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Sonntag, 13. Februar 2022

Verschiffung Odessa → Batumi

Zwischen Odessa und Georgien verkehren standardmäßig, in unregelmäßigen Abständen LKW-Fähren der Ukrainischen Fährgesellschaft Ukrferry (ukrferry.com/en/).

Wir buchen uns eine Überfahrt nach Batumi für den 9.2.22. Abfahrt soll um 20:00 Uhr sein. Die Ankunft in Batumi zwei Tage später (11.2.) um 18:00 Uhr.

Die Buchung über das Internet ist kein Problem. Am Tag vor der Abfahrt holen wir unser Ticket im Büro von Ukrferry in Odessa ab. Wir sollen am nächsten Mittag um 14:00 Uhr pünktlich am Hafen von Chornomorsk sein. Soweit so gut. 

Ein Problem sind die Einreiseregeln von Georgien. Wir benötigen für die Einreise nach Georgien, trotz vollständiger Impfung, einen PCR-Test der nicht älter als 72 Stunden ist. Die 72 Stunden werden vom Datum der Probenentnahme bis zur Ankunft in Batumi gerechnet. Da das Schiff schon fast 48 Stunden für die Überfahrt benötigt und das Testergebnis erst 24 Stunden nach Probenentnahme vorliegt, ist es nahezu unmöglich zur Einschiffung ein Testergebnis vorzulegen, welches bei Ankunft jünger als 72 Stunden ist.

Das Dilemma löst sich dadurch, das bei der Einschiffung lediglich ein Nachweis über die Durchführung des Tests vorliegen muss, jedoch noch kein Ergebnis. Es reicht das Testergebnis bei Ankunft in Batumi aus dem Internet herunterzuladen.

Am Abfahrtstag machen wir am Vormittag den verlangten Test, einschließlich eines Schnelltests. In der Summe kosten die Tests 30 €/Person.

Den Rest des Vormittags verbringen wir mit einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Odessa. Wir parken an der Marineschule und laufen über den Hafen und die Potemkinsche Treppe zum Opernhaus. Von dort ist es nur ein Katzensprung zurück zum Ogermobil.

Odessa - Potemkinsche Treppe

Odessa - Oper

Odessa - etwas versteckter Parkplatz

Kurz vor 14:00 Uhr haben wir die Hafeneinfahrt von Chornomorsk erreicht. Die Zufahrt ist schwer zu finden, denn sie ist nicht anderes als ein ausgefahrener Feldweg auf den lediglich ein kleines Schild hinweist.

Dann stehen wir vor dem Tor und warten. Wenige Minuten nach 14:00 Uhr kommt ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft und bringt uns „Berechtigungen zur Einfahrt“ in den Hafen. Außer uns wartet - neben 80 LKW's nur noch ein georgischer PKW vor der Hafeneinfahrt.

Chornomorsk - Hafentor

Wir werden zu einem Platz in der Nähe des Schiffes geleitet. Der Mitarbeiter erklärt uns, dass wir nun auf den Zoll warten sollten. Sobald der Zoll mit uns fertig ist, sollen wir in das Büro der Hafenpolizei gehen und dort die Passkontrolle erledigen. Danach könnten wir auf das Schiff, jedoch zunächst nur ohne Ogermobil.

Chornomorsk - Warten auf den Zoll

Es dauert nicht lange und der erste Zollbeamte taucht auf, kontrolliert die Fahrgestellnummer und sagt uns, dass wir noch auf seinen Kollegen warten sollen. 5 Minuten später kommt der besagte Kollege kontrolliert den Innenraum und übergibt uns zum Abschluss einen winzigen Abriss eines Zettels. Der Abriss ist, großzügig geschätzt 2x5 cm groß. Dort steht die Zulassungsnummer des Ogermobils, die Personenzahl und – ganz wichtig- ein Stempel. Er schärft uns ein den Zettel nicht zu verlieren, denn er ist die Eintrittskarte für das Schiff.

Die Passkontrolle ist schnell erledigt. Wir packen, was wir für zwei Tage auf dem Schiff benötigen. Wichtig ist auch etwas Verpflegung für den Notfall. In der Schiffspassage sind die Mahlzeiten zwar enthalten. Wir wissen jedoch nicht was uns serviert werden wird.

Auf dem Schiff irren wir zunächst etwas verloren durch den Laderaum, bis wir den Aufzug nach oben finden. Auf Deck 7 angekommen, bekommen wir an der Rezeption unsere Kabine zugeteilt und schleppen unser Gepäck noch ein Deck höher. Wir wohnen auf Deck 8, ganz vorne. Unsere Kabine ist sehr geräumig, hat zwei Fenster zum Öffnen, ein großes Doppelbett und einen Schreibtisch. 

Leider gibt es einen Nachteil. Aus der Dusche stinkt es wie in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt. Als der Gestank auch nicht nachlässt nachdem wir Wasser in alle Abläufe gefüllt haben, wollen wir eine andere Unterkunft. Also zurück zur Rezeption und reklamiert. Der freundliche Rezeptionist sagt nur, dass das Schiff schon älter ist und das der Kanal manchmal stinken würde. Er drückt mir aber die Schlüssel aller großen Kabinen in die Hand. Wir sollen uns eine andere aussuchen. Die anderen Kabinen stinken nicht, sind aber alle etwas kleiner. Wir entscheiden uns für die Eckkabine auf der Steuerbordseite und ziehen mit Sack und Pack um.

M/V Kaunas - Kabine

Mit dem Einladen des Ogermobils müssen wir ewig warten. Gegen 21:30 Uhr werde ich zum Auto gerufen und fahre das Ogermobil auf das Schiff. Auf der Verladerampe sammelt ein Soldat die Eintrittskarte ein. Kurz danach legt das Schiff – mit ordentlicher Verspätung - ab.

Chornomorsk - Abfahrt mit Verspätung

Die Mahlzeiten werden mit militärischer Präzision pünktlich zur festgesetzten Zeit angeboten. Es gibt feste Plätze. Bei uns am Tisch sitzen der Fahrer des georgischen PKW`s, ein LKW-Fahrer aus Aserbaidschan, ein Tschetschene und ein Schweizer, der mit dem Fahrrad auf Campingreise in den Iran ist.

M/V Kaunas - Standardverpflegung (Nudeln mit Leberwurst und Salat)

Wider Erwarten ist die Qualität des Essens nicht ganz so schlecht. Es bleibt jedoch nur wenig Zeit für eine gepflegte Mahlzeit, denn nach 20 Minuten fangen die Mitarbeiter des Restaurants schon mit dem Abräumen an. Spätestens nach einer halben Stunde ist die Nahrungsaufnahme beendet.

Die Freizeitmöglichkeiten auf dem Schiff sind nur sehr spärlich. Etwas spazieren gehen auf dem Deck (leider ist es ziemlich frisch), in der Bar einen Kaffee trinken (ist mit 1 €/Tasse sehr günstig und schmeckt) oder lesen in der Kabine.

M/V Kaunas - Erfrischender Deckspaziergang

So oder so, wir fühlen uns ganz wohl auf dem Schiff. Die Gesellschaft der LKW-Fahrer ist angenehm und das Wetter spielt endlich mit, denn die Sonne scheint den ganzen Tag.

Der zweite Tag auf der Fähre vergeht rasend schnell. Kurz nach dem Mittagessen erreichen wir Batumi. Auf dem Schiff gibt es jetzt WIFI, so dass wir uns die Ergebnisse des PCR-Tests runter laden können. Wie erwartet ist alle OK. Die Einreiseformalitäten finden bereits an Bord (in der Bar) statt. Nach dem Anlegen warten deshalb alle dichtgedrängt vor der Bar. Wir stellen uns brav hinten an, werden aber schnell nach vorne gerufen. Unser Auto ist als letztes eingeladen worden, also muss es als erstes wieder raus. Unser Glück, denn so werden wir auch als Erste abgefertigt.

Batumi - Pünktliche Ankunft

Die – durchaus freundliche – Passkontrolle wird sehr gewissenhaft von zwei Frauen durchgeführt. Penibel werden die Impfnachweise, sowie der PCR-Test kontrolliert und die QR-Codes geprüft. Außerdem Fahrzeug- und Führerschein, sowie die Pässe. Nach einer Ewigkeit sind die Damen zufrieden, stempeln unsere Pässe „Welcome to Georgia“ und wir können mit dem Auto vom Schiff. Da wir die ersten sind, suchen wir erst einmal die Ausfahrt. Dort wird das Auto nochmal auf einer Liste abgehakt, dann sind wir im Land. Unser Übernachtungsplatz ist nicht weit entfernt, am Rand der Altstadt auf einer Wiese am Strand.

Batumi - Übernachtung in der Stadt (trotzdem sehr ruhig)

Unser Fazit zur Verschiffung. Obwohl das Schiff schon deutlich sichtbar in die Jahre gekommen und die Passage mit fast 1000 € auch nicht gerade billig ist, überwiegen die positiven Aspekte. Die Besatzung ist freundlich und hilfsbereit, die Gesellschaft der LKW-Fahrer angenehm und die Abwicklung insgesamt unkompliziert.

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