Der
Erholungsmodus hat wahre Wunder vollbracht. Tatendurstig machen wir
uns wieder auf den Weg. Nächstes Ziel: der Vulkan Villaricca (500
KM nördlich von El Bolson).
Am Fuße
des Vulkans liegt der Ort Pucon. Der gesamte Ort scheint ausschließlich vom
Tourismus zu leben. Unzählige Agenturen bieten Besteigungen des 2880 Meter hohen Vulkans an. Wir buchen eine Tour.
Vulkan Villaricca |
Morgens
um 6:30 Uhr geht es los. Zunächst Einkleidung. Jeder bekommt einen
Rucksack gefüllt mit Handschuhen, Gasmaske, Steigeisen, Helm und
Eispickel. Dazu kommt noch die Verpflegung. Am Ende wiegt der
Rucksack fast 10 Kilo. Dann werden wir mit dem Bus zur Skistation am
Beginn des Berges gefahren. Vor uns liegen gut 1.400 Höhenmeter. Die
ersten 400 Höhenmeter werden mit den Skilift überwunden.
Der Berg ruft ... |
Danach
heißt es laufen. Der Beginn ist noch moderat. Doch mit jedem Schritt
wird es steiler und der Untergrund loser. Es geht über Lava und
Vulkanasche. Nach 2 ½ Stunden haben wir 500 Höhenmeter geschafft
und den Gletscher erreicht. Ab hier geht es mit Steigeisen und
Eispickel weiter. Mir reicht es. Gaby will weitermachen. Während ich
mich in die Sonne lege und das Bergpanorama genieße geht Gaby
weiter.
Sonnenbad auf 2.300 M.ü.NN. |
Der Gletscher bedeckt die nächsten 300 Höhenmeter. Das
schwierigste Stück des Weges ist der letzte Abschnitt. Nur noch 200
Höhenmeter, jedoch über große Lavabrocken. Jetzt reicht es auch
Gaby. Sie kehrt auch um.
Grandiose Fernsicht auf 2.700 M.ü,NN. |
Der
Abstieg ist wesentlich einfacher, als der Aufstieg. Am Nachmittag
sind wir wieder unten am Bus. Gaby hat sich völlig verausgabt und
kann keinen Schritt mehr gehen. Mir hat das Sonnenbad gutgetan und
ich habe mich schnell erholt.
Drei
Tage später. Gaby hat noch immer starken Muskelkater und wir
besuchen Villa Baviera, die ehemalige Colonia Dignidad (www.zeit.de/2014/25/colonia-dignidad-chile). Von den ehemals über
250 Bewohnern leben heute noch 110 in der Siedlung. Die
meisten von ihnen sind um die 50 Jahre alt, sind also in der Colonia
Dignidad aufgewachsen. Die heutige Villa Baviera hat sich
geöffnet und versucht auch mit Tourismus Geld zu verdienen. Der
Besuch von Villa Baviera ist wie eine Zeitreise. Die Einrichtung der
Gebäude stammt aus den 70'er Jahren und ist zu einem großen Teil
aus Deutschland importiert worden.
Villa Baviera - Das Restaurant Zippelhaus, der ehemalige Gemeinschaftssaal |
Was uns
jedoch am meisten gefällt, ist, wie die Bewohner mit der Geschichte
der Villa Baviera umgehen. Freimütig erzählen sie von ihren
Erlebnissen als Kind und wie sie das Leben in der Colonia Dignidad
empfunden haben. Sie berichten offen vom Missbrauch durch Paul
Schäfer (Sektenführer), der Trennung der Familien, der Überwachung, den Bestrafungen
und der Gehirnwäsche der Sie unterzogen wurden.
Ehemaliger Überwachungsraum im DG des Hauptgebäudes |
Heute
wird das Gelände als „Bayrisches Dorf“ angepriesen. Es gibt
deutsches Essen (sehr gut), Kinderspielplätze, Wanderwege,
Schwimmbad und ein Hotel. Alles untergebracht in den historischen
Gebäuden, umgeben von einer wunderbaren Landschaft.
Villa Baviera - Parkanlage |
Uns beeindruckt
dieser Ausflug in die jüngere Geschichte, aufgrund der vielen
offenen Gespräche mit den Bewohnern, sehr.
Von
Villa Baviera sind es nur noch knapp 400 Kilometer bis Santiago de
Chile. Eine lange Tagesetappe. Santiago ist für uns eher
enttäuschend, was vielleicht auch am Wetter liegt. Die Stadt
präsentiert sich grau in grau. Viel Verkehr, viel Smog und wenig
historische Bausubstanz.
La Moneda - Der Präsidentenpalast in Santiago de Chile |
Wir bleiben nur einen Tag und fahren weiter.
Nächstes Ziel sind die chilenischen und argentinischen
Weinbaugebiete.
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