Seiten

Mittwoch, 20. Juli 2022

Irak 9 – Irak-Kurdistan


Von Tikrit nach Kirkuk sind es etwa 120 - einfach zu fahrende - Kilometer. Wenige Checkpoints. Wieder kommen wir schnell voran. Ab Kirkuk ändert sich vieles. Die Militärpräsenz lässt nach. Die Preise steigen. Diesel kostet in Kirkuk doppelt soviel wie in Bagdad. Auch die Lebensmittel sind etwas teurer.

Bis nach Irak-Kurdistan sind es noch etwa 40 Kilometer. Der Checkpoint der die beiden Landesteile trennt liegt in Altin Köprü und ist ausgebaut wie eine internationale Grenze. Es dauert jedoch nur 10 Minuten bis wir weiterfahren können. Wir sind nun in Irak-Kurdistan und fühlen uns wie in einem anderen Land. Wie wir später feststellen, unterscheidet sich Irak-Kurdistan kaum von der Osttürkei. Sowohl landschaftlich, als auch von der Mentalität der Bevölkerung ist vieles ähnlich.

Typische Landschaft in Irak-Kurdistan 
Das Preisniveau – für alles – ist, verglichen mit dem Zentralirak deutlich höher. Dafür gibt es aber auch eine größerer Auswahl in den Geschäften. Diesel kostet jetzt zwischen 900 und 1500 IQD/L und ist an jeder Tankstelle erhältlich.

In den nächsten Tagen finden wir jeweils sehr einfach Stellplätze zum Übernachten. In Erbil stehen wir auf dem Parkplatz des Shanadar Parks. Danach irgendwo in der Natur. Wir müssen nicht mehr fragen, sondern können uns einfach einen Platz suchen, hinstellen und übernachten.

Shanadar Park - Übernachtung in Erbil
Auch die – nunmehr relativ wenigen - Checkpoints haben sich völlig verändert. Sie sind nur mit wenig Personal besetzt und es geht immer sehr schnell diese zu passieren. Entweder werden wir durchgewunken oder es reicht ein kurzes Plaudern und wir können weiterfahren.

Übernachtungsplatz in Irak-Kurdistan

Übernachtung am Dohuk Stausee

Kurzum, die Lage in Irak-Kurdistan wirkt ziemlich entspannt. So entspannt, dass wir auf einmal wieder auf Radarfallen aufpassen müssen, denn die Polizei kann ihre Zeit jetzt offensichtlich mit der Jagd auf Geschwindigkeitssünder anstatt mit der Suche nach versprengten IS-Anhängern verbringen. Willkommen zurück in der Normalität.

In den Städten (Erbil, Dohuk) sieht man deutlich die Fortschritte im Wiederaufbau. Vieles wirkt neu und modern. Ein krasser Gegensatz zum Zentralirak.

Erbil - Shanadar Park und moderne Hochhäuser
Wir verbringen ein paar Tage in Kurdistan bis wir in die Türkei weiterfahren. Der Grenzübergang zwischen Irak-Kurdistan und der Türkei, Ibrahim Khalil, ist für irakische Grenzübergänge, gut organisiert. Alles liegt eng beieinander. Wir haben keinen Marathon zwischen den verschiedenen Schalter zu absolvieren. Obwohl der Grenzübergang gut frequentiert ist, sind wir schnell ausgereist. In der Türkei geht es dann noch zügiger. Für die gesamte Prozedur brauchen wir weniger als 2 Stunden.



Unser Fazit nach 10 Tagen Zentral- und Nordirak.

Zentralirak

Touristisch ist der Zentralirak - im Gegensatz zum Südirak - wenig prickelnd. Bagdad ist einen kurzen Aufenthalt wert. Der Schrein in Samarra ist – verglichen mit dem Schrein in Nadschaf – nicht so außergewöhnlich. Ansonsten gibt es keine - uns bekannten - touristisch interessanten Orte im Zentralirak.

Als Transit vom Süden (arabische Halbinsel, Israel, Jordanien, Afrika) zurück nach Europa ist die Strecke durch den Zentralirak eine brauchbare (und wahrscheinlich auch kostengünstigere) Alternative zum Schiffstransport. Voraussetzung ist, das man sich nicht an der permanenten Präsenz bewaffnetem Sicherheitspersonals stört und die vielen Checkpoints mit der nötigen Gelassenheit ertragen kann. Sehr positiv fanden wir die Freundlichkeit der Iraker gegenüber uns als Touristen. Das hat uns sehr geholfen die nötige Gelassenheit (z.B an den Checkpoints) zu entwickeln und zu konservieren.


Irak - Kurdistan

Als Urlaubsziel hat Irak-Kurdistan nicht viel zu bieten. Die Landschaft ist ganz schön. Es gibt jedoch nichts wirklich Spektakuläres zum Ansehen. Die Osttürkei ist da wesentlich interessanter und abwechslungsreicher

Zudem ist die Anfahrt nach Irak-Kurdistan sehr lang und das Visa (für Kurdistan) inkl. Genehmigung für das Auto deutlich zu teuer.

Deshalb ist Irak-Kurdistan – nach unserer Meinung – auch nur im Rahmen des Transits nach Europa interessant.


Samstag, 16. Juli 2022

Irak 8 – Von Bagdad nach Tikrit

Samarra liegt rund 70 Kilometer nordwestlich von Bagdad und damit ziemlich direkt auf unserem Weg Richtung Irak-Kurdistan. Samarra ist sehenswert wegen des Schneckenminaretts der Malwiya Moschee und wegen des Schreins von Iman Ali al-Hadi.

Im Vorbeigehen sehen wir uns noch das Märtyrermonument in Bagdad an, wobei „Vorbeigehen“ durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Als wir nach intensiver Suche die, nicht beschilderte, Zufahrt zum Monument gefunden haben und das Ogermobil auf dem Parkplatz abgestellt haben, bellt uns ein unfreundlicher Wächter an, dass das Monument geschlossen ist. Wir können das nicht ganz glauben, denn das Tor steht auf und wir sehen auch Leute am Monument umherwandern.

Uns ist es egal. Fotos können wir auch aus 50 Meter Entfernung machen.

Bagdad - Märtyrer Monument

Weiter geht es. Doch bevor wir richtig in Schwung kommen wollen wir noch tanken.

Das Tanken gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet. Denn entweder haben die Tankstellen gar kein Diesel, oder es steht eine lange Schlange LKW’s an.

Endlich sehen wir eine – ziemlich neue, moderne Tankstelle mit Dieselzapfsäule und ohne LKW-Schlange.

Wir bekommen auch anstandslos den Tank gefüllt. Leider aber nur einen unserer beiden Tanks. Es wäre verboten mehr als einen Tank zu füllen erklärt uns der Tankwart. Der Preis für den Diesel ist OK. 500 IQD (~ 0,33 €/Liter).

Wir fahren weiter zur nächsten Tankstelle mit und ohne (siehe oben). Erst will man uns gar nicht betanken, dann nur 30 Liter, 40 Liter, 50 Liter...nach 15 Minuten ist der Tankwart bereit den Tank komplett zu füllen. Weitere 10 Minuten dauert es den Preis von 700 IQD/Liter auf 500 IQD/Liter zu verhandeln.

Jetzt geht es aber wirklich los und wir fahren nach Samarra. Die 70 Kilometer sind schnell zurückgelegt. Das Straßenbild ist ähnlich wie bisher. Einige Checkpoints, Ruinen und ordentlich Müll beidseits der Straße.

Typisches Straßenbild nördlich von Bagdad

Samarra selbst ist eher enttäuschend. Der Schrein ist ganz schön, jedoch deutlich weniger imposant und besucht als der Schrein in Nadschaf. 


Samarra - Eingang zum Iman Ali al-Hadi Schrein

Samarra - Gebetshalle im Schein

Samarra - Der Schrein


Zudem ist es wieder äußerst heiß. Wenigstens gibt es auf dem Weg zum Schrein viele Wasserstellen an denen wir uns mit köstlich kaltem Wasser erfrischen können.

Wie ausgestorben - Der Zugang zum Schrein während der Mittagszeit


Die Malwiya Moschee soll 25000 IQD/Person (~ 16 €) Eintritt kosten. Dafür darf man dann das Minarett besteigen. Wir verzichten und machen mal wieder Fotos vom Eingang aus (Heute unsere Spezialität).

Malwiya Moschee - Schneckenminarett

Unser letztes Ziel für heute soll der Al-Ashiq Palace sein. Das Schloss wurde um 880 errichtet und in den 1980`Jahren restauriert. Es sieht schon von der Straße imposant aus. Was uns stutzig macht, ist das es nur eine sehr staubige, unebene Zufahrt und einen Militärposten am Schloss gibt. Niemand verlangt Eintritt…

Al Ashiq Palace - Fassade

Kaum angehalten kommt ein bewaffneter Soldat und will uns bei der Besichtigung begleiten. Nach der Besichtigung fragen wir, ob wir hier übernachten können. Das ist ein Problem. Sofort wird wieder telefoniert... 

Besichtigung mit Begleitung

Etwas später kommt ein Humvee mit zwei Offizieren an Bord angefahren. In gebrochenem Englisch wird uns erklärt, dass die Gegend in der Nacht unsicher sei. Wir sollten nach Tikrit oder Kirkuk fahren. Dort wäre es sicher.

Wir machen jetzt erst mal Kaffeepause um zu überlegen was wir tun sollen. Die Soldaten versorgen uns mit Tee und Wasser, bleiben aber vor Ort.

Kaffeepause am Al Ashiq Palace

Wir entscheiden uns nach Tikrit, dem Heimatort Saddam Husseins und Sitz seines Clans, zu fahren. Das sind nur 40 Kilometer und vielleicht finden wir einen schönen Platz am Tigrisufer. Wir verabschieden uns und fahren los. Die 40 Kilometer gehen wieder schnell, da der erste Checkpoint erst unmittelbar vor Tikrit liegt.

Im Ort wollen wir zur „Grünen Kirche„ am Tigrisufer fahren. Geht leider nicht, da der Bereich jetzt Teil eines Militärgeländes ist.

Wir fragen die Soldaten wo wir denn übernachten können. Wieder wird viel telefoniert. Dann die Entscheidung. Wir sollen einem Militärjeep folgen, der bringt uns zu einem schönen Platz.

Gesagt getan. Wir folgen dem Jeep, was gar nicht so einfach ist, denn die Soldaten geben ordentlich Gas im nachmittäglichen Stoßverkehr. Nach einer Viertelstunde und einem weiteren Checkpoint verlässt uns der Jeep mit der Anweisung einfach weiter geradeaus zu fahren. Wiederum: gesagt getan. Nach einem weiterem Kilometer stehen wir am Tigris. Vor uns ein Picknickplatz, mit Badestrand. Einige Leute fahren mit Motorbooten und Jetskis auf dem Tigris, andere schwimmen im Tigris.

Der Platz ist super und wir richten uns für die Nacht ein.

Wir haben jedoch nicht mit der Gastfreundschaft der Iraker gerechnet. Kaum ist es dunkel, da kommt ein Fischer mit seiner kleinen Tochter vorbei. Er hat uns stehen sehen und lädt uns ein bei ihm zu Hause zu übernachten. Das wäre viel besser als hier am Wasser. Bei ihm gibt es Abendessen und eine Klimaanlage. Dafür gibt es keine Mücken…..Schlussendlich geben wir seinem Drängen nach und folgen ihm zu seinem Haus.

Abendessen mit der Fischerfamilie 1


Abendessen mit der Fischerfamilie 2

Abendessen mit der Fischerfamilie 3

Es hat nicht zu viel versprochen. Trotz der Sprachbarriere wird es ein schöner Abend mit der Fischerfamilie.


Am nächsten Morgen .... Dichter Nebel über dem Tigris

Am nächsten Morgen, nach einer Nacht mit Klimaanlage und ohne Mücken (wie versprochen) verabschieden wir uns und machen uns im dichten Nebel auf den Weg nach Irak-Kurdistan.

 Vom Nebel verhüllt - Die Ruinen der Residenzen des Saddam Clans




Donnerstag, 14. Juli 2022

Irak 7 – Bagdad

Das Hotel hat seinen Zweck erfüllt. Wir haben gut geschlafen und freuen uns auf die Besichtigung von Bagdad. Es soll wieder ein heißer Tag mit Temperaturen von mehr als 45°C werden, also frühstücken wir sehr früh und nehmen uns ein Taxi in das Zentrum.

Das ist gar nicht so einfach, da die Taxifahrer – zumindest die, die wir angehalten haben, alle kein Englisch sprechen, und es so direkt kein Zentrum in Bagdad gibt. Wir lassen uns zum Tahrirplatz fahren. Der Platz ist jedem bekannt, aber nicht sonderlich attraktiv. Das berühmte Denkmal der Freiheit ist auch noch eingerüstet, so dass es nichts zu sehen gibt.

Denkmal der Freiheit am Tahrirplatz

Tahrirplatz

Aber heute ist Freitag, d.h. Wochenende und auf der
Al Rasheed Straße ist Wochenmarkt.

Der Markt zieht sich über eine Länge von 2 Kilometern bis zum Souk

Es wird alles verkauft, was sich wohl verkaufen lässt. Von Elektronik, über Kleidung, Schuhen und Lebensmitteln bis zu lebenden Hühnern und Schafen.

Wochenmarkt - Es gibt praktisch alles, auch Schafe und Ziegen

Die Massen schieben sich über den Markt, ungefähr so wie beim Münchner Oktoberfest, nur ohne Bier. Die Händler preisen ihre Waren mit Megafonen an, und das natürlich gleichzeitig. 

Wochenmarkt - Den Rucksack hat man besser im Auge

Ein ohrenbetäubender Krach, dazu noch der Geruch der Tiere und die Schweiß-ausdünstungen der Besucher. Kurzum , Schwerstarbeit für die Sinnesorgane.

Wochenmarkt - Gedränge wohin man schaut

Auch hier wieder Militär und Polizei an jeder Ecke.

Wochenmarkt - An den großen Plätzen kommen auch noch Autos dazu

Gegen Mittag erreichen wir den Bazar der Kupferschmiede Leider ist vom ursprünglichen Glanz nicht mehr viel übrig und nur wenige Händler bieten ihre Produkte an. Wir suchen nach einem Souvenir für zu Hause und werden nach einiger Zeit auch fündig. Wie üblich auf arabischen Basaren dauert die Verhandlung über den Preis eine Weile. Am Ende werden wir uns handelseinig und sind nun stolze Besitzer zweier gebrauchter Kupfertabletts.

Kontrast - Der Souk ist menschenleer, jedoch nicht überall ...

... der eine oder andere Tourist sucht den Weg

Nicht weit vom Basar befindet sich am Ufer des Tigris, das Bagdhadi Museum. Ein Heimatmuseum in dem Szenen aus dem städtischen Leben Bagdads mit Wachsfiguren dargestellt sind. Das Museum erfreut sich nicht nur großer Beliebtheit bei den Einheimischen, sondern auch uns gefällt es.

Bagdhadi Museum - Beschneidungszeremonie

Bagdhadi Museum - Kaffeehaus im alten Bagdad

Bagdhadi Museum - Hahnenkampf

Danach bummeln wir noch durch die Straße der Buchhändler bevor die Hitze ihren Tribut fordert und wir am frühen Nachmittag mit dem Taxi ins Hotel zurückkehren.

Tigrisufer an der Straße der Buchhändler

Auf der Rückfahrt wollen wir noch Bargeld am Geldautomaten holen. Ein Unterfangen an dem wir kolossal scheitern. Der erste Automat verlangt unverschämte Gebühren, der nächste nimmt keine Visa-Karte und die nächsten vier funktionieren nicht. Wenigstens haben wir noch das Wechselgeld von der Grenze, so dass wir unseren Taxifahrer bezahlen können.

Am Abend gehen wir noch Essen. Unser Hotel liegt gar nicht so schlecht, denn in nur 2 Kilometer Entfernung soll eines der guten Restaurants Bagdads am Ufer des Tigris liegen. Da uns langsam das Bargeld ausgeht laufen wir zum Restaurant und klappern weitere Geldautomaten ab.

Wieder ohne Erfolg. Als wir schon aufgeben wollen, geschieht das Wunder des Tages.

Im Restaurant stehen – völlig überraschend - zwei Geldautomaten, von denen einer anstandslos Bargeld ausspuckt.

Und das Restaurant hält was es verspricht. Das Ambiente ist toll, das Essen sehr gut. Was für ein Kontrast zum Vormittag auf dem Markt.

Tagesausklang - Abendessen mit Stil

Nach dem Essen fahren wir mit dem Taxi zurück zum Hotel (wir haben ja jetzt wieder Bargeld). Wieder werden wir von der Großzügigkeit vieler Iraker überrascht, denn der Taxifahrer verzichtet auf den ausgehandelten Fahrpreis und schenkt uns die Fahrt.

Nach dem anstrengenden Tag in brütender Hitze (die Wettervorhersage hat gestimmt) fallen wir in unserem wohltemperierten Zimmer todmüde, aber zufrieden ins Bett. Morgen verlassen wir Bagdad und fahren Richtung Norden nach Samarra

Montag, 11. Juli 2022

Irak 6 – Jordanische Grenze bis Bagdad

Der Grenzübertritt ist mal wieder eine Geschichte für sich, die ich bereits ausführlich auf unserer Homepage geschildert habe.

Es ist auf jeden Fall richtig, eine Übernachtung auf dem Gelände des Grenzübergangs einzuplanen, da die Straße von der Grenze nach Bagdad ab 16:00 Uhr geschlossen ist.

Die nächtliche Schließung der Straße ist darin begründet, dass es schlicht zu gefährlich ist den Westen des Iraks in der Nacht zu durchqueren.

Da sowieso niemand mehr den Grenzübergang vor morgen früh verlässt, haben alle die Ruhe weg. Um 14:30 Uhr wird eine ausgiebige Mittagspause eingelegt. Erst um 17:00 Uhr öffnen die diversen Büros wieder.

Mittagspause - Wenigstens haben wir einen schönen Platz für ein Nickerchen


Wir sind gegen 19:00 Uhr fertig mit dem ganzen Papierkram, der Zoll arbeitet jedoch bis in die Nacht und fertigt die LKW’s ab, die morgen früh ebenfalls in den Irak wollen. Der Grenzübergang hat alles was man zum Übernachten benötigt. Platz, Essensstände und auch WC’s.

Irakische Grenze - Platz zum Übernachten gibt es genug

Morgens, kurz vor 8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Vor uns liegen 550 Kilometer bis zum Hotel in Bagdad. Nach unseren Erfahrungen aus dem Süden des Iraks sind wir nicht sicher ob wir diese Strecke an einem Tag schaffen können, oder ob uns die diversen Checkpoints zu sehr aufhalten werden.

Der Tag lässt sich gut an. Die Autobahn ist in sehr gutem Zustand und wir kommen schnell voran. Es gibt nichts was uns aufhält. Wenig Verkehr und zunächst auch keine Checkpoints. Dafür ist die Autobahn extrem durch das Militär gesichert. Alle 2-3 Kilometer (in Sichtweite) befindet sich eine befestigte Garnison neben der Autobahn. Manchmal zusätzlich noch bewaffnete Humvees zwischen den Garnisonen. 

In Sichtweite -  kleinere Garnison oder ...

... größere Militäranlage oder ...

... Humvees


Alles was als Sichtschutz dienen könnte ist im Bereich der Autobahn entfernt. Es gibt weder Schilder, noch Leitplanken. Die wenigen Brücken über die Autobahn sind mit Militär besetzt und die dazugehörigen Auf-und Abfahrten mit Sandwällen blockiert. Es gibt keinen Punkt an dem man unbeaufsichtigt halten oder auf die Autobahn auffahren könnte.

Gesicherte Brücke

Nach 135 Kilometern, unter einer Brücke der erste Checkpoint. Erstaunlich schnell werden wir durchgewunken. Direkt dahinter die erste Tankstelle und die Überreste einer Raststätte mit funktionierendem WC. Fast jedes Fahrzeug hält hier an, damit die Passagiere einem dringendem Bedürfnis nachgehen können.

Dann wieder freie Fahrt. Alles wie gehabt. Der nächste Checkpoint nach weiteren 135 Kilometern. Auch hier geht es relativ zügig. Diesmal dauert es 20 Minuten bis wir weiterfahren können.


Keine Leitplanken, dafür ausgebrannte Wracks

Langsam steigt unsere Zuversicht, dass wir die gesamte Strecke heute schaffen. Wir haben etwa die Hälfte der Entfernung geschafft und es ist noch nicht einmal 12:00 Uhr.

Bis zum dritten Checkpoint sind es diesmal nur 85 Kilometer.

Hier wird es jetzt schwierig, denn ein Vorgesetzter der Soldaten ist der Meinung, dass wir für Die nächsten Kilometer einen bewaffneten Begleitschutz brauchen würden.

Wir sollen so lange warten bis die Eskorte eintrifft, dauert nur 5-10 Minuten, und dann geht es gleich weiter. Aus 5 Minuten werden 10, dann 30, schließlich 1 Stunde und dann nach 2,5 Stunden trifft der Begleitschutz tatsächlich ein. Während der Wartezeit ist unser Optimismus wieder deutlich gesunken. Wir haben jetzt ernsthafte Zweifel ob wir noch vor Sonnenuntergang in Bagdad ankommen können.

Wir fahren jetzt hinter unserem Begleitschutz (1 Jeep mit Fahrer, Offizier und bewaffneten Soldaten) her. Nach weiteren 75 Kilometern (insgesamt 430 Kilometer von der Grenze) erreichen wir den nächsten Checkpoint in der Nähe der Euphratbrücke. Dank unseres Begleitfahrzeuges passieren wir den ohne Aufenthalt. Kurz danach erklärt uns der Offizier, das wir ab hier wieder alleine fahren können.

Ab der Euphratbrücke - Spuren der früheren Auseinandersetzungen
Der letzte Checkpoint markiert auch das Ende der besonders gesicherten Strecke. Bis zu unserem Hotel sind es noch knapp 130 Kilo
meter und es ist halb vier. Ab jetzt gibt es auch wieder Ein- und Ausfahrten, sowie lokalen Verkehr und deutlich mehr Checkpoints. Es geht also langsamer voran. Nach weiteren etwa 6 Checkpoints (irgendwann habe ich das Zählen aufgegeben), mit entsprechenden Wartezeiten sind wir um halb sieben tatsächlich in Bagdad am Hotel und können das Ogermobil auf dem bewachten Hotelparkplatz abstellen.

Geschafft -  Wir sind am Hotel in Bagdad angekommen

Ein langer Tag geht zu Ende. Wir sind froh das alles gut finktioniert hat. Morgen werden wir uns Bagdad ohne Zeitdruck ansehen .

Samstag, 9. Juli 2022

Jordanien 2 – Erdbeerbowle

Nach Petra fahren wir nach Norden. Wir legen kurze Zwischenstops in Kerak -zur Besichtigung der Kreuzfahrerburg - und am Toten Meer – für ein kurzes Bad – ein. 

Kerak - Eingang der Kreuzfahrerburg

Kerak - Großer Rittersaal

Totes Meer - Sieht erfrischender aus als es ist ...

Totes Meer - Untergehen kann man nicht, aber auch nicht schwimmen

Das Bad im Toten Meer ist alles andere als erfrischend, dafür können wir die nach dem Bad getrocknete Badehose in die Ecke stellen. Sie ist durch das Salz so steif, dass sie von alleine stehen bleibt.

Wir übernachten am Mount Nebo. Der Berg von dem Moses das heilige Land erblickt haben soll und danach gestorben ist. Ob das stimmt wissen wir nicht, jedoch ist zumindest der Blick auf die Westbank, Israel und Jerusalem äußerst beeindruckend.

Mount Nebo - Frühstück mit Aussicht

Zwei Dinge rücken jetzt immer näher. Die Irakische Grenze und Gabys Geburtstag. Wer uns kennt, weiß dass es traditionell Erdbeerbowle zur Feier des Geburtstags gibt. Die Ingredienzien zur Bowle (Wein, Sekt und Erdbeeren) wollen wir in Amman besorgen. Wein und Sekt sind nicht schwer zu bekommen, aber extrem teuer. Schwierig gestaltet sich die Suche nach Erdbeeren. Schließlich werden wir im größten Carrefour-Markt Jordaniens fündig. Die Bowle ist gesichert.

Wir müssen auch noch zur irakischen Botschaft in Aman. Im Internet tauchte das Gerücht auf, das es an der Grenze zwischen Jordanien und Irak keine Visa-on-arrival (VOA) mehr geben würde. Wir glauben das zwar nicht, werden aber auf der Botschaft nachfragen ob sich die Bestimmungen während unserer Reise geändert haben.

Wie wir gehofft haben, ist das Gerücht nichts weiter als ein Gerücht. Nichts hat sich geändert es gibt weiterhin VOA’s an der Grenze. Wir bekommen auch noch die Handynummer des Konsuls – für den Fall das es Probleme gibt – mit auf den Weg.


Wir besichtigen noch die berühmten Wüstenschlösser, die dankenswerter Weise wie Perlen an unserer Route aufgereiht sind. Zuerst Qasr Al Kharana, dann Qasr Amra und schließlich Qasr Azraq. 

Qasr Al Kharana ist gut erhalten und vom Dach hat man einen guten Blick auf die Umgebung.

Qasr Al Kharana - Weithin sichtbar in der Wüstenebene

Qasr Al Kharana - Blick vom Dach

Qasr Al Kharana - Schattiger Innenhof

Qasr Amra war dein Jagd- und Lustschloss. Das Schloss ist ziemlich klein, hat aber sehr gut erhaltene Wandmalereien mit Jagdszenen, sowie auch nicht jugendfreien Darstellungen.


Qasr Amra - Klein aber fein

Qasr Amra - Da staunt dieFachfrau und der Laie wundert sich

Qasr Amra - Wandmalereien

Qasr Azraq, das schwarze Schloss ist aus grob behauenen Basaltblöcken gebaut und diente zeitweilig als Unterschlupf von Lawrence von Arabien.

Qasr Azraq - Das schwarze Schloss

Nach den Besichtigungen können wir uns Gabys Geburtstag widmen. Zur Feier des Tages bereite ich ein köstliches Omelett zum Frühstück, und grille leckere Hamburger zum Mittagessen (
köstlich und lecker sind kein Eigenlob, sondern die Bewertung durch meine Fachfrau für Küchenfragen). 

Einsames Plätzchen für die Geburtstagsfeier

Der Mann vom Grill bei der Arbeit

Den krönenden Abschluss am Abend bildet die nicht nur extrem teure, sondern auch extrem gut schmeckende Bowle am Abend. Leider schmeckt die Bowle nicht nur uns, sondern auch den - geschätzt - 10.000 Fliegen um uns herum, so dass wir die Bowle lieber im Auto trinken.

Köstliche Bowle im Thermobecher

So gut gestärkt, machen wir uns am nächsten Morgen auf die verbleibenden 200 Kilometer bis zur Grenze. Die Straße ist erstaunlich gut, so dass wir bereits gegen Mittag am Grenzübergang ankommen.