Der
Südosten Alaskas ist ein dünner Streifen an der Pazifikküste und
wird vom Inland durch das Küstengebirge abgeschnitten. Lediglich der
äußerste Norden dieses Streifens hat eine Straßenanbindung. Alle
anderen Orte sind nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen. Von
Prince Rupert in Kanada bedienen die Fähren des Alaska Marine
Highway System die Orte auf den vorgelagerten Inseln und am Festland.
Fähre des Alaska Marine Highway System bei Petersburg |
In mehreren Etappen fahren wir von Prince Rupert bis nach Skagway,
dem Ort mit einer Straßenanbindung. Die Fährfahrt ist wie eine
Minikreuzfahrt. Zwischen den größeren und kleineren Inseln, vor dem
Hintergrund der schnee- und eisbedeckten Küstenberge schlängeln
sich die Fährschiffe durch die teilweise sehr engen Passagen. Am
ersten Tag sehen wir, leider in großer Entfernung, einige Wale.
Abendstimmung in der Insidepassage |
Unser
erster Zwischenstopp ist Ketchikan. Der Ort ist ziemlich groß und
hat einen Tiefwasserhafen. Aus diesem Grunde wird er von den riesigen
Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Tausende Passagiere überfluten das
Städtchen.
Kreuzfahrtschiff in Ketchikan |
Trotzdem gibt es einige Ecken, die relativ ruhig sind.
Das ehemalige, schön restaurierte Rotlichtviertel, die Fischtreppe,
an der wir erstmals die Lachse auf ihrem Weg zum Laichen hautnah
beobachten können und auch das Blueberryfest. Hier gönnen wir uns
einen Blueberrykuchen.
Ketchikan - Restaurierter ehemalige Rotlichtbezirk |
Ein
wichtiger Ort für uns ist der örtliche Walmart. Etwas außerhalb
gelegen bietet er mit einem kostenlosen Shuttle in die Innenstadt die
idealen Voraussetzungen zum Übernachten. Wir nutzen die Gelegenheit
und füllen auch unsere Vorräte auf, denn die nächsten Orte, an
denen wir halten werden,sind eher klein.
Unrestauriertes Ketchikan |
Zwischenstopp
Nummer zwei ist Wrangell. Sechs Stunden Fahrt mit der Fähre von
Ketchikan entfernt. Der Ort ist wirklich klein. Gerade einmal 2000
Einwohner und praktisch keine Touristen. Mit uns verlassen nur zwei
weitere Autos das Schiff. Es ist Sonntagnachmittag und der Ort ist
wie ausgestorben. Das ist jetzt ein bisschen dumm für uns, denn für
Montag haben wir eine der begehrten Permits zum Besuch des ANAN
Wildlife Conservatory für die Beobachtung von Bären. Das ANAN liegt
rund 50 Kilometer von Wrangell entfernt und ist ebenfalls nur mit dem
Boot oder Flugzeug zu erreichen und wir haben noch kein
Transportmittel gebucht.
Wrangell am Sonntagnachmittag |
In
Wrangell bieten mehrere Agenturen Ausflüge zum ANAN an. Der Preis
ist jedoch mehr als stolz. 300 US$ pro Person für einen 7-stündigen
Ausflug mit dem Boot. Das wollen wir nicht bezahlen. Also fragen wir
Einheimische ob sie wissen wer uns nach ANAN bringen könnte. Nach
zwei Stunden Befragungen in diversen Bars und Restaurants sind wir
keinen Schritt weiter, dafür jedoch ortsbekannt.
Am
nächsten Morgen lungern wir in den örtlichen Häfen herum und
fragen weiter, wieder kein Ergebnis. Was wir aber herausbekommen ist,
das eine der Agenturen durchaus verhandlungsbereit sein soll. Also
fragen wir auch dort nach. Und siehe da, etwas Palaver und ein
Telefonat später hat sich der Preis von 300 US$ auf 100 US$
reduziert.
Eine
Stunde später sitzen wir im Boot der Agentur und es geht los. Die
Fahrt zum ANAN Bootsanleger dauert 90 Minuten, von dort sind es
nochmals 800 Meter Wanderweg bis zur Beobachtungsplattform. Für
diese 800 Meter brauchen wir eine halbe Stunde. Das liegt nicht
daran, das lauter Fußlahme auf dem Boot sind, sondern das der Guide
sehr vorsichtig nach Bären auf dem Weg Ausschau hält. Wie sich
herausstellt nicht zu Unrecht., denn plötzlich sitzen zwei
Grizzlybären auf dem Weg und kappeln sich. Mit lautem Händeklatschen
werden sie vertrieben, so dass wir jetzt ungehindert zur Plattform
kommen.
Schwarzbärenfamilie I |
Schwarzbärenfamilie II |
Die
Plattform ist an einem Creek gelegen. Der Creek ist voll von Lachsen
auf ihrem Weg zum Laichen. Es wimmelt nur so von Flossen. Von Zeit zu
Zeit springt auch ein Lachs hoch. Die Stelle ist gut gewählt, denn
die Stromschnelle ist ein Hindernis für die Lachse an dem sie sich
stauen.
Wo sind sie denn ? |
Das wissen vor allem die Bären. Für sie ist der Tisch reich
gedeckt. Einmal mit der Tatze ins Wasser gelangt, schon haben sie
einen Fisch geschnappt. Das Angebot an Futter ist so überreichlich,
dass die Bären meistens weniger als die Hälfte eines Lachses
fressen. Der Rest wird achtlos liegengelassen.
Schwarzbär beim Festmahl |
Die Einladung für die
Möwen und Krähen sich ebenfalls zu bedienen. Wir sehen mehr als 10
Schwarzbären, davon zwei mit Jungen, die sich entspannt ihrem
Festmahl widmen. Einer der Grizzlies, die wir auf dem Weg gesehen
haben, kommt später auch den Creek hinauf. Anscheinend ist er gerade
nicht hungrig, denn er springt immer wieder in das Wasser ohne einen
Fisch zu fangen. Er spielt wohl nur mit den Lachsen.
Grizzlybär hautnah |
Drei
Stunden beobachten wir die Bären, bevor wir uns auf den Rückweg
machen müssen.
Am
nächsten Tag wartet wieder die Fähre auf uns. Weiter geht es zum
nächsten Zwischenstopp. Unser Ziel heißt Petersburg. Ebenfalls ein
kleiner Ort, der vom Fischfang lebt.
Petersburg - Fischcannery |
Hier bleiben wir vier Nächte.
Die erste Nacht verbringen wir am Ortsrand im Outlook Park. Der Platz
ist toll. Ein super Ausblick auf das Wasser, ein Unterstand und ein
Wassertoilette. Von den Einheimischen wird der Platz zum Ausführen
der Hunde oder zu einem Verdauungsspaziergang genutzt.
Outlook Park in Petersburg - Übernachtung mit Meerblick |
Die
Gelegenheit mit den Bewohnern von Petersburg in's Gespräch zu
kommen. Ein Ehepaar lädt uns zu einer Inselrundfahrt ein und zeigt
uns die Sehenswürdigkeiten. Eine andere Frau schenkt uns eine
Portion frischen Lachs. Wirklich sehr nett.
Insidepassage |
Zwei
weitere Tage verbringen wir im unbewohnten Süden der Insel. Natur
pur. Bei einem Spaziergang an einem Creek begegnen wir wieder
Schwarzbären. Eine Mutter mit ihren drei Jungen beim Fischen.
Am
dritten Tag schlägt das Wetter um. Es fängt an zu regnen und es ist
unangenehm kalt. Am Abend erwärmen wir uns am Lagerfeuer und am
nächsten Morgen fahren wir weiter. Vielleicht ist das Wetter in
Juneau (die Hauptstadt Alaskas) ja besser.
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