Ermüdende
1400 Kilometer sind es von Agra bis nach Darjeeling. In vier Tagen haben
wir diese Strecke bewältigt. Überwiegend gute Straßen haben es uns
leicht gemacht an den ersten drei Tagen etwa 400 Kilometer pro Tag zurück zulegen. Am vierten Tag fahren wir von der Ebene ins 2100 Meter hoch
gelegene Darjeeling.
Wir wählen die Hauptstraße, den National
Highway 56. Die ersten Kilometer geht es wunderschön durch dichte
Wälder. Es ist wenig Verkehr. Nach einigen Kilometern überholt uns
ein Moped. Der Fahrer ruft bei voller Fahrt „No Way, No Way“. "Was
soll das schon wieder ?" - denken wir uns. Wenige Kilometer weiter wissen
wir, was er gemeint hat.
Die Hauptstraße ist gesperrt. Bauarbeiten.
Straßen- und Eisenbahnbau im Darjeeling |
Es gibt aber eine Umleitung über ein schmales, steiles Sträßchen.
Also legen wir die Untersetzung ein und fahren langsam das Sträßchen
hoch. Es kommt wie es kommen muß – Gegenverkehr. Es kommen uns
zwei vollbesetzte Jeeps entgegen. Normalerweise kein Problem, auf
dieser Straße aber schon. Es gibt eigentlich keinen Platz. Wir
drücken uns an die Felswand und die Jeeps manövrieren am Abgrund
entlang an uns vorbei. Nach 15 Minuten können wir weiterfahren. Die
Straße führt in einen Ort und wird noch schmaler. Rechts ein
Laternenpfahl, links ein niedriges Wellblechdach und vor uns wieder
einmal Leitungen die uns vor der Windschutzscheibe hängen. Langsam
und unter reger Anteilnahme der Anwohner schieben wir uns voran. Nach
einem letzten, steilen und engen Anstieg sind wir wieder auf der
Hauptstraße.
Im weiteren Verlauf müssen wir noch eine Baustelle und
einen Erdrutsch umfahren. Ansonsten haben wir die Straße fast für
uns. Wir können gar nicht glauben, dass so wenig Verkehr ist und
niemand nach Darjeeling will. In Kurseong, knapp 30 Kilometer vor
Darjeeling löst sich das Rätsel. Von links mündet eine weitere
Straße ein. Auf unseren Karten ist diese Straße eine Nebenstraße.
Auf
dieser ist jedoch richtig viel Verkehr. Die Einheimischen wissen
nun einmal, welches die bessere Alternative ist. Der Trost für uns – auf
der Rückfahrt ins Tal müssen wir nicht noch einmal die Umleitung
durch das Dorf fahren.
Während
der Fahrt nach Darjeeling überqueren wir unzählige Male die Gleise
der „Toy Train“. Einer Schmalspurbahn, die vom Tal bis nach
Darjeeling fährt.
Die "Toy Train" kurz nach der Eröffnung im Jahre 1881 |
Die Gleise liegen neben oder auf der Fahrbahn. Wir
begegnen jedoch keinem Zug. Später erfahren wir, das die Bahn im
Moment nur auf etwa 8 Kilometer Streckenlänge für Touristenfahrten
betrieben wird. Der Zugbetrieb ins Tal ist aufgrund der Bauarbeiten
und Erdrutsche zur Zeit eingestellt
Darjeeling
ist ein richtig großer Ort und verteilt sich über mehrere Hänge.
Wie alle indischen Orte erstickt Darjeeling im Verkehr. Aufgrund der
Hanglage sind alle Straßen abseits der Hauptstraße steil und es
gibt kaum ebene Flächen zum Parken.
Darjeeling - Rathaus |
Die Suche nach einem
Übernachtungsplatz wird zu einer echten Herausforderung. Unser
ursprüngliche Plan, die Übernachtung auf einer Teeplantage, läßt
sich nicht umsetzen, da die Zufahrten viel zu klein für das Ogermobil
sind. Plan B, die Übernachtung auf dem Hof einer Oberschule,
scheitert an den Bedenken des Direktors. Schließlich funktioniert
Plan C. Wir können auf dem – nur Mitgliedern vorbehaltenem –
Parkplatz des Gymkhana Sportclubs übernachten. Voraussetzung dazu
ist, das wir Mitglied im Club werden. Für 250 Rupien pro Tag werden
wir für die nächsten Tage temporäre Mitglieder.
Der Club
selbst ist 1909 gegründet worden und seitdem hat sich anscheinend nichts
verändert. Alles ist alt und heruntergekommen. Im Moment wird jedoch
an einigen Stellen renoviert und gebaut. Uns ist es egal. Hauptsache
wir haben einen Platz.
Gymkhana Club Darjeeling - Gegründet 1909 |
Darjeeling hat drei wesentliche Highlights zu bieten.
Zum
Einen der – bei schönem Wetter – phantastische Blick auf den
Himalaya (den bewundern wir am frühen Morgen noch vor dem
Frühstück).
Grandioser Blick - aber nur am frühen Morgen |
Dann eine Fahrt mit der "Toy Train" und schließlich der Besuch einer Teeplantage.
Die
Fahrt mit dem „Toy Train“ ist wirklich einmalig. Schnaufend,
dampfend und zischend setzt sich der Zug unter lautem Hupen in
Bewegung. Schon nach weniger als einem Kilometer bleibt er stehen - um
Wasser aufzufüllen.
Toy Train - Der Bahnhof von Ghum |
Bei den planmäßigen Fotostops am Batista Loop
und in Ghum wird vom Lokführer – wohl außerplanmäßig –
intensiv am Antriebsgestänge der Lok geschraubt. Diese ist immerhin
schon 101 Jahre alt. Kein Wunder dass der Wartungsbedarf etwas
erhöht ist.
Dampflok - Baujahr 1913 |
Nach 2
Stunden sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt und entfernen erst
einmal den Ruß aus unseren Haaren.
Abschließend
besuchen wir noch die „Happy Valley“ Teeplantage, eine der 86
Plantagen im gesamten Tal. Ähnlich wie bei einer Brauereibesichtung
erhalten wir eine Einführung in den Produktionsprozess. Die
Besichtigung endet mit einer Teeverkostung. Wir verlassen die
Plantage mit - für uns – neuen Erkenntnissen über die
Teeherstellung und einigen Packungen Tee.
"Happy Valley" Teeplantage |
Morgen
machen werden wir Richtung der Grenze nach Myanmar aufbrechen. Die
gut 1200 Kilometer wollen wir in fünf Tagen bewältigen.
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