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Mittwoch, 20. Juli 2022

Irak 9 – Irak-Kurdistan


Von Tikrit nach Kirkuk sind es etwa 120 - einfach zu fahrende - Kilometer. Wenige Checkpoints. Wieder kommen wir schnell voran. Ab Kirkuk ändert sich vieles. Die Militärpräsenz lässt nach. Die Preise steigen. Diesel kostet in Kirkuk doppelt soviel wie in Bagdad. Auch die Lebensmittel sind etwas teurer.

Bis nach Irak-Kurdistan sind es noch etwa 40 Kilometer. Der Checkpoint der die beiden Landesteile trennt liegt in Altin Köprü und ist ausgebaut wie eine internationale Grenze. Es dauert jedoch nur 10 Minuten bis wir weiterfahren können. Wir sind nun in Irak-Kurdistan und fühlen uns wie in einem anderen Land. Wie wir später feststellen, unterscheidet sich Irak-Kurdistan kaum von der Osttürkei. Sowohl landschaftlich, als auch von der Mentalität der Bevölkerung ist vieles ähnlich.

Typische Landschaft in Irak-Kurdistan 
Das Preisniveau – für alles – ist, verglichen mit dem Zentralirak deutlich höher. Dafür gibt es aber auch eine größerer Auswahl in den Geschäften. Diesel kostet jetzt zwischen 900 und 1500 IQD/L und ist an jeder Tankstelle erhältlich.

In den nächsten Tagen finden wir jeweils sehr einfach Stellplätze zum Übernachten. In Erbil stehen wir auf dem Parkplatz des Shanadar Parks. Danach irgendwo in der Natur. Wir müssen nicht mehr fragen, sondern können uns einfach einen Platz suchen, hinstellen und übernachten.

Shanadar Park - Übernachtung in Erbil
Auch die – nunmehr relativ wenigen - Checkpoints haben sich völlig verändert. Sie sind nur mit wenig Personal besetzt und es geht immer sehr schnell diese zu passieren. Entweder werden wir durchgewunken oder es reicht ein kurzes Plaudern und wir können weiterfahren.

Übernachtungsplatz in Irak-Kurdistan

Übernachtung am Dohuk Stausee

Kurzum, die Lage in Irak-Kurdistan wirkt ziemlich entspannt. So entspannt, dass wir auf einmal wieder auf Radarfallen aufpassen müssen, denn die Polizei kann ihre Zeit jetzt offensichtlich mit der Jagd auf Geschwindigkeitssünder anstatt mit der Suche nach versprengten IS-Anhängern verbringen. Willkommen zurück in der Normalität.

In den Städten (Erbil, Dohuk) sieht man deutlich die Fortschritte im Wiederaufbau. Vieles wirkt neu und modern. Ein krasser Gegensatz zum Zentralirak.

Erbil - Shanadar Park und moderne Hochhäuser
Wir verbringen ein paar Tage in Kurdistan bis wir in die Türkei weiterfahren. Der Grenzübergang zwischen Irak-Kurdistan und der Türkei, Ibrahim Khalil, ist für irakische Grenzübergänge, gut organisiert. Alles liegt eng beieinander. Wir haben keinen Marathon zwischen den verschiedenen Schalter zu absolvieren. Obwohl der Grenzübergang gut frequentiert ist, sind wir schnell ausgereist. In der Türkei geht es dann noch zügiger. Für die gesamte Prozedur brauchen wir weniger als 2 Stunden.



Unser Fazit nach 10 Tagen Zentral- und Nordirak.

Zentralirak

Touristisch ist der Zentralirak - im Gegensatz zum Südirak - wenig prickelnd. Bagdad ist einen kurzen Aufenthalt wert. Der Schrein in Samarra ist – verglichen mit dem Schrein in Nadschaf – nicht so außergewöhnlich. Ansonsten gibt es keine - uns bekannten - touristisch interessanten Orte im Zentralirak.

Als Transit vom Süden (arabische Halbinsel, Israel, Jordanien, Afrika) zurück nach Europa ist die Strecke durch den Zentralirak eine brauchbare (und wahrscheinlich auch kostengünstigere) Alternative zum Schiffstransport. Voraussetzung ist, das man sich nicht an der permanenten Präsenz bewaffnetem Sicherheitspersonals stört und die vielen Checkpoints mit der nötigen Gelassenheit ertragen kann. Sehr positiv fanden wir die Freundlichkeit der Iraker gegenüber uns als Touristen. Das hat uns sehr geholfen die nötige Gelassenheit (z.B an den Checkpoints) zu entwickeln und zu konservieren.


Irak - Kurdistan

Als Urlaubsziel hat Irak-Kurdistan nicht viel zu bieten. Die Landschaft ist ganz schön. Es gibt jedoch nichts wirklich Spektakuläres zum Ansehen. Die Osttürkei ist da wesentlich interessanter und abwechslungsreicher

Zudem ist die Anfahrt nach Irak-Kurdistan sehr lang und das Visa (für Kurdistan) inkl. Genehmigung für das Auto deutlich zu teuer.

Deshalb ist Irak-Kurdistan – nach unserer Meinung – auch nur im Rahmen des Transits nach Europa interessant.


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