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Sonntag, 20. November 2016

Ecuador 4 – Eine Nacht Aufregung

Alles klappt ganz wunderbar auf unserer Rückfahrt von den Galapagosinseln. Wir werden am Flughafen abgeholt, zum Fernbusterminal gebracht. Dort erreichen wir sofort einen Bus nach Ibarra. Der Bus ist so schnell unterwegs, dass wir noch vor Geschäftsschluss am Supermarkt in Ibarra ankommen und unsere Lebensmittel für die nächste Tage einkaufen können. Wir nehmen ein Taxi vom Supermarkt zur Finca Sommerwind und kommen dort gegen 21:00 Uhr an. Wie gesagt alles klappt ganz wunderbar bis zu meiner harmlosen Frage: „Hast Du die Fototasche?“ und Gabys Antwort „Nein, ich denke Du hast sie“.

Wir haben die Fototasche mit den Kameras, dem GPS, Fernglas und allen Fotos von den Galapagos im Taxi vergessen. Auf einmal ist nichts mehr wunderbar, denn die Taxifahrer bringen nichts zurück was mal vergessen wurde.

Auch die Kommentare der anderen Reisenden auf dem Campingplatz („Könnt Ihr vergessen“ oder noch besser “Könnt Ihr auf dem Schwarzmarkt zurückkaufen“) bauen nicht wirklich auf.

Mit dem Auto von Hans nehme ich die Verfolgung des Taxis auf. Vielleicht erwische ich es ja noch vor der Stadtgrenze. Leider trügt die Hoffnung. Erst sehe ich überhaupt kein Taxi .Ab der Stadtgrenze wimmelt es dann nur so von Taxis Was nun?

Ich frage mich zu einer Station der „Policia Nacional“ durch. Auf der Wache ein nettes Mädchen. Leider spricht sie nur spanisch und ich eben nicht. Irgendwie versteht sie das Problem und ordert Verstärkung. Ein Streifenwagen fährt vor. Die beiden Polizisten wollen das Kennzeichen des Taxis. Leider habe ich es mir nicht gemerkt. Dann schlagen sie vor, dass wir zum Supermarkt fahren wo wir in das Taxi eingestiegen sind. Dort angekommen erhellen sich die Mienen der Polizisten. Der ganze Platz ist videoüberwacht. Nach einigen Telefonaten ist klar: Heute geht nichts mehr, aber morgen ab 9:00 Uhr können wir die Videos ansehen.

Die beiden Polizisten begleiten mich zur Finca zurück und wollen mich morgen um 9:00 Uhr wieder abholen. In dieser Nacht schlafen Gaby und ich äußerst schlecht.

Pünktlich um 9:10 Uhr stehen Daniel und Roman (die beiden Polizisten) mit Blaulicht vor der Tür. Zur Verstärkung und zum Übersetzen begleitet mich Jördis, die Tochter des Hauses. Wir werden beide auf die Rückbank des Polizeiwagens verfrachtet. Mit Blaulicht geht es in die Stadt. Während meine Gedanken um die Fototasche kreisen, fürchtet Jördis von Bekannten im Polizeiwagen gesehen zu werden.

Am Supermarkt angekommen, wird der Sicherheitschef gerufen. Unser Anliegen ist schnell erklärt. Er verspricht sich um das Problem zu kümmern und verschwindet. Eine Viertelstunde später kommt er mit einem kleinen Zettel in der Hand wieder zurück. Er hat die Nummer des Taxis auf den Videos gefunden. Ein erster Hoffnungsschimmer.

Wir werden wieder in den Polizeiwagen verfrachtet und fahren zur Funktaxizentrale. Die Dame dort ist jedoch nicht sehr auskunftsfreudig. Doch nun laufen Ramon und Daniel zu großer Form auf. Sie ermitteln den Besitzer des Taxis.


Also erneut in den Polizeiwagen und mit Blaulicht zur angegebenen Adresse.
Dort ist man deutlich hilfsbereiter als zuvor in der Funktaxizentrale. Ja, man kennt den Fahrer, Ja, man weiß wo das Taxi ist. Per Handy werden der Fahrer und der Fahrer der im Moment das Taxi fährt herbeigerufen.

Während wir warten werfe ich ein paar unauffällige Blicke in das Büro. Keine Spur von der Fototasche. Nach einer Ewigkeit, sicher 30 Minuten, biegt das Taxi um die Ecke. Unser Fahrer sitzt auf dem Beifahrersitz. Beim Aussteigen gibt er mir – Überraschung, Überraschung, die Fototasche. Alles wäre komplett. Ich soll nachsehen. Was ich auch sofort mache. Es ist tatsächlich alles da, jedoch völlig anders eingeräumt. Als ich Roman und Daniel bestätige, das nichts fehlt, brechen die beiden in spontanen Jubel aus. Allgemeines Schulterklopfen, Szenen wie nach einem Tor im Länderspiel. Die einzigen, die nicht erfreut sind, sind die beiden Taxifahrer. Der Ältere fordert noch 5 Dollar für die Fahrt zur Zentrale. Das ist mir in dem Moment ziemlich egal und ich bezahle. Dann schnell zurück zur Finca. Dort laden wir die, noch immer freudestrahlenden Polizisten, auf Kaffee und Kuchen ein. Nach einer Stunde fällt ihnen dann ein, dass sie noch arbeiten müssten und sie verabschieden sich. Die Pessimisten vom Vorabend sind sprachlos und wir überglücklich.

Roman, Ich und Daniel (v.l.)
Wir verbringen noch zwei Tage auf der Finca, basteln ein bisschen am Auto und gewöhnen uns wieder an das Leben im Ogermobil.

Schließlich brechen wir auf. Bis nach Kolumbien sind es noch gut 130 Kilometer. Wir fahren eine kleine Straße an der wunderschönen Laguna el Vuladero. vorbeiführt. Die Lagune liegt auf 3.740 Meter Höhe.
Laguna el Vuladero
Nach einem anstrengenden Spaziergang durch die einsame Landschaft um die Lagune fahren wir noch bis zum Grenzort Tulcan. 
Kurz Luft holen auf 3.800 M.ü.NN.
Die Piste ist eng und teilweise mit tiefen Schlammlöchern versehen. Auf einem Bauernhof in Tulcan finden wir einen sehr ruhigen Platz für unsere letzte Nacht in Ecuador.

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