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Donnerstag, 13. Februar 2014

Indien 9 – Darjeeling

Ermüdende 1400 Kilometer sind es von Agra bis nach Darjeeling. In vier Tagen haben wir diese Strecke bewältigt. Überwiegend gute Straßen haben es uns leicht gemacht an den ersten drei Tagen etwa 400 Kilometer pro Tag zurück zulegen. Am vierten Tag fahren wir von der Ebene ins 2100 Meter hoch gelegene Darjeeling. 

Wir wählen die Hauptstraße, den National Highway 56. Die ersten Kilometer geht es wunderschön durch dichte Wälder. Es ist wenig Verkehr. Nach einigen Kilometern überholt uns ein Moped. Der Fahrer ruft bei voller Fahrt „No Way, No Way“. "Was soll das schon wieder ?" - denken wir uns. Wenige Kilometer weiter wissen wir, was er gemeint hat. 

Die Hauptstraße ist gesperrt. Bauarbeiten.

Straßen- und Eisenbahnbau im Darjeeling

Es gibt aber eine Umleitung über ein schmales, steiles Sträßchen. Also legen wir die Untersetzung ein und fahren langsam das Sträßchen hoch. Es kommt wie es kommen muß – Gegenverkehr. Es kommen uns zwei vollbesetzte Jeeps entgegen. Normalerweise kein Problem, auf dieser Straße aber schon. Es gibt eigentlich keinen Platz. Wir drücken uns an die Felswand und die Jeeps manövrieren am Abgrund entlang an uns vorbei. Nach 15 Minuten können wir weiterfahren. Die Straße führt in einen Ort und wird noch schmaler. Rechts ein Laternenpfahl, links ein niedriges Wellblechdach und vor uns wieder einmal Leitungen die uns vor der Windschutzscheibe hängen. Langsam und unter reger Anteilnahme der Anwohner schieben wir uns voran. Nach einem letzten, steilen und engen Anstieg sind wir wieder auf der Hauptstraße. 

Im weiteren Verlauf müssen wir noch eine Baustelle und einen Erdrutsch umfahren. Ansonsten haben wir die Straße fast für uns. Wir können gar nicht glauben, dass so wenig Verkehr ist und niemand nach Darjeeling will. In Kurseong, knapp 30 Kilometer vor Darjeeling löst sich das Rätsel. Von links mündet eine weitere Straße ein. Auf unseren Karten ist diese Straße eine Nebenstraße.

Auf dieser ist jedoch richtig viel Verkehr. Die Einheimischen wissen nun einmal, welches die bessere Alternative ist. Der Trost für uns – auf der Rückfahrt ins Tal müssen wir nicht noch einmal die Umleitung durch das Dorf fahren.

Während der Fahrt nach Darjeeling überqueren wir unzählige Male die Gleise der „Toy Train“. Einer Schmalspurbahn, die vom Tal bis nach Darjeeling fährt.

Die "Toy Train" kurz nach der Eröffnung im Jahre 1881

Die Gleise liegen neben oder auf der Fahrbahn. Wir begegnen jedoch keinem Zug. Später erfahren wir, das die Bahn im Moment nur auf etwa 8 Kilometer Streckenlänge für Touristenfahrten betrieben wird. Der Zugbetrieb ins Tal ist aufgrund der Bauarbeiten und Erdrutsche zur Zeit eingestellt

Darjeeling ist ein richtig großer Ort und verteilt sich über mehrere Hänge. Wie alle indischen Orte erstickt Darjeeling im Verkehr. Aufgrund der Hanglage sind alle Straßen abseits der Hauptstraße steil und es gibt kaum ebene Flächen zum Parken.

Darjeeling - Rathaus

Die Suche nach einem Übernachtungsplatz wird zu einer echten Herausforderung. Unser ursprüngliche Plan, die Übernachtung auf einer Teeplantage, läßt sich nicht umsetzen, da die Zufahrten viel zu klein für das Ogermobil sind. Plan B, die Übernachtung auf dem Hof einer Oberschule, scheitert an den Bedenken des Direktors. Schließlich funktioniert Plan C. Wir können auf dem – nur Mitgliedern vorbehaltenem – Parkplatz des Gymkhana Sportclubs übernachten. Voraussetzung dazu ist, das wir Mitglied im Club werden. Für 250 Rupien pro Tag werden wir für die nächsten Tage temporäre Mitglieder.

Der Club selbst ist 1909 gegründet worden und seitdem hat sich anscheinend nichts verändert. Alles ist alt und heruntergekommen. Im Moment wird jedoch an einigen Stellen renoviert und gebaut. Uns ist es egal. Hauptsache wir haben einen Platz. 

Gymkhana Club Darjeeling - Gegründet 1909
Darjeeling hat drei wesentliche Highlights zu bieten. 

Zum Einen der – bei schönem Wetter – phantastische Blick auf den Himalaya (den bewundern wir am frühen Morgen noch vor dem Frühstück).

Grandioser Blick - aber nur am frühen Morgen

Dann eine Fahrt mit der
"Toy Train" und schließlich der Besuch einer Teeplantage.

Die Fahrt mit dem „Toy Train“ ist wirklich einmalig. Schnaufend, dampfend und zischend setzt sich der Zug unter lautem Hupen in Bewegung. Schon nach weniger als einem Kilometer bleibt er stehen - um Wasser aufzufüllen. 

Toy Train - Der Bahnhof von Ghum

Bei den planmäßigen Fotostops am Batista Loop und in Ghum wird vom Lokführer – wohl außerplanmäßig – intensiv am Antriebsgestänge der Lok geschraubt. Diese ist immerhin schon 101 Jahre alt. Kein Wunder dass der Wartungsbedarf etwas erhöht ist.

Dampflok - Baujahr 1913 

Nach 2 Stunden sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt und entfernen erst einmal den Ruß aus unseren Haaren.

Abschließend besuchen wir noch die „Happy Valley“ Teeplantage, eine der 86 Plantagen im gesamten Tal. Ähnlich wie bei einer Brauereibesichtung erhalten wir eine Einführung in den Produktionsprozess. Die Besichtigung endet mit einer Teeverkostung. Wir verlassen die Plantage mit - für uns – neuen Erkenntnissen über die Teeherstellung und einigen Packungen Tee.

"Happy Valley"  Teeplantage

Morgen machen werden wir Richtung der Grenze nach Myanmar aufbrechen. Die gut 1200 Kilometer wollen wir in fünf Tagen bewältigen.

Freitag, 7. Februar 2014

Indien 8 – Rajasthan und Agra – Touristisches Pflichtprogramm

Von Mumbai ist es – für indische Verhältnisse - nicht allzu weit nach Rajasthan, dem indischen Bundesstaat mit den schönsten Palästen. Für uns bedeutet das, dass wir in den nächsten Tagen das anstrengende touristische Pflichtprogramm zu absolvieren haben, das nahezu jeder Indienreisende im Programm hat.

Geradezu idyllisch gelegen ist Udaipur. Die Stadt liegt - umgeben von Bergen - am Ufer von zwei Seen. Der City Palast, der Monsun Palast und das Lake Palace Hotel sehen aus wie eine ideale Filmkulisse und wurden als solche auch im James Bond Film „Octopussy“ eingesetzt.

Udaipur - Lake Palace Hotel

Die Besichtigung des weitläufigen Gelände des City Palastes verläuft total „unindisch“. Wir schlendern gelassen über das Gelände, es herrscht kein Krach, man muß nicht ständig aufpassen nicht überfahren zu werden und es ist geradezu penibel sauber. 

Udaipur - City Palace
Die Gebäude sind äußerst beeindruckend. Wir bekommen den Hauch einer Ahnung davon, in welchem Überfluß die Maharadschas gelebt haben.

Die Krönung ist die Fahrt mit dem Boot auf dem See. Bis auf das Tuckern des Außenborders ist nichts zu hören......himmlisch. Etwas übertrieben finden wir nur die Sicherheitsmaßnahmen, denn das Wasser ist nur etwa 2 Meter tief.

Safety First

Mit der Ruhe ist es jedoch vorbei, sobald man den eingezäunten Palastbereich verläßt. Der Lärm ist wieder da; willkommen zurück in der indischen Alltagswelt.

Ähnlich wie in Udaipur ist es in Jaipur. Auch hier heißt das wichtigste Gebäudeensemble wieder City Palast. Im Unterschied zu Udaipur wird dieser Palast von den Nachfahren der Herrscher jedoch noch teilweise bewohnt und befindet sich in einem erstklassigen Zustand.

Jaipur - City Palace
Noch schöner als der City Palast ist jedoch das Amber Fort, welches etwa 11 Kilometer außerhalb der Stadt auf einem Bergrücken thront. Man kann stundenlang durch die verschiedenen Gänge, Höfe und Tunnel laufen und findet immer wieder neue phantastische Ausblicke.

Amber Fort
Leider sind wir hier – wie auch in den City Palasten - nicht alleine unterwegs. Tausende anderer Touristen bevölkern die Paläste zur selben Zeit, was das Erlebnis doch etwas beeinträchtigt.

Falls wir in unserem jugendlichen Leichtsinn gedacht haben sollten, dass die Anzahl der Touristen in einer Anlage nicht mehr steigerungsfähig sei und wir somit das Schlimmste hinter uns haben, werden wir ein paar Tage später in Agra eines besseren belehrt.

Wir besuchen das Taj Mahal.


Das Taj Mahal steht am nördlichen Rand einer weitläufigen Parkanlage, die über drei Tore betreten werden kann. An allen drei Toren stehen lange Warteschlangen schwitzender Menschen.

Ungefähr 30.000 Menschen besuchen das Taj Mahal täglich. Menschen über Menschen. Schlangen und Gruppen wohin man schaut. Zum Glück ist das Taj Mahal etwa 90 Meter hoch, so ragt es aus der Masse wenigsten heraus. Manchmal hat man das Gefühl, in einem Ameisenhaufen unterwegs zu sein.

Das Bauwerk ist aber auch beeindruckend. Die perfekte Symmetrie, die sehr gute handwerkliche Ausführung und der unheimlich schöne weiße Marmor mit den filigranen Einlegearbeiten. Das Taj Mahal ist einfach eine perfekte Komposition. 

Taj Mahal - Perfekte Symmetrie

Neben der Besichtigung des Taj Mahal's haben wir in Agra auch noch ein technisches Problem beheben können.

In Holperstart hatten wir ja ausführlich über unser Kühlerlüfterrad berichtet. Da es in Indien nicht einen Ivecohändler gibt, haben wir uns ein neues Lüfterrad bei Erich Christ bestellt. Heute haben wir es bei DHL abholen können und es unverzüglich eingebaut. 

Es ist doch schon sehr beruhigend, wenn die Kühlung des Ogermobils wieder voll belastbar ist. Insbesondere, da wir in den nächsten Tagen in die Berge - nach Darjeeling - fahren werden.

Sonntag, 2. Februar 2014

Indien 7 - Mumbai Teatime

Wir sind in Mumbai, die Stadt die bis 1996 noch Bombay hieß. Eine Stadt mit 16 Millionen Einwohnern und einer langen Geschichte.

Mumbai ... Krasse Gegensätze

Die Geschichte interessiert uns zunächst wenig. Unsere wichtigste Aufgabe ist die Suche nach einem Übernachtungsplatz für die nächsten Tage. Wir fahren in die nördlichen Vororte der Stadt. Dort haben sich neben dem Flughafen auch einige der großen Hotelketten angesiedelt. Gleich beim ersten Versuch werden wir fündig. Wir können auf dem Parkplatz des JW Marriott Hotels übernachten. Der Platz ist eingezäunt und relativ ruhig. Die nächste Bahnstation ist nur etwa zwei Kilometer entfernt und mit dem Tuk-Tuk leicht zu erreichen.

Mumbai ist die Stadt in Indien, in der die Kolonialgeschichte noch sehr gut sichtbar ist. Der Südteil der Stadt ist geprägt von den viktorianischen Bauten der Engländer. Egal ob Universität, Museen, Bahnhöfe oder Gerichtsgebäude, alle diese Bauten könnten auch in London stehen. 

Vor der Victoria Station

Beherrscht wird die Szenerie vom bekanntesten aller Hotels in Indien, dem Taj Mahal Palace. Der ideale Ort für einen echten Darjeeling Nachmittagstee.

Das taj Mahal Palace Hotel

Doch zunächst müßen wir erst einmal von unserem Übernachtungsplatz in die Stadt fahren. Das schnellste Verkehrsmittel dazu ist die Vorortbahn. Die Angestellten im Hotel klären uns über das Erlebnis „Bahn fahren in Indien“ auf. Grundsätzlich sind die Züge immer voll. Als Europäer sollten wir die 1.Klasse nutzen, da es in den Abteilen der 1.Klasse etwas mehr Platz gibt. Dies gilt allerdings nur außerhalb der Hauptverkehrszeit. Zur Stosszeit – der Begriff ist wörtlich zu verstehen - am Morgen und am späten Nachmittag sollten wir besser nicht fahren, da es dann sehr voll ist und die Leute sich gegenseitig in die Züge hinein- und hinausschieben. Die gute Nachricht ist, dass die Züge im Abstand von wenigen Minuten kommen.

Das kann ja heiter werden ...

Gut informiert und frohen Mutes fahren wir – außerhalb der Stoßzeit - mit der Autorikscha zum Bahnhof, kaufen dort eine Dreitageskarte 1.Klasse für immerhin fünf Euro und „schwimmen“ mit dem Strom der Pendler auf den Bahnsteig. Der erste Zug kommt umgehend. Wir sehen sofort, dass wir mit diesem Zug nicht fahren wollen. Er ist so voll, dass die Leute Außen am Zug hängen.

Warten auf den nächsten Zug

Wir warten auf die nächste Bahn. Schon nach wenigen Minuten läuft diese ein. Dieser Zug ist deutlich leerer. Wir quetschen uns ins Abteil und finden sogar einen Sitzplatz. Wenige Stationen später ist der Zug ebenfalls überfüllt. Die Passagiere stehen dicht an dicht. Die Frischluftventilatoren laufen auf Hochtouren und jeder scheint ein Smartphone dabei zu haben auf dem er herumspielt.

Nach 45 Minuten in dieser Sardinenbüchse erreichen wir die Endstation. Von unserm Nachmittagstee trennt uns nun nur noch ein kleiner Stadtspaziergang im Verkehrsgewühl.
Gaby läßt sich von mir bereitwillig an die Hand nehmen und wie ein kleines Kind über die äußerst belebten Straßen führen.

Schlußendlich erreichen wir das Taj Mahal Palace Hotel. Seit den Anschlägen von 2008 ist das Hotel gesichert wie eine Festung. Das Hotel wurde frisch renoviert und ist traumhaft.

Gleich ist Teatime ..

In der Tealounge – der Name ist Programm – ist nun endlich Teatime für uns. In britisch distinguierten Ambiente geniessen wir die Aussicht über die Bucht von Mumbai und unseren Darjeeling Tee.

Gateway to India ... der Platz vor dem Hotel

Nach 90 Minuten entspanntem Teegenuß laufen wir auf dem Marine Drive zurück zum Bahnhof. 

Mumbais "Corniche" ist der Marine Drive

Die Bahn zu unserem Übernachtungsplatz wartet auf uns. Dummerweise hat jetzt schon die nachmittägliche Hauptverkehrszeit begonnen....