Die Überfahrt nach Jawa ist so
entspannend verlaufen, wie nach unseren ersten Eindrücken an Bord
vermutet. Gegen Mitternacht kommt die Fähre in Surabaya an. Der
zweitgrößte Hafen Indonesiens liegt still und verlassen vor uns.
Kein Schiff wird be- oder entladen. Das gleiche Bild bietet sich in
der Stadt Surabaya. Die Straßen sind leer, alle Geschäfte
geschlossen, und das Auffälligste … kein einziger, der
normalerweise unzähligen kleinen Imbisswagen ist zu sehen. Uns
dämmert langsam, dass unsere Heimreise sich zu einem Wettlauf gegen
die Zeit entwickeln könnte. Erreichen wir Jakarta bevor das Land zum
Stillstand kommt?
Von Surabaya bis nach Ciamis, wo wir
das Ogermobil einstellen wollen, sind es gut 700 Kilometer, dann noch
weitere 300 Kilometer bis Jakarta.
Die ersten 500 Kilometer fahren wir auf
der Autobahn. In der jetztigen Situation hat die Autobahn nur
Vorteile. Wenig Verkehr, gute Straße und große, ruhige Raststätten,
die ideal zum Übernachten sind.
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Ruhige und weiträumige Autobahnraststätte bei Semarang |
Die letzten 200 Kilometer auf der
Landstraße nach Ciamis werden zur Geduldsprobe. Zwar ist der
Verkehr, im Gegensatz zum Februar, auch hier sehr spärlich
geworden, dafür sind die Anwohner und Ordnungshüter sehr
misstrauisch gegenüber Fremden. Als wir einer vermeintlichen
Abkürzung folgen und in einem kleinem Dorf landen, drehen die
Bewohner völlig durch. Mit ihren Mopeds blockieren sie die Straße
und hindern uns an der Weiterfahrt. Der Bürgermeister und die
örtliche Polizei rufen den Dorfarzt zur Untersuchung unseres
Gesundheitszustandes.
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Keine erhöhte Temperatur - Alles wieder gut |
Nachdem dieser unsere Temperatur gemessen und
uns für unbedenklich erklärt hat, löst sich die unangenehme
Situation auf. Die Anwohner organisieren, Kaffee und Tee, sitzen mit
uns zusammen und entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten. Bis
wir weiterfahren können sind aber fast zwei Stunden vergangen.
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Am Ende gibt es ein offizielles Schreiben - mit Stempel - vom Bürgermeister |
Auch beim Einkaufen werden wir
misstrauisch beäugt. Wenn wir anhalten dauert es nicht lange bis die
Polizei, die sich zuvor monatelang nicht für uns interessiert hat,
auftaucht und nach dem
Woher und
Wohin fragt. Sobald das
Wohin weit
weg ist, sind die Polizisten glücklich, lassen uns nicht aus den
Augen bis wir weiterfahren und winken uns entspannt und erleichtert nach.
Nach vier Tagen erreichen wir endlich
den Unterstellplatz für das Ogermobil in Ciamis. Die Leitung des
islamischen Internats in Ciamis hat uns erlaubt das Auto auf dem
Gelände abzustellen. Das Internat ist in der Zwischenzeit auch
geschlossen. Die Schüler wurden nach Hause geschickt. Lediglich die
Lehrer sind noch da. Wir sind froh dass wir es geschafft haben. Die
Freude dauert aber nicht lange, denn auch hier taucht die Polizei
auf.
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Und wieder Polizei - Nach intensiver Diskussion geht es zum Labor |
Bevor wir das Auto unterstellen können, wollen sich die
Vertreter der Ordnungsmacht davon überzeugen, dass wir gesund sind
und schleppen uns bei strömenden Regen zu einem Labor. Hier wird ein
Anti-Körper-Schnelltest durchgeführt. Die arme Laborantin, ein
junges Mädchen in Ganzkörperschutzanzug, ist total aufgeregt. Da
sie erst einmal Ihre Testflüssigkeiten unkontrolliert verschüttet, muss sie den
Test wiederholen. Voller Anspannung warten die Polizisten auf das
Testergebnis. Es dauert eine halbe Stunde bis per Telefon verkündet
wird, dass das Ergebnis „
Negativ“ lautet. In diesem Fall ist
„
Negativ“ äußerst positiv. Die Anspannung löst sich
schlagartig. Jeder möchte wieder Bilder mit uns machen. Alle sind
freundlich und zuvorkommend.
Uns reicht es jedoch. Es ist inzwischen
20:00 Uhr, wir sind klatschnass vom Regen und wollen nur noch ins
Bett, denn morgen um 9:50 Uhr fährt unser Zug nach Jakarta.
Wir stehen wieder früh auf. Das
Ogermobil muss noch auf den Stellplatz und für die Standzeit
eingepackt werden. Der Standplatz ist wirklich gut. Zwischen der
Moschee und den Lehrerwohnungen stellen wir das Ogermobil ab. Packen
mit Hilfe von Br. Sarip die Plane auf das Auto und werden gerade
rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges fertig.
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Geschafft - Das Ogermobil steht gut verpackt auf seinem Standplatz |
Bisher gab es 5 Züge am
Tag, die nach Jakarta fuhren. Im Moment ist dieser Zug die einzige
Möglichkeit in die Hauptstadt Indonesiens zu kommen.
Der Zug ist nicht gerade der schnellste
ICE unter der Sonne, denn er braucht für die 300 Kilometer nach
Jakarta locker 8 Stunden. Acht Wagons mit je 125 Sitzplätzen rattern also
gemütlich über die ausgelutschten Schienen nach Jakarta.
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Viel Zeit - An manchen Zwischenhalts können wir uns die Füße vertreten |
In unserem
Wagon befinden sich noch 2 Mitreisende. In den anderen sieben Wagons
sieht es nicht anders aus. Insgesamt knapp 50 Reisende. Reichlich
Platz um es sich auf den Bänken gemütlich zu machen. Das Internet
funktioniert (im Gegensatz zu Deutschland) durchgehend und wir
bekommen regelmäßig Kaffee aus dem Speisewagen gebracht.
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Viel Platz - Zug nach Jakarta |
Nicht nur deshalb ist die Fahrt
kurzweilig, Wir fahren durch die interessante Berglandschaft
West-Jawas, Über kühne Brückenkonstruktionen, durch enge Kurven am
steilen Berghang, vorbei an pittoresken Reisterrassen und
Bilderbuchvulkanen rumpeln wir Richtung Jakarta.
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8 Stunden Fahrzeit - Zeit um die Landschaft zu genießen |
Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir in
Jakarta an. Nehmen (wieder bei strömenden Regen) ein Taxi zum Hotel
Borobudur und erreichen dieses gegen 19:00 Uhr. Auch hier, kein
Eintritt ohne Gesundheitsprüfung. Wieder einmal wird Temperatur
gemessen. Anschließend werden wir in einem Plastikzelt mit einer
übelriechenden, wahrscheinlich desinfizierenden Flüssigkeit
besprüht.
Unser Hotel hat knapp 1000 Zimmer. Von
denen sind etwa 50 belegt. Gähnende Leere. Von sieben Restaurants
sind sechs geschlossen. Tennisplätze, Gym, Squash-halle, alles zu.
Lediglich der parkähnliche Garten mit dem 50 Meter Schwimmbecken ist
geöffnet. Dafür gibt es Sonderpreise. Inklusive Frühstück kostet
die Nacht nur 33 € (pro Zimmer). Hier können wir es bis zum Abflug
nach Deutschland gut aushalten.
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Ein Pool (fast) für uns alleine |
Zum Abschluß des Tages gönnen wir
uns, völlig entspannt, ein frisch gezapftes Bier in der Hotelbar,
denn wir haben den Wettlauf gegen die Zeit gewonnen.
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Blick über Jakarta aus unserem Zimmer |
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