Wir sind den Pamir Highway von West
nach Ost, d.h. Von Duschanbe über Khorog zum Kyzyl-Art Pass
gefahren.
Von Duschanbe fährt man zunächst auf
einer 4-spurigen Schnellstraße nach Osten nach etwa 20 Kilometern
erreicht man Vahdat. Dort muss man sich entscheiden, ob man die
südliche oder die nördliche Variante nimmt. Da wir uns etwas
beeilen müssen haben wir die etwa 100 Km kürzere nördliche Strecke
gewählt. Die Straße ist ganz brauchbar...für die nächsten 60 Km.
Hinter dem Dorf Obigramm baut sie zusehends ab und entwickelt sich zu
einer holprigen Piste auf der wir kaum schneller als mit 20 Km/h
vorankommen.
Nach 8 Stunden Schleichfahrt haben wir immerhin 140
Kilometer zurückgelegt...Das motiviert ungemein. Noch liegen über 900 Kilometer bis zur kirgisischen Grenze vor uns. Wir übernachten am Kharubot Pass in
2.400 Meter Höhe.
Kharubot Pass |
Nach etwa 140 Kilometern wird die
Strecke erneut besser. Wir haben nun überwiegend Asphalt unter den
Rädern, so das die verbleibenden 100 Kilometer bis Khorog schon fast
entspannt zu fahren sind.
Khorog |
Jetzt beginnt der Anstieg zum Koy-Tezek Pass mit 4.272
Metern der bisher höchste Pass. Prompt verabschiedet sich der
Asphalt und es geht auf Schotter bergan. Der Verkehr ist insgesamt
mäßig und besteht im wesentlichen aus LKW's auf der Fahrt von oder
nach China und ...Überraschung, Überraschung.. aus Radfahren.
Zeitweise fühlen wir uns an den Donauradweg versetzt. Radler über
Radler. Einzeln, zu Zweit oder in Gruppen. Alle paar Kilometer
begegnen wir Fahrradfahrern aus Europa. Manche sind seit Monaten
unterwegs und von Europa bis ins Pamir gefahren, andere sind nach
Duschanbe geflogen und fahren jetzt eine Runde durchs Hochgebirge.
Unabhängig wie die Radler hierher gekommen sind, wir finden, dass es
eine große Leistung ist bei der Hitze von über 30° auf 4.000 Meter
Höhe auf einer teilweise schrecklichen Straße Pässe mit dem
Fahrrad hinauf und herunter zu fahren.
Nach dem Key-Tezek Pass befinden wir
uns auf der Pamir Hochebene auf etwa 3.800 Meter.
Grundsätzlich wird
die Straße Richtung Osten nun besser. Kurz vor der kirgisischen
Grenze wird der Akbaytal Pass erreicht. Er ist mit 4.655 Metern auch der
höchste Punkt der Strecke.
Am Key-Tezek Pass |
Anfahrt zum Akbaytal Pass |
Trotz der schlechten
Dieselqualität...der Motor des Ogermobils läuft auch in dieser Höhe
einwandfrei. Es macht sich jetzt bezahlt, dass wir den Partikelfilter
vor der Reise ausbauen ließen. Das Auto rußt zwar ordentlich und
auch die Leistung ist schlechter als im Flachland, doch er läuft...
Der Akbaytal Pass ist nicht der letzte
Pass. Es wartet noch der Kyzyl-Art Pass auf uns. Der ist nur 4.272
Meter hoch und markiert die Grenze zwischen Tadschikistan und
Kirgistan.
Der tadschikische Grenzposten befindet
sich auf der Passhöhe. Der kirgisische Posten dagegen 20 Kilometer
weiter.
Die Fahrt durch das Niemandsland entwickelt sich für uns zu einem kleinem Abenteuer. Nicht wegen der
Straße,..die hat sich nämlich verabschiedet und ist wieder
zu einer schlechten Piste geworden, sondern weil sich direkt vor uns
eine Schlammlawine den Weg ins Tal bahnt und dabei die Piste zum Teil
wegreißt und zum Teil verschüttet.
Teil der Schlammlawine |
Wir sind gefangen im Niemandsland. Nach
vorne geht im Moment nichts, und nach hinten ebenfalls nicht.
Zurückfahren können wir nicht, da wir nicht mehr nach Tadschikistan
einreisen können (Visa) und die Umfahrung der Stelle zudem 800
Kilometer lang wäre.
Da es schon spät ist beschließen wir
uns häuslich einzurichten und die Nacht auf der Straße zu
verbringen. Die Radfahrer bauen ihr Zelt auf und die LKW-Fahrer
machen es sich in der Kabine ihres LKW's bequem. Die Nacht kann
kommen...und sie kommt - mit einer Temperatur von 3° wird es
unangenehm kühl.
Der nächste Morgen bringt die
spannende Frage: Wie geht es weiter? Kommen Bagger oder sonstiges
Gerät um die Straße zu reparieren oder werden wir im Niemandsland
schlicht vergessen?
Bevor wir uns diesen Fragen stellen
trinken wir jedoch erst einmal Kaffee und versorgen unsere
Leidensgenossen mit heißem Tee.
Gegen 8:00 Uhr treffen weitere
Fahrzeuge – jedoch kein schweres Gerät – ein. Die Gruppe hat
jetzt eine Mannschaftstärke von etwa 30 Personen erreicht.
Bergungsversuche 1 |
Da von Baggern weiterhin nichts zu sehen oder zu hören ist, wird die Sache jetzt in Eigeninitiative angegangen. Es wird eine Kette gebildet und Steine in die Ausspülungen geworfen. Der Schlamm, der etwa 50 cm hoch auf der Fahrbahn liegt, wird auch mit Steinen gefüllt. Nach etwa 2 Stunden probiert ein mutiger Fahrer die von Hand reparierte Straße aus und bleibt prompt stecken. Es dauert weitere 2 Stunden das Fahrzeug zu befreien und die Straße weiter zu verbessern.
Bergungsversuche 2 |
Gegen 12:00 Uhr ist es endlich soweit. Die Reparatur ist soweit vollendet, dass mit etwas Geschick die Schlammlawine überfahren werden kann.
Diese Geschick legen jedoch nicht alle
Fahrer an den Tag. Der Fahrer eines Jeeps verbrennt die Kupplung bei
dem Versuch sich aus dem Schlamm zu befreien und ein Anderer verliert
den Auspuff seines Fahrzeugs.
Wir kommen - dank der Motorkraft des
Ogermobils – heil durch und sind froh dass wir dieses Abenteuer
ohne Schäden überstanden haben.
Ich hoffe doch, ihr habt die Strasse soweit 'professionell' repariert, dass ich in 2 Jahren gut drüber weg komme.
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