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Donnerstag, 11. Juli 2013

Iran - Begegnungen

Wir sind jetzt seit gut vier Wochen im Iran, einem Land in dem Dir nie langweilig wird und in dem Du nie allein gelassen wirst.
In der Türkei, Georgien und Aserbaidschan haben wir überall gastfreundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, jedoch in keinem Land ist die Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber Fremden so ausgeprägt wie im Iran.

Das Wort „Kontaktscheu“ scheint im Iran nicht zu existieren. Sobald man etwas unentschlossen mit einem Plan oder Reiseführer in der Hand herumsteht, wird einem von wildfremden Menschen Hilfe angeboten. Hat man sich einen Platz zum Übernachten gesucht und es kommen Leute vorbei, wird ein Gespräch angefangen, welches immer mit „Willkommen im Iran „ endet.

Spontane Begegnung in der Wüste

Als Hindernis entpuppen sich manchmal die Sprachkenntnisse. Da wir kein Farsi sprechen und viele Iraner kein oder nur wenig Englisch können, kommen viele Gespräche über „Wo kommst du her?“ und „Wo willst Du hin?“ leider nicht hinaus. Dies hindert aber Niemanden noch ausführlich Fotos mit uns und dem Ogermobil zu machen und sich dann fröhlich winkend zu verabschieden.

Begegnung in Persepolis

Trifft man jedoch auf Iraner mit englischen Sprachkenntnissen entwickeln sich sehr interessante Unterhaltungen, die fast immer in einer Einladung zum Tee, Essen oder Übernachten münden.
Ein wesentlicher Teil der Gespräche dreht sich um die Außenwirkung des Irans. Viele wollen wissen, wie in Deutschland über den Iran gedacht wird. Es eröffnen sich für uns sehr aufschlussreiche Einblicke in das Leben im Iran.

Geradezu überwältigend ist die Bereitschaft der Iraner dem Fremden in irgendeiner Weise zu helfen.


Hilfsbereitschaft 1

Wir fahren mit der Metro zur Turkmenischen Botschaft um das Transitvisum für Turkmenistan zu beantragen. Die Angaben zur Telefonnummer und Adresse der Botschaft in unserem Reiseführer sind mal wieder falsch. Mit einiger Mühe bekommen wir die Telefonnummer heraus und rufen die Botschaft an. Dort gibt es nur eine Ansage, die die Adresse so schnell herunter leiert, dass wir keine Chance haben mit zuschreiben und natürlich haben wir auch keine Ahnung in welcher Ecke der 12 Millionen Metropole Teheran die Botschaft liegt. Was tun?. Ganz einfach. Einfach einer Iranerin in der Metro von Teheran das Handy ans Ohr drücken und sie bitten die Adresse aufzuschreiben.
Wir bekommen nicht nur die Adresse von ihr, sondern – nach ausführlicher Diskussion mit ihren Sitznachbarn - auch noch eine Beschreibung an welcher Metrostation wir aus zusteigen haben.
Also steigen wir an der beschriebenen Station aus. Bis zur Botschaft sind es von dort noch etwa 2 Kilometer. Wir brauchen ein Taxi. Und wieder hilft ein Passant. Nachdem wir ihm erklärt haben wo wir hin wollen, hält er einfach Privatautos an und fragt die Fahrer ob sie uns zu der Botschaft fahren wollen. Der dritte Fahrer sagt zu und fährt uns für 40000 IRR (etwa 0,80 €) bis vor die Haustür.
An der Botschaft angekommen, stellen wir fest, dass wir eine Farbkopie des Visums für Usbekistan brauchen. Also fragen wir einen jungen Iraner, der ebenfalls vor der Botschaft wartet – wo der nächste Copy-Shop ist. Bevor er uns das erklärt, geht er mit Gaby selbst dahin. Seine Frau und ich werden an der Botschaft zurückgelassen. Nach etwa einer halben Stunde tauchen Gaby und Hamid wieder auf – mit Kopien. Es ist jetzt 11:30 Uhr.

Hamid und Nina

Nach Erledigung aller Formalitäten bieten uns Hamid und Nina spontan an uns etwas herumzuführen. Zunächst fahren wir zum „Bird Garden“, dann laden wir die Beiden zum Essen nach Darbrandt ein und zu guter Letzt gehen sie noch gemeinsam mit uns in die Shopping Mall zum einkaufen. Als wir uns an der Metrostation voneinander verabschieden ist es bereits 19:00 Uhr.

Teheran am Vorabend der Präsidentenwahl

Hilfsbereitschaft 2

Valesht See im Alborzgebirge. Etwa 150 Kilometer von Teheran entfernt. Ein ruhiger Ort zum ausspannen nach der Großstadt Teheran. Wir warten hier die Fertigstellung unserer Visa für Turkmenistan ab. Der See ist ein bei den Iranern beliebtes Ausflugsziel.

Valesht See

So treffen wir Houschmand und seine Frau Maryam aus Teheran, die uns spontan anbieten bei ihnen zu übernachten wenn wir nach Teheran kommen.


Bei Houschmand und Maryam

Wir nehmen die Einladung an. Als wir in Teheran ankommen werden wir von Houschmand abgeholt und zu seiner Wohnung gelotst. Es gibt ein köstliches Diner, eine Dusche und einen Platz zum Übernachten.


Am nächsten Morgen fährt uns Houschmand durch die Stadt zur turkmenischen Botschaft. Die ganze Familie geht mit uns einkaufen und es gibt natürlich wieder reichlich zu essen. Zum Abschluss bekommen wir noch ausführliche Tipps, welche Orte im Iran wir noch unbedingt besichtigen müssen.

Hilfsbereitschaft 3

Ortsausfahrt Yazd. Plötzlich gibt es ein lautes Geräusch. Ein Reifen ist platt. Wir sind wohl über ein scharfkantiges Eisenteil gefahren, denn die Luft ist schlagartig aus dem Reifen entwichen.
Also anhalten am Straßenrand. Werkzeug raus und Radmuttern lösen. Leider klappt das nicht, denn wir finden die Verlängerungsstange nicht.

So wird es nie etwas.....

Nach wenigen Minuten hält ein PKW. Der Fahrer (Esmail) guckt, erkennt das Problem und bedeutet mir, dass ich einsteigen soll. Wir fahren zur nächsten Werkstatt und holen ein Verlängerungsrohr. Wieder zurück beim Oger reißt er mir das Werkzeug und den Wagenheber aus der Hand und wechselt das Rad. Dann fahren wir zu seiner Werkstatt (er repariert LKW Federungen) und warten dass die Reifenwerkstatt die Siesta beendet. Während der Wartezeit wird Gaby mit Tee versorgt und unser Klappspaten und der gebrochene Schutzblechträger von Email geschweißt.


Fachleute unter sich

Eine Stunde später fahren wir zusammen zur Reifenwerkstatt wo das kaputte Rad geflickt wird. Als wir uns verabschieden und Esmail für seine Mühe bezahlen wollen, lehnt er jede Bezahlung ab und lädt uns stattdessen in sein Haus ein.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass wir noch kein Land bereist haben indem der Kontakt zwischen Tourist und Einwohner so eng und freundschaftlich ist wie im Iran.

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