In der Türkei, Georgien und
Aserbaidschan haben wir überall gastfreundliche und hilfsbereite
Menschen getroffen, jedoch in keinem Land ist die Gastfreundschaft
und Offenheit gegenüber Fremden so ausgeprägt wie im Iran.
Das Wort „Kontaktscheu“ scheint im
Iran nicht zu existieren. Sobald man etwas unentschlossen mit einem
Plan oder Reiseführer in der Hand herumsteht, wird einem von
wildfremden Menschen Hilfe angeboten. Hat man sich einen Platz zum
Übernachten gesucht und es kommen Leute vorbei, wird ein Gespräch
angefangen, welches immer mit „Willkommen im Iran „ endet.
Als Hindernis entpuppen sich manchmal
die Sprachkenntnisse. Da wir kein Farsi sprechen und viele Iraner
kein oder nur wenig Englisch können, kommen viele Gespräche über
„Wo kommst du her?“ und „Wo willst Du hin?“ leider nicht
hinaus. Dies hindert aber Niemanden noch ausführlich Fotos mit uns
und dem Ogermobil zu machen und sich dann fröhlich winkend zu
verabschieden.
Trifft man jedoch auf Iraner mit
englischen Sprachkenntnissen entwickeln sich sehr interessante
Unterhaltungen, die fast immer in einer Einladung zum Tee, Essen oder
Übernachten münden.
Ein wesentlicher Teil der Gespräche
dreht sich um die Außenwirkung des Irans. Viele wollen wissen, wie
in Deutschland über den Iran gedacht wird. Es eröffnen sich für
uns sehr aufschlussreiche Einblicke in das Leben im Iran.
Geradezu überwältigend ist die
Bereitschaft der Iraner dem Fremden in irgendeiner Weise zu helfen.
Hilfsbereitschaft 1
Wir fahren mit der Metro zur
Turkmenischen Botschaft um das Transitvisum für Turkmenistan zu
beantragen. Die Angaben zur Telefonnummer und Adresse der Botschaft
in unserem Reiseführer sind mal wieder falsch. Mit einiger Mühe
bekommen wir die Telefonnummer heraus und rufen die Botschaft an.
Dort gibt es nur eine Ansage, die die Adresse so schnell herunter
leiert, dass wir keine Chance haben mit zuschreiben und natürlich
haben wir auch keine Ahnung in welcher Ecke der 12 Millionen
Metropole Teheran die Botschaft liegt. Was tun?. Ganz einfach.
Einfach einer Iranerin in der Metro von Teheran das Handy ans Ohr
drücken und sie bitten die Adresse aufzuschreiben.
Wir bekommen nicht nur die Adresse von
ihr, sondern – nach ausführlicher Diskussion mit ihren
Sitznachbarn - auch noch eine Beschreibung an welcher Metrostation
wir aus zusteigen haben.
Also steigen wir an der beschriebenen
Station aus. Bis zur Botschaft sind es von dort noch etwa 2
Kilometer. Wir brauchen ein Taxi. Und wieder hilft ein Passant.
Nachdem wir ihm erklärt haben wo wir hin wollen, hält er einfach
Privatautos an und fragt die Fahrer ob sie uns zu der Botschaft
fahren wollen. Der dritte Fahrer sagt zu und fährt uns für 40000
IRR (etwa 0,80 €) bis vor die Haustür.
An der Botschaft angekommen, stellen
wir fest, dass wir eine Farbkopie des Visums für Usbekistan
brauchen. Also fragen wir einen jungen Iraner, der ebenfalls vor der
Botschaft wartet – wo der nächste Copy-Shop ist. Bevor er uns das
erklärt, geht er mit Gaby selbst dahin. Seine Frau und ich werden an
der Botschaft zurückgelassen. Nach etwa einer halben Stunde tauchen
Gaby und Hamid wieder auf – mit Kopien. Es ist jetzt 11:30 Uhr.
Nach Erledigung aller Formalitäten
bieten uns Hamid und Nina spontan an uns etwas herumzuführen.
Zunächst fahren wir zum „Bird Garden“, dann laden wir die Beiden
zum Essen nach Darbrandt ein und zu guter Letzt gehen sie noch
gemeinsam mit uns in die Shopping Mall zum einkaufen. Als wir uns an
der Metrostation voneinander verabschieden ist es bereits 19:00 Uhr.
Hilfsbereitschaft 2
Valesht See im Alborzgebirge. Etwa 150
Kilometer von Teheran entfernt. Ein ruhiger Ort zum ausspannen nach
der Großstadt Teheran. Wir warten hier die Fertigstellung unserer
Visa für Turkmenistan ab. Der See ist ein bei den Iranern beliebtes
Ausflugsziel.
So treffen wir Houschmand und seine
Frau Maryam aus Teheran, die uns spontan anbieten bei ihnen zu
übernachten wenn wir nach Teheran kommen.
Wir nehmen die Einladung an. Als wir in
Teheran ankommen werden wir von Houschmand abgeholt und zu seiner
Wohnung gelotst. Es gibt ein köstliches Diner, eine Dusche und einen
Platz zum Übernachten.
Am nächsten Morgen fährt uns
Houschmand durch die Stadt zur turkmenischen Botschaft. Die ganze
Familie geht mit uns einkaufen und es gibt natürlich wieder
reichlich zu essen. Zum Abschluss bekommen wir noch ausführliche
Tipps, welche Orte im Iran wir noch unbedingt besichtigen müssen.
Hilfsbereitschaft 3
Ortsausfahrt Yazd. Plötzlich gibt es
ein lautes Geräusch. Ein Reifen ist platt. Wir sind wohl über ein
scharfkantiges Eisenteil gefahren, denn die Luft ist schlagartig aus
dem Reifen entwichen.
Also anhalten am Straßenrand. Werkzeug
raus und Radmuttern lösen. Leider klappt das nicht, denn wir finden
die Verlängerungsstange nicht.
Nach wenigen Minuten hält ein PKW. Der
Fahrer (Esmail) guckt, erkennt das Problem und bedeutet mir, dass ich
einsteigen soll. Wir fahren zur nächsten Werkstatt und holen ein
Verlängerungsrohr. Wieder zurück beim Oger reißt er mir das
Werkzeug und den Wagenheber aus der Hand und wechselt das Rad. Dann
fahren wir zu seiner Werkstatt (er repariert LKW Federungen) und
warten dass die Reifenwerkstatt die Siesta beendet. Während der
Wartezeit wird Gaby mit Tee versorgt und unser Klappspaten und der
gebrochene Schutzblechträger von Email geschweißt.
Eine Stunde später fahren wir zusammen
zur Reifenwerkstatt wo das kaputte Rad geflickt wird. Als wir uns
verabschieden und Esmail für seine Mühe bezahlen wollen, lehnt er
jede Bezahlung ab und lädt uns stattdessen in sein Haus ein.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass wir
noch kein Land bereist haben indem der Kontakt zwischen Tourist und
Einwohner so eng und freundschaftlich ist wie im Iran.
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