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Samstag, 16. Juli 2022

Irak 8 – Von Bagdad nach Tikrit

Samarra liegt rund 70 Kilometer nordwestlich von Bagdad und damit ziemlich direkt auf unserem Weg Richtung Irak-Kurdistan. Samarra ist sehenswert wegen des Schneckenminaretts der Malwiya Moschee und wegen des Schreins von Iman Ali al-Hadi.

Im Vorbeigehen sehen wir uns noch das Märtyrermonument in Bagdad an, wobei „Vorbeigehen“ durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Als wir nach intensiver Suche die, nicht beschilderte, Zufahrt zum Monument gefunden haben und das Ogermobil auf dem Parkplatz abgestellt haben, bellt uns ein unfreundlicher Wächter an, dass das Monument geschlossen ist. Wir können das nicht ganz glauben, denn das Tor steht auf und wir sehen auch Leute am Monument umherwandern.

Uns ist es egal. Fotos können wir auch aus 50 Meter Entfernung machen.

Bagdad - Märtyrer Monument

Weiter geht es. Doch bevor wir richtig in Schwung kommen wollen wir noch tanken.

Das Tanken gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet. Denn entweder haben die Tankstellen gar kein Diesel, oder es steht eine lange Schlange LKW’s an.

Endlich sehen wir eine – ziemlich neue, moderne Tankstelle mit Dieselzapfsäule und ohne LKW-Schlange.

Wir bekommen auch anstandslos den Tank gefüllt. Leider aber nur einen unserer beiden Tanks. Es wäre verboten mehr als einen Tank zu füllen erklärt uns der Tankwart. Der Preis für den Diesel ist OK. 500 IQD (~ 0,33 €/Liter).

Wir fahren weiter zur nächsten Tankstelle mit und ohne (siehe oben). Erst will man uns gar nicht betanken, dann nur 30 Liter, 40 Liter, 50 Liter...nach 15 Minuten ist der Tankwart bereit den Tank komplett zu füllen. Weitere 10 Minuten dauert es den Preis von 700 IQD/Liter auf 500 IQD/Liter zu verhandeln.

Jetzt geht es aber wirklich los und wir fahren nach Samarra. Die 70 Kilometer sind schnell zurückgelegt. Das Straßenbild ist ähnlich wie bisher. Einige Checkpoints, Ruinen und ordentlich Müll beidseits der Straße.

Typisches Straßenbild nördlich von Bagdad

Samarra selbst ist eher enttäuschend. Der Schrein ist ganz schön, jedoch deutlich weniger imposant und besucht als der Schrein in Nadschaf. 


Samarra - Eingang zum Iman Ali al-Hadi Schrein

Samarra - Gebetshalle im Schein

Samarra - Der Schrein


Zudem ist es wieder äußerst heiß. Wenigstens gibt es auf dem Weg zum Schrein viele Wasserstellen an denen wir uns mit köstlich kaltem Wasser erfrischen können.

Wie ausgestorben - Der Zugang zum Schrein während der Mittagszeit


Die Malwiya Moschee soll 25000 IQD/Person (~ 16 €) Eintritt kosten. Dafür darf man dann das Minarett besteigen. Wir verzichten und machen mal wieder Fotos vom Eingang aus (Heute unsere Spezialität).

Malwiya Moschee - Schneckenminarett

Unser letztes Ziel für heute soll der Al-Ashiq Palace sein. Das Schloss wurde um 880 errichtet und in den 1980`Jahren restauriert. Es sieht schon von der Straße imposant aus. Was uns stutzig macht, ist das es nur eine sehr staubige, unebene Zufahrt und einen Militärposten am Schloss gibt. Niemand verlangt Eintritt…

Al Ashiq Palace - Fassade

Kaum angehalten kommt ein bewaffneter Soldat und will uns bei der Besichtigung begleiten. Nach der Besichtigung fragen wir, ob wir hier übernachten können. Das ist ein Problem. Sofort wird wieder telefoniert... 

Besichtigung mit Begleitung

Etwas später kommt ein Humvee mit zwei Offizieren an Bord angefahren. In gebrochenem Englisch wird uns erklärt, dass die Gegend in der Nacht unsicher sei. Wir sollten nach Tikrit oder Kirkuk fahren. Dort wäre es sicher.

Wir machen jetzt erst mal Kaffeepause um zu überlegen was wir tun sollen. Die Soldaten versorgen uns mit Tee und Wasser, bleiben aber vor Ort.

Kaffeepause am Al Ashiq Palace

Wir entscheiden uns nach Tikrit, dem Heimatort Saddam Husseins und Sitz seines Clans, zu fahren. Das sind nur 40 Kilometer und vielleicht finden wir einen schönen Platz am Tigrisufer. Wir verabschieden uns und fahren los. Die 40 Kilometer gehen wieder schnell, da der erste Checkpoint erst unmittelbar vor Tikrit liegt.

Im Ort wollen wir zur „Grünen Kirche„ am Tigrisufer fahren. Geht leider nicht, da der Bereich jetzt Teil eines Militärgeländes ist.

Wir fragen die Soldaten wo wir denn übernachten können. Wieder wird viel telefoniert. Dann die Entscheidung. Wir sollen einem Militärjeep folgen, der bringt uns zu einem schönen Platz.

Gesagt getan. Wir folgen dem Jeep, was gar nicht so einfach ist, denn die Soldaten geben ordentlich Gas im nachmittäglichen Stoßverkehr. Nach einer Viertelstunde und einem weiteren Checkpoint verlässt uns der Jeep mit der Anweisung einfach weiter geradeaus zu fahren. Wiederum: gesagt getan. Nach einem weiterem Kilometer stehen wir am Tigris. Vor uns ein Picknickplatz, mit Badestrand. Einige Leute fahren mit Motorbooten und Jetskis auf dem Tigris, andere schwimmen im Tigris.

Der Platz ist super und wir richten uns für die Nacht ein.

Wir haben jedoch nicht mit der Gastfreundschaft der Iraker gerechnet. Kaum ist es dunkel, da kommt ein Fischer mit seiner kleinen Tochter vorbei. Er hat uns stehen sehen und lädt uns ein bei ihm zu Hause zu übernachten. Das wäre viel besser als hier am Wasser. Bei ihm gibt es Abendessen und eine Klimaanlage. Dafür gibt es keine Mücken…..Schlussendlich geben wir seinem Drängen nach und folgen ihm zu seinem Haus.

Abendessen mit der Fischerfamilie 1


Abendessen mit der Fischerfamilie 2

Abendessen mit der Fischerfamilie 3

Es hat nicht zu viel versprochen. Trotz der Sprachbarriere wird es ein schöner Abend mit der Fischerfamilie.


Am nächsten Morgen .... Dichter Nebel über dem Tigris

Am nächsten Morgen, nach einer Nacht mit Klimaanlage und ohne Mücken (wie versprochen) verabschieden wir uns und machen uns im dichten Nebel auf den Weg nach Irak-Kurdistan.

 Vom Nebel verhüllt - Die Ruinen der Residenzen des Saddam Clans




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