1991 – die UdSSR löst sich auf und
die einzelnen Republiken werden selbstständig.
2013 - die UdSSR scheint weiterhin zu
existieren, neue Bezeichnung : Turkmenistan.
Das deja vu Erlebnis beginnt bereits an
der Grenze. Die Grenzanlagen erinnern schwer an die 1980er Jahre.
Einzige Änderung. Es gibt nun Handys und Computer in den
Abfertigungsgebäuden, wobei man positiv feststellen kann, dass die
Geschwindigkeit der Abfertigung trotz der modernen Technik nicht
langsamer geworden ist. Es geht im Schneckentempo vorwärts, wie eh
und je.
Die Uniformen der Grenzer, echter
Sowjet-Look. Die Prozeduren (Details auf unserer Homepage,
Länderseite Turkmenistan) haben ebenfalls den Zeitenwandel
unbeschadet überstanden. Wo gibt es heute schon noch
Desinfektionsbecken für das Auto? Es werden Zoll- und
Devisenerklärungen ausgefüllt, geprüft und gestempelt, dass es
eine Freude ist. Zum Filzen des Fahrzeugs finden sich gleich 4
Soldaten ein und gehen mit Feuereifer zur Sache. Der einzige
Unterschied zu früher ist, dass sie nicht gleich zu Beginn der
Kontrolle allen Verkleidungen mit dem Schraubenzieher zu Leibe rücken
wollen. Auch die Dauer der Grenzabfertigung entspricht den
Normvorgaben der Sowjetunion: 3 Stunden. Solange haben wir Anno 1986
auch an der Grenze bei Leningrad verbracht.
Kaum im Land wird das Sowjetfeeling von
den Turkmenen weiter gepflegt. Die Qualität der Straßen ist echt
sozialistisch, d.h. Unterirdisch. Nach 230 Kilometer
Spurrinnen-Surfen und Schlagloch-Slalom brauchen wir erst einmal eine
Stunde um den Inhalt unserer Schränke neu zu sortieren. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit auf diesen „Straßen“ erreicht fast
stolze 40 Km/h. Aber es gibt auch einige wenige gute Abschnitte.
Bisher immerhin insgesamt 15 Kilometer. Damit die
Durchschnittsgeschwindigkeit nicht nach oben schnellen kann, ist auf
diesen Abschnitten die Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Auf glatte 60
Km/h, obwohl die Straße geradeaus geht und sechs-spurig ist. In
guter sowjetischer Tradition stehen auf diesem Abschnitt (15 KM) 3
Polizeistreifen mit Radarpistolen. Dafür haben wir natürlich
Verständnis. Wo sollen die armen Kerle denn sonst ihre Spielzeuge
ausprobieren können?
Der geneigte (ältere) Leser wird
fragen, was denn mit der „GAI“ ist. Gibt es die ebenfalls in
Turkmenistan? Zur Erklärung für die Jüngeren. Die „GAI“ war
die Verkehrspolizei in der Sowjetunion (und ist es noch in Russland).
Die „GAI“ hatte an den Ein-und Ausfahrten der größeren Städte
feste Kontrollposten installiert, an denen standardmäßig die
Papiere kontrolliert wurden. Somit konnte man in der Sowjetunion nur
die im Visa genehmigten Orte besuchen.
Um die Frage von oben zu Beantworten:
„Ja“ die „GAI“ gibt es noch. Die Kollegen nennen sich jetzt
„PYGB“ haben aber genau die gleichen Aufgaben.
Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass
bald 50% der Fahrzeuge auch noch aus lang vergangenen Zeiten stammen.
Egal ob Lada, Barkas, IFA, Ural, Kamas, es gibt noch viele
historische Fahrzeuge auf den „Straßen“. Damit die Illusion
perfekt ist, strahlen auch die Städte den Charme vergangener
Sowjetzeiten aus.
Überdimensionierte Prachtboulevards mit Repräsentationsbauten im Stadtzentrum, verkommene Plattenbauten in den Nebenstraßen.
Repräsentationsbau in Turkmenabat |
Überdimensionierte Prachtboulevards mit Repräsentationsbauten im Stadtzentrum, verkommene Plattenbauten in den Nebenstraßen.
Wohnsiedlung in Turkmenabat |
Vor der Ausreise aus Turkmenistan haben
die genialen Planer in Ashgabat noch eine kleine Schikane eingebaut
um sicherzugehen, dass kein Tourist je dieses kleine Land vergessen
wird. Die Überquerung des Amudaryos – der Grenzfluss zu Usbekistan
– ist nur auf einer Pontonbrücke möglich. Für diese Brücke wird
eine Brückengebühr erhoben. Sie beträgt 1 TMM für PKW's und 20
TMM für LKW's, aber nur wenn die Fahrzeuge in Turkmenistan
zugelassen sind. Für im Ausland zugelassene Fahrzeuge darf man noch
zwischen 20 $ und 80 $ - je nach Gewicht – zusätzlich zahlen.
Fazit: Turkmenistan ist ein
Freilichtmuseum der besonderen Art. Die 1980er Jahre werden hier auf
originelle Weise wiederbelebt. Dies gilt auch für die Kosten zum
Eintritt in das Museum. Für zwei Personen fallen Visakosten von 110
$ an. Beim Grenzübertritt werden zusätzlich 133 $ für die Personen
und das Auto fällig. Die Ausreise hat uns dann nochmals 49 $
gekostet (Pontonbrücke). Insgesamt 292 $ Eintritt um in maximal 5
Tagen das Land zu durchqueren ist ganz schön happig. Da tröstet
auch der niedrige Dieselpreis von etwa 0,17 €/L nicht wirklich.
Das Einzige was tatsächlich tröstet
sind die Turkmenen. Die sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit
und wirklich angenehme Zeitgenossen.
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