Seiten

Sonntag, 3. April 2016

Chile 3 – Mittelchile

Der Erholungsmodus hat wahre Wunder vollbracht. Tatendurstig machen wir uns wieder auf den Weg. Nächstes Ziel: der Vulkan Villaricca (500 KM nördlich von El Bolson).
Am Fuße des Vulkans liegt der Ort Pucon. Der gesamte Ort scheint ausschließlich vom Tourismus zu leben. Unzählige Agenturen bieten Besteigungen des 2880 Meter hohen Vulkans an. Wir buchen eine Tour.
Vulkan Villaricca 
Morgens um 6:30 Uhr geht es los. Zunächst Einkleidung. Jeder bekommt einen Rucksack gefüllt mit Handschuhen, Gasmaske, Steigeisen, Helm und Eispickel. Dazu kommt noch die Verpflegung. Am Ende wiegt der Rucksack fast 10 Kilo. Dann werden wir mit dem Bus zur Skistation am Beginn des Berges gefahren. Vor uns liegen gut 1.400 Höhenmeter. Die ersten 400 Höhenmeter werden mit den Skilift überwunden. 
Der Berg ruft ...
Danach heißt es laufen. Der Beginn ist noch moderat. Doch mit jedem Schritt wird es steiler und der Untergrund loser. Es geht über Lava und Vulkanasche. Nach 2 ½ Stunden haben wir 500 Höhenmeter geschafft und den Gletscher erreicht. Ab hier geht es mit Steigeisen und Eispickel weiter. Mir reicht es. Gaby will weitermachen. Während ich mich in die Sonne lege und das Bergpanorama genieße geht Gaby weiter. 
Sonnenbad auf 2.300 M.ü.NN.
Der Gletscher bedeckt die nächsten 300 Höhenmeter. Das schwierigste Stück des Weges ist der letzte Abschnitt. Nur noch 200 Höhenmeter, jedoch über große Lavabrocken. Jetzt reicht es auch Gaby. Sie kehrt auch um.
Grandiose Fernsicht auf 2.700 M.ü,NN.
Der Abstieg ist wesentlich einfacher, als der Aufstieg. Am Nachmittag sind wir wieder unten am Bus. Gaby hat sich völlig verausgabt und kann keinen Schritt mehr gehen. Mir hat das Sonnenbad gutgetan und ich habe mich schnell erholt.

Drei Tage später. Gaby hat noch immer starken Muskelkater und wir besuchen Villa Baviera, die ehemalige Colonia Dignidad (www.zeit.de/2014/25/colonia-dignidad-chile). Von den ehemals über 250 Bewohnern leben heute noch 110 in der Siedlung. Die meisten von ihnen sind um die 50 Jahre alt, sind also in der Colonia Dignidad aufgewachsen. Die heutige Villa Baviera hat sich geöffnet und versucht auch mit Tourismus Geld zu verdienen. Der Besuch von Villa Baviera ist wie eine Zeitreise. Die Einrichtung der Gebäude stammt aus den 70'er Jahren und ist zu einem großen Teil aus Deutschland importiert worden.
Villa Baviera - Das Restaurant Zippelhaus, der ehemalige Gemeinschaftssaal
Was uns jedoch am meisten gefällt, ist, wie die Bewohner mit der Geschichte der Villa Baviera umgehen. Freimütig erzählen sie von ihren Erlebnissen als Kind und wie sie das Leben in der Colonia Dignidad empfunden haben. Sie berichten offen vom Missbrauch durch Paul Schäfer (Sektenführer), der Trennung der Familien, der Überwachung, den Bestrafungen und der Gehirnwäsche der Sie unterzogen wurden.
Ehemaliger Überwachungsraum im DG des Hauptgebäudes
Heute wird das Gelände als „Bayrisches Dorf“ angepriesen. Es gibt deutsches Essen (sehr gut), Kinderspielplätze, Wanderwege, Schwimmbad und ein Hotel. Alles untergebracht in den historischen Gebäuden, umgeben von einer wunderbaren Landschaft. 
Villa Baviera - Parkanlage
Uns beeindruckt dieser Ausflug in die jüngere Geschichte, aufgrund der vielen offenen Gespräche mit den Bewohnern, sehr.


Von Villa Baviera sind es nur noch knapp 400 Kilometer bis Santiago de Chile. Eine lange Tagesetappe. Santiago ist für uns eher enttäuschend, was vielleicht auch am Wetter liegt. Die Stadt präsentiert sich grau in grau. Viel Verkehr, viel Smog und wenig historische Bausubstanz.
La Moneda - Der Präsidentenpalast in Santiago de Chile
Wir bleiben nur einen Tag und fahren weiter. Nächstes Ziel sind die chilenischen und argentinischen Weinbaugebiete. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen