle Tiger erfolgreich vor uns. Unsere Enttäuschung hält sich aber in engen Grenzen, da der Dschungel sehr schön ist, wir viele andere Tiere zu sehen bekommen und auch das Wetter mitspielt.

Madhya Pradesh hat unseren Appetit auf „mehr Indien“ deutlich angeregt. Morgen werden wir weiter nach Süden fahren und sind jetzt schon gespannt was uns erwartet.

Freitag, 11. Oktober 2013

Indien 1 – Unglaubliches Nordindien

Das Chaos am Grenzübergang in Sunauli zeigt uns, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Nachdem wir glücklich alle Formalitäten erledigt haben, wollen wir losfahren. Dies ist jedoch doch gar nicht möglich, da die einzige Fahrspur aus dem Ort heraus durch wartenden Gegenverkehr blockiert ist.  

Ein Polizist läuft vor uns her und scheucht alle Fahrzeuge weg, die auf unserer Seite stehen. Mit viel Mühe gelingt es ihm eine gut 2 Meter breite Gasse frei zuräumen. Dauernd fährt wieder ein Auto , eine Motorritschka oder sonst ein Gefährt in diese Gasse. Mit wild fuchtelnden Armen und unter dem permanenten Ausstoß von Schimpfwörtern werden auch diese Hindernisse beseitigt. Nach etwa 20 Minuten haben wir 300 Meter geschafft und das Schlimmste überstanden. Wir können nun endlich fahren. Die Straße ist erstaunlich gut. Wir können bis zu 40 Km/h fahren (mit der Zeit wird man eben bescheiden). Manchen Indern - speziell Busfahrern – ist dieses Tempo jedoch zu langsam. Bei vollen Gegenverkehr überholt uns ein Bus. Erst geht dem Fahrer wohl die Übersicht verloren und dann der Platz aus. Jedenfalls zieht er während des Überholens nach links (Linksverkehr!) und streift mit dem Bus zunächst die Markise und dann den rechten Außenspiegel.

Busverfolgung
Ich verfolge den Bus und kann ihn schließlich im nächsten Ort stoppen. Zeit den Fahrer zur Rede zu stellen, was völlig sinnlos ist da er sowieso kein Wort versteht, und den Schaden zu begutachten. Die Markise sieht ziemlich ramponiert aus lässt sich aber wieder reparieren. Der Spiegel ist lediglich verdreht und der Halter etwas verbogen. An der Wohnkabine ist – Gott sei Dank – kein Schaden. In der Zwischenzeit hat sich ein riesiger Menschenauflauf um den Bus und das Ogermobil gebildet. Geschätzte 200 Passanten stehen herum, begutachten die Schäden oder diskutieren fachmännisch den Hergang. In der ganzen Menschenmenge ist jedoch kein einziger Polizist zu entdecken und ein Polizeirevier ist auch nicht in der Nähe, also fahren wir alle weiter.

Der Rest der Fahrt verläuft auf der völlig überfüllten Straße. Einige Busse, LKW's, und Autos, sowie unübersehbar viele Motorrischkas, Rischkas, Mopeds und Fußgänger teilen sich die schmale Straße, die den prahlerischen Namen „National Highway“ trägt.

Reparatur auf dem "National Highway"

In lockerer Folge tauchen auch noch Kühe, Esel, Schweine, Ziegen, Affen und Hühner auf der Fahrbahn auf. Bis auf die Fußgänger und Tiere macht jeder soviel Krach wie möglich um den anderen Verkehrsteilnehmern das eigene Kommen anzukündigen. Ein permanentes Hupkonzert ist die Folge. Unsere Drucklufthupe - die jeden rechtschaffenden TÜV-Mitarbeiter in Entsetzen verfallen lassen würde - ist ebenfalls im Dauereinsatz und sorgt dafür, daß wir ohne weitere Zwischenfälle Varanasi erreichen.

Varanasi – die heilige Stadt der Hindus. Die Stadt in der man die Spiritualität der Hindus spürt. Der Höhepunkt der Indienreise .... etc,etc. So lautet die Beschreibung von Varanasi im Lonely Planet - Reiseführer.

Was wir vorfinden ist eine unglaubliche Stadt. Unglaublich voll, unglaublich dreckig, unglaublich laut und die Einwohner sind unglaublich gut im Ausnehmen von Touristen.

Normalzustand 1
So eine Stadt haben wir noch nicht gesehen. Der Verkehr ist noch schlimmer als in den Tagen zuvor.

Normalzustand 2

Die Straßen sind voll. Mit Leuten, Tieren. Alles, von der Ratte bis zur Kuh, tummelt sich in den engen Gassen. Die Schweine fressen sich an den Müllbergen satt (in Indien sind wir nun Vegetarier). Bettler und Obdachlose sitzen und liegen auf den Straßen und verbringen damit den Tag.

Bettler
Jeder Rikschafahrer, Boots- und Ladenbesitzer versucht die Touristen über das Ohr zu hauen. Besonders schlimm ist die Situation in der Altstadt an den Ganges Ghats. Die Einen baden im Ganges (aus religösen Gründen), die Anderen waschen die Wäsche und die Dritten füllen sich köstlich braunes Wasser in Flaschen ab.
Ghat am Ganges
Direkt nebenan werden die Toten aufgebahrt und anschließend in aller Öffentlichkeit verbrannt. Dabei ist es überall unglaublich schmutzig und stinkt.

Holzlager für die öffentliche Leichenverbrennung
Für uns ist die Stadt ein Alptraum und wir sind froh das wir nach zwei Tagen weiterfahren. Richtung Süden. In die Mitte von Indien. Dort soll alles besser sein.

Nepal – Im Flachland

Nach dem Himalaya mit seinen riesigen Gipfeln und dem wuseligen Kathmandu, haben wir nun Lust auf das Kontrastprogramm. Flachland und ländliche Ruhe.
Wir fahren nach Pohkara, genauer gesagt auf den einzigen Campingplatz Nepals. Den „Overland Campingplatz“ etwa 8 Kilometer westlich von Pohkara.
Die 200 Kilometer schaffen wir in „nur“ 6 Stunden, da die Straße Rictung Süden zunehmend besser wird.

Der Campingplatz wird von Erich betrieben. Erich ist Schweizer. Das sieht man dem Campingplatz auch an. Der Platz ist gepflegt, liegt ruhig inmitten von Reisfeldern und die einzige Toilette ist blitzblank. Wir bleiben drei Tage an denen wir die Füße hoch legen und faulenzen.

Danach fahren wir zum Chitwan-Nationalpark. Wir übernachten in Sauraha.

Ländliche Idylle in Sauraha
Dort gibt es ein Tor in den Park und das „Parkland Hotel“. Das Hotel gehört einem Onkel von Basu. Der Onkel weiß Bescheid dass wir kommen und hat alles vorbereitet. Wir übernachten auf dem Parkplatz des Hotels, werden sehr zuvorkommend behandelt und gehen am nächsten Morgen auf Tigersafari.

Parkplatz Parkland Hotel

Zunächst reiten wir auf einem Elefanten. Dummerweise hat es am Morgen geregnet und der Park wirkt wie ausgestorben. Wir reiten 2 Stunden auf dem - mit zunehmender Dauer – immer unbequemeren Elefanten und sehen … nichts.

Voller Euphorie geht es los
Am Nachmittag probieren wir es mit einem Jeep. Ein Fahrer. Ein Guide und wir.

Gaby auf der Pirsch
Über 50 Kilometer in 6 Stunden durch den Dschungel, kreuz und quer, teilweise auf Wegen, auf denen schon seit Wochen niemand gefahren zu sein scheint und sehen …. wieder nichts.


Müde und ziemlich frustiert über unseren Misserfolg kommen wir am Abend zurück ins Hotel. Als Basu's Onkel von unserem Pech erfährt, nötigt er uns, dass wir am folgenden Morgen noch einmal zu Fuß in den Dschungel gehen sollen.

Unser Führer erklärt uns, dass wir dunkle Kleidung anziehen sollen. „Das ist besser … wegen der Tiere...“. Gaby bekommt es darauf hin etwas mit der Angst zu tun.

Gaby's Tarnkleidung
Am Morgen stehen wir pünktlich um 6:30 Uhr in - Tarnkleidung gekleidet - bereit. Unser Führer erscheint auch pünktlich. Zunächst bewaffnet mit einem Regenschirm, was Gaby etwas beruhigt. Wir setzen in einem wackligen Einbaum über den Fluß. 

Ungünstiger Schwerpunkt

Zuvor hat der Guide den Regenschirm noch gegen einen kräftigen Stock getauscht, was Gaby überhaupt nicht gefällt.

Wir laufen möglichst leise durch das Unterholz und werden auch bald belohnt. Nicht weit vor uns finden wir ein Nashorn, welches noch schläft. Unser Führer ist sehr vorsichtig, denn eines mögen Nashörner nicht … im Schlaf gestört zu werden (was ich gut verstehe). Und Nashörner sind auch ziemlich schnell. Also gehen wir vorsichtig weiter.

Kurz darauf finden wir frische Tigerspuren. Unser Guide ist wieder sehr vorsichtig. Leider – oder Gott sei Dank - je nach Blickwinkel, ist der zugehörige Tiger aber schon weiter gezogen.

Nach zwei Stunden im Dschungel sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen. Unbeschadet und um eine wertvolle Erfahrung reicher. Wir haben zwar wieder keinen Tiger gesehen, waren aber nahe dran.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Nepal - Trekking zum Everest Base Camp (EBC) von Gaby

Wir wollen zum Everest Base Camp in Nepal. Bereits im Januar haben wir bei „NepalSocialtreks“ unsere Tour gebucht. Start ist in Kathmandu. Hier haut einen das quirlige Leben fast um. Zu viele Leute wohnen auf engstem Raum, die Straßen sind super eng und zum großen Teil im Bauzustand. Um uns herum brummen die vielen Mopeds, Autos, Fahrräder und Rikschas.

Hauptverkehrsstraße in Kathmandu
Eine Müllentsorgung scheint nicht vorhanden zu sein. Wir sind glücklich einen Parkplatz bei unserem Hotel Moonlight - mitten in Thamel - für unseren Oger gefunden zu haben, der zudem bei Tag und Nacht bewacht ist.
Parkplatz des Hotels Moonlight
Wir bekommen 2 Schlafsäcke und 2 große Sporttaschen von unserer Reisegesellschaft gestellt. Ich packe wie ein Anfänger. Unser ganzes Gepäck purzelt in den großen Taschen durcheinander. Kleinere Innentaschen und Plastiktüten wären nicht schlecht gewesen. Habe nicht bedacht Handtücher, Leintücher, Seife und Toilettenpapier einzupacken. Aber unterwegs gibt es alles zum entsprechenden Preis zu kaufen. Immerhin habe ich eine Taschen- und Stirnlampe dabei, was später noch von Nutzen ist, denn die Toiletten im Außenbereich haben meist kein Licht.


Tag 1


Um 6 Uhr fahren wir mit dem Taxi zum Flugplatz um nach Lukla zu fliegen. Das Wetter dort ist schlecht und unser Flug verschiebt sich auf 10 Uhr 30. Nach uns startet nur noch eine Maschine. Die anderen Fluggäste dürfen es am nächsten Morgen noch mal probieren. Dirk und ich sitzen direkt hinter den Piloten, die kaum von uns getrennt sind. Mit uns fliegen noch 11 weitere Personen. Gleich nach dem Einsteigen geht es los, es gibt keine Sicherheitseinweisung. Eine Stewardess bringt uns ein Bonbon und eine Zeitung. Der Flug dauert etwa eine halbe Stunde. Ganz nah unter uns sind die 4000 Meter hohen Gipfel und die Abstandslampen in der Kanzel blinken häufig auf. 

Die Gipfel scheinen zum Greifen nahe...
Mir ist ganz mulmig zumute, wo man doch weiß, dass Lukla als einer der gefährlichsten Flugplätze der Welt gilt. Die 500 m kurze und stark geneigte Landebahn ist nur auf Sicht anzufliegen. Doch die Piloten verstehen ihren Job und landen die kleine Maschine direkt vor dem Berg mit der Aufschrift „Welcome“. Die Piloten bekommen einen Kaffee gebracht und nach dem Aus- und Einsteigen wird wieder abgeflogen.  

Flughafen Lukla. 
Wir bekommen einen Träger, der uns unsere 2 schweren Taschen die nächsten 12 Tage trägt.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen ...
Unser Führer Kumar hat uns bereits von Kathmandu begleitet und erledigt für uns alle Formalitäten.Wir brauchen uns um die Zimmersuche, Bezahlung der Unterkünfte sowie die Besorgung von Essen und Trinken nicht zu kümmern. Nur laufen müssen wir alleine und das ist anstrengender als wir uns das vorgestellt haben. Die Wege sind zwar meist breit, jedoch uneben und steinig, viele Hängebrücken , Stufen, Felsvorsprünge, entgegenkommende Träger, Jaks, Mulis und Esel. Meine Halsschmerzen sind jetzt zu einem Schnupfen geworden, was sehr lästig ist. Unsere erste Unterkunft in Phakding (2640m) erreichen wir nach 3 Stunden stetigen Bergab laufens. Wir haben Glück und bekommen ein Zimmer mit Bad. Auch das Essen schmeckt lecker, Spaghetti mit Hackfleischsoße. Später verzichten wir auf jegliches Fleisch, denn oft können wir das schon riechende Fleisch in den Körben ,die nach oben gebracht werden ,schnuppern.  

Phakding, unser erstes Etappenziel

Tag 2


Am 2. Tag packen wir unsere Wanderstöcke aus, die wir dann nicht mehr missen möchten. Es geht nach Namche Basar (3440m), der Hauptstadt der Sherpas. Die ersten 3 Stunden sind erträglich, doch dann geht es 600 Höhenmeter nur noch bergauf. Wir beide keuchen um die Wette und müssen oft pausieren. Kurz vor dem Ort trinken wir noch einen gesüßten Zitronentee, der uns noch die letzten Meter hoch puscht.

Hier beginnt die Quälerei, nur noch 600 Höhenmeter ...
Wieder haben wir Glück und bekommen ein Zimmer mit Toilette, was hier oben Luxus ist. Für warmes Duschen und Akkuaufladen muss extra bezahlt werden. Die Lodge ist gut besucht. Das Essen ist weniger gut. Der Salzstreuer steht nicht still. 

Namche Basar, der Hauptort im Everestgebiet

Tag 3


Nach den anstrengenden 2 Tagen haben wir am nächsten Tag einen Ruhetag, an dem wir einen Spaziergang zum Museum auf dem Hügel des Sagarmatha Nationalparks machen. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf den Everest, den Lhotse, Nuptse und den Ama Dablam. Die Einkehr in eine deutsche Bäckerei ist enttäuschend , um 11 Uhr sind noch keine Croissants zu bekommen, die Preise für die übrigen Sachen sind dafür überdimensional. Der italienische Kaffee Lavazzo schmeckt seltsam anders. Die Preise für alles steigen stetig an. Dirk hat jetzt auch die Erkältung bekommen und seine Nasentropfen kosten ca. 8 Euro.

Wasser gibt es in 1 Liter Wasserflaschen für die Touristen zu kaufen. Auf dem Weg findet man immer wieder Müllbehälter für Plastik und Papier, Glas und Metall. So kann man die lästigen Plastikflaschen wieder entsorgen.

Mülltrennung am Wegesrand
Am Wegesrand und auch in den Ortschaften liegt kein Müll. Es gibt keine Abgase, da es ja auch keine Fahrzeuge gibt. Jegliche Ware wird auf dem Rücken der Träger oder Tiere transportiert. Was ist das für ein Gegensatz zu Kathmandu!


Tag 4

Wir laufen in ungefähr 5 Stunden nach Deboche ( 3820 m). Das Laufen fällt uns schon viel leichter. Wir übernachten im Hotel Paradise , das sehr kalt und feucht ist. Kurz nachdem wir ankommen sind, fängt es an zu regnen und hört bis in die Abendstunden nicht mehr auf. Die Tage davor hatten wir nur gutes Wetter. Der Ofen wird nur für 2 Stunden angemacht. Man geht davon aus, dass wir nach dem Abendessen zu Bett gehen. Alles ist klamm.


Tag 5


Am Morgen platzt Dirk der Kragen. In dem Aufenthaltsraum ist es richtig kalt und die Familie sitzt in der Küche um den Herd . Endlich machen sie auch für uns den Ofen an.

Wenig später brechen wir schon auf nach Dingboche (4410 m). Das Wetter ist klar und wir haben herrliche Aussichten auf die hohen schneebedeckten Gipfel.

Ama Dablam
Man sieht überall Enzian und Edelweiß blühen und wird an die Alpen erinnert. Dagegen wundert es einen, dass hier oben immer noch Kartoffeln und Getreide gedeihen. Wir lernen, dass der Wortteil “Che“ Dung bedeutet und die Wichtigkeit der Yakscheiße betont, die getrocknet und geformt im Winter zum Heizen genommen wird. Wenn Dirk fragt wie weit es denn noch nach oben geht sagt unser Guide „ a little bit up „ (wörtlich: Ein bisschen nach oben, d.h. jetzt wirds richtig steil). 

Zerstörte Brücke
Wir übernachten in der Sherpa Lodge., die gut besucht ist mit Spaniern, Israelis, Deutschen und Chinesen.. Unser Zimmer ist ein Bretterverschlag mit einfachverglastem Fenster. In der Toilette und im Gang haben wir kein Licht. Jedes Tönchen ist durch die Sperrholz dicken Wände zu hören. Für etwa 4 Euro kann man draußen in einem Räumchen warm duschen. Wir beobachten das Spektakel im Innenhof . Zum Heizen benötigt man eine Gasflasche und das Wasser muss auch erst zum Laufen gebracht werden. Der Wirt steht neben der Dusche und bedient die Versorgung. Das Nationalgericht ist Dal Bhat , Reis mit Gemüse und eine Art Linsensuppe - es schmeckt mir und sättigt gut. Dirk schläft wie ein Murmeltier, ich dagegen schlecht. Morgens habe ich Kopfweh, das ich mit 2 Aspirin wieder vertreiben kann. Husten tun wir aber beide kräftig.

Eine Yak Herde auf dem Weg nach oben

Tag 6

An unserem Ruhetag laufen wir in Richtung Chhukung (4730m) . Von hier hat man einen schönen Blick auf den Island Peak (6189m), der wirklich schneebedeckt ist. Außerdem sieht man den Amphulapche (5663m). Jetzt gibt es auch keine Bäume und Anpflanzungen mehr.



Tag 7


Jetzt geht es nach Lobuche auf 4930 Meter. Jede Anstrengung ist härter, weil die Luft jetzt wirklich dünn ist. Ich muss sehr viel auf Dirk warten, der ab einer bestimmten Höhe bei jedem Meter keucht. Die Landschaft ist nur noch karg. Wir kommen an Monumenten vorbei, die an die am Mt. Everest vermissten und gestorbenen Kletterer und Sherpas erinnern.

Gedenkstätte für die Opfer des Mt. Everests

Nach 4- 5 Stunden erreichen wir unsere Unterkunft. Unterwegs haben wir nie gegessen um nicht noch unnötig müde zu werden, jedoch süße Teepausen mussten immer sein. Der Hunger ist ziemlich abhanden
gekommen, besonders bei Dirk. In der Nacht bekommt Dirk schlecht Luft und keucht sogar im Sitzen. Ich gebe ihm ein Diamox, das aber alleine nicht hilft.

Tag 8


Wir beschließen am nächsten Morgen gleich wieder abzusteigen. Die Symptome deuten auf ein Lungenödem hin und damit ist nicht zu spaßen. Bis zum Everest Base Camp wären jetzt noch 4 Stunden und 400 Höhenmeter. Darauf müssen wir verzichten, haben ja die meisten hohen Gipfel schon vorher gesehen und so fällt es uns leicht wieder nach unten zu laufen.  

So kann man es aushalten ...
Dirk braucht ein bisschen länger wegen des“ Schnaufens“, aber es geht und wir machen Station in Pheriche auf nur noch 4270 Meter. Er schläft erst mal und ich suche die Arztstation auf. Wieder haben wir Glück und amerikanische Ärzte haben seit heute eine medizinische Versorgung eingerichtet. Dirk wird untersucht. Die Sauerstoffversorgung ist gut, die Lunge weist keine Geräusche auf , die Temperatur ist auch normal und so sind wir zufrieden. Man sagt uns, wir haben das Beste unter diesen Umständen getan. Das Diamox soll Dirk noch mal einnehmen, es würde das Atmen erleichtern.

Jetzt ist alles wieder gut 


Tag 9


Am Morgen geht es Dirk wieder besser und wir laufen nach Phunke Tenga mit nur noch 3330 Metern. Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe Vietnamesen, die schon vorher mit uns in der selben Unterkunft waren. Sie erzählen mir, dass von ihrer 10er Mannschaft 3 mit dem Hubschrauben nach unten geflogen wurden weil sie im Base Camp gesundheitliche Probleme hatten.Wir schlafen an einem Wasserfall. Licht gibt es im Zimmer diesmal nicht. Dirk und ich sind von dem langen Abstieg vorher aber auch ganz schön erschöpft, so dass wir schon um 19 Uhr schlafen.

Gaby und Kumar beim Abstieg

Tag 10


Es regnet in der Nacht und auch am Morgen nieselt es. Wir haben keine Regenschutz dabei, aber die Shelljacken helfen auch. Der Aufstieg ist beschwerlich und das viele Hinunter laufen belastet die Knie doch erheblich. Aber nach 13,5 km haben wir in Jotrsalle (2850 Meter) eine gute Unterkunft bekommen und der Appetit kehrt wieder zurück.

Es gibt überall Beobachter ...

Jetzt fehlt uns nur noch nach Lukla bergauf zurück zu laufen. Unterwegs kommt uns eine Gruppe entgegen. Ein junger Mann will schneller als die anderen sein und probiert mich talwärts zu überholen. Er fällt nur ein bisschen den Hang hinunter, denn zum Glück bremsen ihn die Sträucher. Hoffentlich ist es ist ihnen eine Lehre, die Abhänge nicht zu unterschätzen. Nach 6 Stunden erreichen wir unsere Lodge, die direkt neben dem Flughafen liegt, der aber nachmittags schon nicht mehr im Betrieb ist. Kurz vorher schmeißt noch ein kleines Kind Steinchen nach uns. Die Eltern stehen daneben und lachen. Dirk schimpft und wir sagen dem Militär Bescheid über den Vorfall und die Eltern werden verwarnt. Wir bekommen am Folgetag um 8 Uhr ein Flug zurück nach Kathmandu.

Tag 11

Diesmal kann ich den Flug besser genießen. Es hat in der Nacht geregnet und der Himmel ist ziemlich klar. Außerdem habe ich den besten Platz im Flugzeug und kann mich mit Filmen ablenken.


Kathmandu hat uns wieder. Es ist sehr schwül und die Stadt wirkt auf einen noch pulsierender als zuvor.

Insgesamt sind wir 110 km gelaufen und haben 5.500 Höhenmeter überwunden.

Ich habe 5 Päckchen Blasenpflaster dabei gehabt und keine einzige Packung gebraucht. Unsere Füße waren nach der Tour wie neu. Wir haben jedoch einige Leute gesehen, die in Flip Flops den Berg hinunter sind, weil ihre Füße wund waren.

Dirks Motto lautet, man braucht gute Schuhe für die Füße und einen guten Führer für die Motivation. Alles andere ist nicht so wichtig beim Bergwandern.  

Nepal - Basis Kathmandu

Am 9.9. verlassen wir China über die Friendship Bridge und machen uns auf den Weg nach Kathmandu. Die hocheffektive Abfertigung auf der chinesischen Seite der Grenze ist auf unserer Homepage ausführlich beschrieben.

Die Friendship Bridge - Grenzübergang China / Nepal
Von der chinesischen Grenze bis Kathmandu sind es 110 Kilometer. Die Straße ist so "gut", dass wir für diese Strecke 4 Stunden benötigen. Immerhin ein Schnitt von mehr als 25 Km/h.

Der Friendship Highway - Die Hauptverbindungsstraße zwischen China und Nepal

Spät abends treffen wir in Kathmandu ein. Gut das wir wissen wo wir hin wollen. Unser Ziel ist das „Hotel Moonlight“. Der Parkplatz und das Hotel werden unsere Basis für die nächsten drei Wochen sein.

Bereits im Januar – auf der CMT – haben wir einen Trek zum Everest Base Camp bei „NepalSocialTreks“ gebucht. Ausschlaggebend war neben dem Preis und der Freundlichkeit des Geschäftsführers Basu Panday, die Zusage, dass das Ogermobil während unserer Zeit in Kathmandu auf dem abgeschlossenen und bewachten Parkplatz des Hotels stehen kann.

Das Hotel liegt im Stadtteil Thamel, dem Touristenviertel.

Zum Hotel an der nächsten Ecke rechts abbiegen

Die Straßen dort sind eng und die Zufahrt zum Hotelparkplatz ist besonders eng. Zeitweise haben wir nur je 3 cm Luft auf der rechten und linken Seite. Dummerweise hängen auch die Stromkabel so tief, dass eines der Kabel sich am Dach des Ogers verhakt und dann mit einem deutlich vernehmbaren Knall abreißt. Basu beruhigt uns aber sogleich. „Das merkt sowieso niemand, dass da ein Kabel weniger ist“ meint er.

Nachdem das Ogermobil glücklich eingeparkt ist, werden wir von Basu erst einmal zu Bier und Pizza eingeladen. Beste Voraussetzungen also, um am nächsten Tag die Vorbereitungen für meinen Kurzausflug nach Deutschland zu treffen.

Nach mehr als 5 Monaten Reisedauer und dem gescheiterten Versuch einen Ersatzreifen per Spedition nach Usbekistan liefern zu lassen, haben wir uns entschlossen, dass ich den Reifen persönlich in Deutschland abhole. Bei dieser Gelegenheit kann ich auch ein neues GPS-Gerät und neue Wanderschuhe mitbringen. Zudem ist es die Chance die Fahrräder - schnellstmöglich - nach Deutschland zu transportieren.

Gedacht, getan. Am 10.09. lasse ich mich von Basu zum Flughafen bringen. Mein Flug nach Frankfurt über Abu Dhabi fliegt um 21:00 Uhr. Gaby bleibt im Hotel und wird sich die Zeit bis zu meiner Rückkehr am 13.09. schon vertreiben können.

Wie erhofft funktioniert alles bestens. Am 13.09. abends bin ich mit den Ersatzteilen wieder in Kathmandu. Nicht nur das; Ich bringe auch noch ein paar Leckereien aus Deutschland mit. Gaby ist – nach der kargen tibetischen Küche - hocherfreut.  

Die nächsten Tage verbringen wir mit Sightseeing und dem Vorbereiten unserer Trekkingtour.

Durbar Square - Kathmandu
Auch das ist Kathmandu - Dreck wohin man sieht
Nepalesische Baustelle
Am 16.9. brechen wir schließlich zum Everest Base Camp auf (siehe Blog: Nepal – Trekking zum EBC).

Nach unserer Rückkehr vom Trek, bleiben wir noch zwei Tage im Hotel. Wir entspannen uns und genießen es wieder einmal ein heißes Bad nehmen zu können. Am 29.9. brechen wir unsere Zelte im "Moonlight Hotel" ab und fahren weiter nach Pokhara.  

Unser Dank gilt Basu Panday von „Nepalsocialtreks“, der nicht nur unsere Trekkingtour perfekt organisiert hat, sondern uns auch die Einrichtungen seines Hotels für drei Wochen kostenfrei zur Verfügung gestellt hat.

Diese Gastfreundschaft werden wir nicht vergessen.