Wie bekommt man heraus wo die
Leistungsgrenze des Ogermobils in Bezug auf Bergsteigfähigkeit,
Geländegängigkeit und Kippneigung liegt?
Die Antwort ist ganz einfach. Man kaufe
die Landkarte Kaukasus aus dem Reise-Know-How Verlag und
vertraue auf die Richtigkeit dieser Karte.
Genau das haben wir
getan und dabei das Ogermobil und uns ungewollt bis an die Grenzen
beansprucht.
Vor
drei Tagen wollten wir von Kutaisi nach Achazilche fahren. Gemäß
der Landkarte Kaukasus gibt
es zwei Wege. Einen längeren auf der M1/M8 (vergleichbar mit unseren
Bundesstraßen) und einen kürzeren über eine als „Nebenstraße“
gekennzeichnete Verbindung.
Wir vertrauen der
Bezeichnung „...Straße“ und nehmen die kürzere Alternative.
Zunächst lässt sich alles auch gut an. Die Nebenstraße erweist
sich auf den ersten 40 Kilometern bis zum Kurort Sairme als eine sehr
gute asphaltierte Strecke. Dies ändert sich nach dem erwähnten
Kurort schlagartig.
Von Asphalt keine
Spur mehr. Wenigstens haben wir noch eine einigermaßen solide Piste
vor uns – denken wir. Falsch gedacht. Denn schon nach wenigen
Kilometern ändert sich das Bild abermals. Die Piste wird jetzt
öfters von Stellen unterbrochen, wo auf dem puren Fels gefahren
werden muss.
Ordentliche Piste |
Kurz bevor wir den
höchsten Punkt bei 2270 Metern erreichen liegen auch noch
Schneefelder am Rand. An einer Stelle wird unser Weg so schmal, dass
wir das Maßband benötigen um auszumessen ob überhaupt genug Platz
ist. Zu allem Überdruss erscheint die Böschung an dieser Stelle
auch noch sehr aufgeweicht. Die einzige Lösung: wir verbreitern den
Weg etwas indem wir auf 20 Meter Länge Schnee von den
Firnschneefeldern abhacken.
Alles
halb so schlimm, denn nach der Karte dauert es nur insgesamt 19
Kilometer bis unsere „Nebenstraße“ sich mit der Passstraße über
den Zekaris vereint.
Schlussfolgerung: spätestens aber dieser Kreuzung wird der Weg
besser. Wieder falsch gedacht.
Nachdem wir mehr als 20 Kilometer gefahren sind - und den Grat bereits überschritten haben – wird uns klar, dass die Karte wieder falsch ist: Es gibt überhaupt keine Kreuzung mit einer Passstraße, d.h. Unsere Hoffnung auf Besserung der „Straßenverhältnisse“ ist dahin. Im Gegenteil der Weg wird immer schlechter. Jetzt gibt es zwar keinen Schnee mehr, dafür ist der Weg jetzt über weite Streckenabschnitte tief ausgewaschen.
Ausgewaschene Piste |
Das harmloseste
sind noch die tiefen Löcher mit bis zu 40 cm Wassertiefe. Viel
schlimmer sind die längs des Weges laufenden Rinnen. Deren Breite
variiert von 30 cm bis zu fast 2 Metern und deren Tiefe ist selten
unter 50 cm. Je nach breite und Tiefe der Rinnen fahren wir in der
Rinne oder auf dem „Ufer“ der Rinne. Auch hier kommt unser
Maßband mehrfach zum Einsatz.
Besonders die
Haarnadelkurven sind völlig ausgewaschen. Es ist jetzt fast nicht
mehr möglich einige hundert Meter am Stück zu fahren ohne
anzuhalten und eine Linienführung zu erkunden. Nachdem ich
unvorsichtig in eine der Längsrinnen (Tiefe etwa 60 cm) hinein
gerutscht bin unddas Ogermobil dabei fast umgekippt wäre, hält es
Gaby nicht mehr aus. Sie läuft.
Gegen
20:00 Uhr wird auch das Licht schlecht und wir beschließen am
Wegesrand zu übernachten. Viel Verkehr ist sowieso nicht. Genauer
gesagt, es ist gar kein Verkehr. Seit wir den Kurort verlassen haben,
haben wir kein anderes Fahrzeug gesehen.
Genau das macht mir
während der äußerst unruhigen Nacht Sorgen. Was ist, wenn die
Straße im unteren Teil nicht passierbar ist? Müssen wir den ganzen
Schlamassel dann wieder zurück?. An Schlaf ist kaum zu denken. Gegen
6:00 Uhr kommt tatsächlich ein Geländewagen den Berg hoch
gekrochen. Kurz danach auch noch ein alter russischer Militärlaster.
Was für eine
Beruhigung.
Der Weg scheint
frei zu sein.
Um 8:00 Uhr fahren
wir weiter. Der Weg wird noch schlechter. Er ist praktisch nicht mehr
vorhanden. Gaby läuft nur noch.
Auch ich laufe ein
Stück vor, lege mir die Linienführung zurecht, laufe zurück zum
Ogermobil, fahre das erkundete Stück, halte an, laufe vor …..etc.
So geht das über weitere 7 Kilometer, für die wir fast 4 Stunden
brauchen. Dies liegt auch daran, dass es noch zwei Stellen gibt, an
denen ich erst noch Äste von Bäumen brechen muss, damit wir vorbei
fahren können.
Dann erreichen wir
das Tal und den Kurort Abastumani. Die Entfernung von Kurort zu
Kurort beträgt nicht 29 Kilometer wie in der Karte angegeben,
sondern 39 Kilometer. Also auch hier irrt unsere Landkarte.
Dafür erwartet uns
wieder eine superglatte Asphaltstrecke, was jedoch nicht heißt, dass
es jetzt unbeschwert weiter geht.
Jetzt beginnt der
Kuhslalom, denn eine weitere Art von Hindernisse auf georgischen
Überlandstraßen sind Kühe. Obwohl sie nicht den Hauch einer Ahnung
von Verkehrsregeln haben, nehmen sie voller Selbstbewusstsein am
Straßenverkehr teil. Zudem gibt es in Georgien anscheinend eine
unendlich große Zahl von Kühen. Zumindest findet man sie überall,
vorzugsweise auf Straßen. Die Kühe haben ein gewisses Phlegma (auch
lautes Hupen ändert da wenig) , was dazu führt, dass es sie kaum
kümmert, ob ein Auto kommt oder nicht. Sie bleiben einfach stehen –
oder sitzen – wo sie sind.
Wer bewegt sich zuerst ? |
Manchmal fällt
ihnen aber auch ein sich ruckartig (!!!) nach rechts oder links zu
bewegen. So bleibt uns also nichts weiter übrig, als die lieben
Steaks in spe vorsichtig zu umrunden.
Auf georgischen
Straßen weiss man nie, was einem Bevorsteht. Die Bandbreite der
Qualität der Straßen ist groß. Es kann so kommen wie oben
geschildert. Auf der anderen Seite gibt es ebenso hervorragend
ausgebaute Streckenabschnitte.
Nebenstraße nach Mestia |
Da man
vorher jedoch nie weiß was einem bevorsteht ist jeder neue
Streckenabschnitt für eine Überraschung gut, umso so wichtiger ist
eine verlässliche Straßenkarte. Die von uns genutzte Karte Kaukasus
vom Reise-Know-How-Verlag
erfüllt diese Anforderungen in keinem Fall und ist geradezu
gefährlich.
Da aber alles
nochmal gut gegangen ist, können wir jetzt die Leistungsgrenzen des
Ogermobils viel besser einschätzen.
Trotz der Widrigkeiten fühlen wir uns
absolut wohl hier in Georgien. Dies ist vor allem den sehr
gastfreundlichen Menschen und der tollen Landschaft geschuldet.
Hallo
AntwortenLöschenIch habs geschafft zu bloggen auf eurem Blog.
AntwortenLöschenGeorgien - eine tolles Land. Hallo Gabi und Dirk, in Mestia hatten wir uns kennen gelernt. Ich hatte hier auch noch schöne Erlebnisse, insbesondere mit der Polizei. Sei es, dass der der Polizeichef des Bezirkes Mestia mit mir auf ewige Freundschaft getrunken hatte oder 2 Polizisten nicht wollten, dass wir (2 junge Österreicher und ich) nicht wild campen durften, weil an dem Ort, wo die Zelte standen, Schlangen sein sollten. So mussten wir wieder aufpacken und wurden unter Polizei-Eskorte mit Rot- und Blaulicht zum nächsten Ort gebracht. Dort durften wir zelten: direkt vor der Polizeistation..... Ein herrliches Land mit unheimlich lieben und hilfsbereiten Menschen.
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