Zwischen Odessa und
Georgien verkehren standardmäßig, in unregelmäßigen Abständen
LKW-Fähren der Ukrainischen Fährgesellschaft Ukrferry
(ukrferry.com/en/).
Wir buchen uns eine
Überfahrt nach Batumi für den 9.2.22. Abfahrt soll um 20:00 Uhr
sein. Die Ankunft in Batumi zwei Tage später (11.2.) um 18:00 Uhr.
Die Buchung über
das Internet ist kein Problem. Am Tag vor der Abfahrt holen wir unser
Ticket im Büro von Ukrferry in Odessa ab. Wir sollen am nächsten
Mittag um 14:00 Uhr pünktlich am Hafen von Chornomorsk sein. Soweit so gut.
Ein
Problem sind die Einreiseregeln von Georgien. Wir benötigen für die
Einreise nach Georgien, trotz vollständiger Impfung, einen PCR-Test
der nicht älter als 72 Stunden ist. Die 72 Stunden werden vom Datum
der Probenentnahme bis zur Ankunft in Batumi gerechnet. Da das Schiff
schon fast 48 Stunden für die Überfahrt benötigt und das Testergebnis
erst 24 Stunden nach Probenentnahme vorliegt, ist es nahezu unmöglich
zur Einschiffung ein Testergebnis vorzulegen, welches bei Ankunft
jünger als 72 Stunden ist.
Das Dilemma löst
sich dadurch, das bei der Einschiffung lediglich ein Nachweis über
die Durchführung des Tests vorliegen muss, jedoch noch kein
Ergebnis. Es reicht das Testergebnis bei Ankunft in Batumi aus dem
Internet herunterzuladen.
Am Abfahrtstag
machen wir am Vormittag den verlangten Test, einschließlich eines
Schnelltests. In der Summe kosten die Tests 30 €/Person.
Den Rest des
Vormittags verbringen wir mit einem kurzen Spaziergang durch die
Altstadt von Odessa. Wir parken an der Marineschule und laufen über
den Hafen und die Potemkinsche Treppe zum Opernhaus. Von dort ist es
nur ein Katzensprung zurück zum Ogermobil.
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Odessa - Potemkinsche Treppe |
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Odessa - Oper |
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Odessa - etwas versteckter Parkplatz |
Kurz vor 14:00 Uhr
haben wir die Hafeneinfahrt von Chornomorsk erreicht. Die Zufahrt ist
schwer zu finden, denn sie ist nicht anderes als ein ausgefahrener
Feldweg auf den lediglich ein kleines Schild hinweist.
Dann stehen wir vor
dem Tor und warten. Wenige Minuten nach 14:00 Uhr kommt ein
Mitarbeiter der Fährgesellschaft und bringt uns „Berechtigungen
zur Einfahrt“ in den Hafen. Außer uns wartet - neben 80 LKW's nur noch ein georgischer
PKW vor der Hafeneinfahrt.
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Chornomorsk - Hafentor |
Wir werden zu einem Platz in der Nähe des Schiffes geleitet. Der Mitarbeiter erklärt
uns, dass wir nun auf den Zoll warten sollten. Sobald der Zoll mit
uns fertig ist, sollen wir in das Büro der Hafenpolizei gehen und
dort die Passkontrolle erledigen. Danach könnten wir auf das Schiff,
jedoch zunächst nur ohne Ogermobil.
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Chornomorsk - Warten auf den Zoll |
Es dauert nicht
lange und der erste Zollbeamte taucht auf, kontrolliert die
Fahrgestellnummer und sagt uns, dass wir noch auf seinen Kollegen
warten sollen. 5 Minuten später kommt der besagte Kollege
kontrolliert den Innenraum und übergibt uns zum Abschluss einen
winzigen Abriss eines Zettels. Der Abriss ist, großzügig geschätzt 2x5 cm groß.
Dort steht die Zulassungsnummer des Ogermobils, die Personenzahl und
– ganz wichtig- ein Stempel. Er schärft uns ein den Zettel nicht
zu verlieren, denn er ist die Eintrittskarte für das Schiff.
Die Passkontrolle
ist schnell erledigt. Wir packen, was wir für zwei Tage auf dem
Schiff benötigen. Wichtig ist auch etwas Verpflegung für den Notfall. In der
Schiffspassage sind die Mahlzeiten zwar enthalten. Wir wissen jedoch
nicht was uns serviert werden wird.
Auf dem Schiff
irren wir zunächst etwas verloren durch den Laderaum, bis wir den
Aufzug nach oben finden. Auf Deck 7 angekommen, bekommen wir an der
Rezeption unsere Kabine zugeteilt und schleppen unser Gepäck noch
ein Deck höher. Wir wohnen auf Deck 8, ganz vorne. Unsere Kabine ist
sehr geräumig, hat zwei Fenster zum Öffnen, ein großes Doppelbett
und einen Schreibtisch.
Leider gibt es einen Nachteil. Aus der Dusche
stinkt es wie in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt. Als der
Gestank auch nicht nachlässt nachdem wir Wasser in alle Abläufe
gefüllt haben, wollen wir eine andere Unterkunft. Also zurück zur
Rezeption und reklamiert. Der freundliche Rezeptionist sagt nur, dass
das Schiff schon älter ist und das der Kanal manchmal stinken würde.
Er drückt mir aber die Schlüssel aller großen Kabinen in die Hand.
Wir sollen uns eine andere aussuchen. Die anderen Kabinen stinken
nicht, sind aber alle etwas kleiner. Wir entscheiden uns für die
Eckkabine auf der Steuerbordseite und ziehen mit Sack und Pack um.
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M/V Kaunas - Kabine |
Mit dem Einladen
des Ogermobils müssen wir ewig warten. Gegen 21:30 Uhr werde ich zum
Auto gerufen und fahre das Ogermobil auf das Schiff. Auf der
Verladerampe sammelt ein Soldat die Eintrittskarte ein. Kurz
danach legt das Schiff – mit ordentlicher Verspätung - ab.
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Chornomorsk - Abfahrt mit Verspätung |
Die Mahlzeiten
werden mit militärischer Präzision pünktlich zur festgesetzten
Zeit angeboten. Es gibt feste Plätze. Bei uns am Tisch sitzen der
Fahrer des georgischen PKW`s, ein LKW-Fahrer aus Aserbaidschan, ein
Tschetschene und ein Schweizer, der mit dem Fahrrad auf Campingreise
in den Iran ist.
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M/V Kaunas - Standardverpflegung (Nudeln mit Leberwurst und Salat) |
Wider Erwarten ist
die Qualität des Essens nicht ganz so schlecht. Es bleibt jedoch nur
wenig Zeit für eine gepflegte Mahlzeit, denn nach 20 Minuten fangen die Mitarbeiter des
Restaurants schon mit dem Abräumen an. Spätestens nach einer
halben Stunde ist die Nahrungsaufnahme beendet.
Die
Freizeitmöglichkeiten auf dem Schiff sind nur sehr spärlich. Etwas
spazieren gehen auf dem Deck (leider ist es ziemlich frisch), in der
Bar einen Kaffee trinken (ist mit 1 €/Tasse sehr günstig und
schmeckt) oder lesen in der Kabine.
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M/V Kaunas - Erfrischender Deckspaziergang |
So oder so, wir
fühlen uns ganz wohl auf dem Schiff. Die Gesellschaft der LKW-Fahrer
ist angenehm und das Wetter spielt endlich mit, denn die Sonne scheint
den ganzen Tag.
Der zweite Tag auf
der Fähre vergeht rasend schnell. Kurz nach dem Mittagessen
erreichen wir Batumi. Auf dem Schiff gibt es jetzt WIFI, so dass wir
uns die Ergebnisse des PCR-Tests runter laden können. Wie erwartet
ist alle OK. Die Einreiseformalitäten finden bereits an Bord (in der
Bar) statt. Nach dem Anlegen warten deshalb alle dichtgedrängt vor der
Bar. Wir stellen uns brav hinten an, werden aber schnell nach vorne
gerufen. Unser Auto ist als letztes eingeladen worden, also muss es
als erstes wieder raus. Unser Glück, denn so werden wir auch als
Erste abgefertigt.
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Batumi - Pünktliche Ankunft |
Die – durchaus
freundliche – Passkontrolle wird sehr gewissenhaft von zwei Frauen
durchgeführt. Penibel werden die Impfnachweise, sowie der PCR-Test
kontrolliert und die QR-Codes geprüft. Außerdem Fahrzeug- und
Führerschein, sowie die Pässe. Nach einer Ewigkeit sind die Damen
zufrieden, stempeln unsere Pässe „Welcome to Georgia“ und wir
können mit dem Auto vom Schiff. Da wir die ersten sind, suchen wir
erst einmal die Ausfahrt. Dort wird das Auto nochmal auf einer Liste
abgehakt, dann sind wir im Land. Unser Übernachtungsplatz ist nicht
weit entfernt, am Rand der Altstadt auf einer Wiese am Strand.
Unser Fazit zur Verschiffung. Obwohl das Schiff schon deutlich sichtbar in die Jahre gekommen und die Passage mit fast 1000 € auch nicht gerade billig ist, überwiegen die positiven Aspekte. Die Besatzung ist freundlich und hilfsbereit, die Gesellschaft der LKW-Fahrer angenehm und die Abwicklung insgesamt unkompliziert.