Samarra
liegt rund 70 Kilometer nordwestlich von Bagdad und damit ziemlich
direkt auf unserem Weg Richtung Irak-Kurdistan. Samarra ist
sehenswert wegen des Schneckenminaretts der Malwiya Moschee und wegen des Schreins von Iman Ali al-Hadi.
Im
Vorbeigehen sehen wir uns noch das Märtyrermonument in Bagdad an,
wobei „Vorbeigehen“ durchaus wörtlich zu nehmen ist.
Als
wir nach intensiver Suche die, nicht beschilderte, Zufahrt zum
Monument gefunden haben und das Ogermobil auf dem Parkplatz
abgestellt haben, bellt uns ein unfreundlicher Wächter an, dass das
Monument geschlossen ist. Wir können das nicht ganz glauben, denn
das Tor steht auf und wir sehen auch Leute am Monument umherwandern.
Uns
ist es egal. Fotos können wir auch aus 50 Meter Entfernung machen.
|
Bagdad - Märtyrer Monument |
Weiter
geht es. Doch bevor wir richtig in Schwung kommen wollen wir noch
tanken.
Das Tanken gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet. Denn entweder haben die Tankstellen gar kein Diesel, oder es steht eine lange
Schlange LKW’s an.
Endlich
sehen wir eine – ziemlich neue, moderne Tankstelle mit
Dieselzapfsäule und ohne LKW-Schlange.
Wir
bekommen auch anstandslos den Tank gefüllt. Leider aber nur einen
unserer beiden Tanks. Es wäre verboten mehr als einen Tank zu füllen
erklärt uns der Tankwart. Der Preis für den Diesel ist OK. 500 IQD
(~ 0,33 €/Liter).
Wir
fahren weiter zur nächsten Tankstelle mit und ohne (siehe oben).
Erst will man uns gar nicht betanken, dann nur 30 Liter, 40 Liter, 50
Liter...nach 15 Minuten ist der Tankwart bereit den Tank komplett zu
füllen. Weitere 10 Minuten dauert es den Preis von 700 IQD/Liter auf
500 IQD/Liter zu verhandeln.
Jetzt
geht es aber wirklich los und wir fahren nach Samarra. Die 70
Kilometer sind schnell zurückgelegt. Das Straßenbild ist ähnlich wie
bisher. Einige Checkpoints, Ruinen und ordentlich Müll beidseits der
Straße.
|
Typisches Straßenbild nördlich von Bagdad |
Samarra
selbst ist eher enttäuschend. Der Schrein ist ganz schön, jedoch
deutlich weniger imposant und besucht als der Schrein in Nadschaf.
|
Samarra - Eingang zum Iman Ali al-Hadi Schrein |
Samarra - Gebetshalle im Schein |
Zudem ist es
wieder äußerst heiß. Wenigstens gibt es auf dem Weg zum Schrein
viele Wasserstellen an denen wir uns mit köstlich kaltem Wasser
erfrischen können.
|
Wie ausgestorben - Der Zugang zum Schrein während der Mittagszeit |
Die Malwiya Moschee soll 25000 IQD/Person (~ 16 €) Eintritt kosten. Dafür
darf man dann das Minarett besteigen. Wir verzichten und machen mal wieder Fotos vom Eingang aus (Heute unsere Spezialität).
|
Malwiya Moschee - Schneckenminarett |
Unser
letztes Ziel für heute soll der Al-Ashiq Palace sein. Das Schloss wurde um 880 errichtet und in den
1980`Jahren restauriert. Es sieht schon von der Straße imposant aus.
Was uns stutzig macht, ist das es nur eine sehr staubige, unebene
Zufahrt und einen Militärposten am Schloss gibt. Niemand verlangt
Eintritt…
|
Al Ashiq Palace - Fassade |
Kaum
angehalten kommt ein bewaffneter Soldat und will uns bei der
Besichtigung begleiten. Nach der Besichtigung fragen wir, ob wir hier
übernachten können. Das ist ein Problem. Sofort wird wieder
telefoniert... |
Besichtigung mit Begleitung |
Etwas später kommt ein Humvee mit zwei Offizieren an
Bord angefahren. In gebrochenem Englisch wird uns erklärt, dass die Gegend in der Nacht unsicher sei. Wir sollten nach Tikrit oder Kirkuk
fahren. Dort wäre es sicher.
Wir
machen jetzt erst mal Kaffeepause um zu überlegen was wir tun
sollen. Die Soldaten versorgen uns mit Tee und Wasser, bleiben aber
vor Ort.
|
Kaffeepause am Al Ashiq Palace |
Wir
entscheiden uns nach Tikrit, dem Heimatort Saddam Husseins und Sitz
seines Clans, zu fahren. Das sind nur 40 Kilometer und vielleicht
finden wir einen schönen Platz am Tigrisufer. Wir verabschieden uns
und fahren los. Die 40 Kilometer gehen wieder schnell, da der erste
Checkpoint erst unmittelbar vor Tikrit liegt.
Im
Ort wollen wir zur „Grünen Kirche„ am Tigrisufer fahren. Geht
leider nicht, da der Bereich jetzt Teil eines Militärgeländes ist.
Wir
fragen die Soldaten wo wir denn übernachten können. Wieder wird
viel telefoniert. Dann die Entscheidung. Wir sollen einem Militärjeep
folgen, der bringt uns zu einem schönen Platz.
Gesagt
getan. Wir folgen dem Jeep, was gar nicht so einfach ist, denn die
Soldaten geben ordentlich Gas im nachmittäglichen Stoßverkehr. Nach
einer Viertelstunde und einem weiteren Checkpoint verlässt uns der
Jeep mit der Anweisung einfach weiter geradeaus zu fahren. Wiederum:
gesagt getan. Nach einem weiterem Kilometer stehen wir am Tigris. Vor
uns ein Picknickplatz, mit Badestrand. Einige Leute fahren mit
Motorbooten und Jetskis auf dem Tigris, andere schwimmen im Tigris.
Der
Platz ist super und wir richten uns für die Nacht ein.
Wir
haben jedoch nicht mit der Gastfreundschaft der Iraker gerechnet.
Kaum ist es dunkel, da kommt ein Fischer mit seiner kleinen Tochter
vorbei. Er hat uns stehen sehen und lädt uns ein bei ihm zu Hause zu
übernachten. Das wäre viel besser als hier am Wasser. Bei ihm gibt
es Abendessen und eine Klimaanlage. Dafür gibt es keine
Mücken…..Schlussendlich geben wir seinem Drängen nach und folgen
ihm zu seinem Haus.
|
Abendessen mit der Fischerfamilie 1 |
|
Abendessen mit der Fischerfamilie 2 |
|
Abendessen mit der Fischerfamilie 3 |
Es
hat nicht zu viel versprochen. Trotz der Sprachbarriere wird es ein schöner Abend mit der
Fischerfamilie.
|
Am nächsten Morgen .... Dichter Nebel über dem Tigris |
Am
nächsten Morgen, nach einer Nacht mit Klimaanlage und ohne Mücken
(wie versprochen) verabschieden wir uns und machen uns im dichten
Nebel auf den Weg nach Irak-Kurdistan.
|
Vom Nebel verhüllt - Die Ruinen der Residenzen des Saddam Clans |