Die
schönen Tage auf der Insel sind vorbei.
Faulenzen auf Don Det |
Wir besichtigen den
Wasserfall Khon Pha Peng, der der größte Wasserfall Südostasiens
sein soll.
Mekong Wasserfall Khon Pha Pheng |
Vom
Wasserfall sind es nur ein paar Kilometer bis zur Grenze. Zuerst
passieren wir eine Schranke, geöffnet und niemand in Sichtweite. Die
Schranke sieht schon etwas abgewrackt aus, also nicht mehr in Betrieb
– denken wir – und weiter.
Dann
erstrahlt es vor uns, in hellem Weiß und mit anmutig geschwungenen
Dächern. Das brandneue Abfertigungsgebäude. Vier Abfertigungsspuren und auf
allen Spuren stehen brandneue japanische SUV's. Wow, denken wir, hier
herrscht aber Verkehr, und stellen uns brav hinter einem Land Cruiser
an. Kaum angehalten kommt uns die Sache etwas komisch vor. Weit und
breit ist niemand zu sehen. Weder die Fahrer der Fahrzeuge noch
irgendwelche Grenzbeamten bevölkern die Anlage. Dann entdecken wir
hinter dem brandneuen Abfertigungsbebäude eine alte Baracke von der
jemand winkt. Wir setzen also zurück und umfahren das brandneue
Gebäude um vor der alten Baracke erneut anzuhalten.
Hinter der
Baracke befindet sich ein schattiger Garten. Hier liegen sechs Beamte
total relaxed in ihren Hängematten und versuchen sich nicht zu bewegen. Ein klassischer Fall von "Beamtenmikado" (wer sich zuerst bewegt verliert). Die alte
Baracke hat vorne ein Fenster mit der Aufschrift „Departure“.
Also, denken wir, hier sind wir richtig und marschieren darauf los.
Dumm ist nur, dass sich das Fenster etwa auf Bauchnabelhöhe
befindet, was – wie sich herausstellen wird – Teil des perfiden
Planes ist um die Reisenden zu zermürben. Entweder man beugt den
Kopf so tief, dass schon nach wenigen Minuten ein Blutstau im Kopf
einsetzt, oder man kniet sich demütig vor dem Beamten in den Staub.
Ich entscheide mich für Variante Zwei und reiche die Pässe durch
das Fenster.
Der
Beamte blättert mißmutig darin herum und bellt dann durch das
Fenster „MISTER ! PAY ! FOUR DOLLAR!“. Der Ton hätte jedem
Kompaniefeldwebel beim Morgenappell Ehre gemacht. Bei mir bewirkt er
jedoch vor allem, das die Restmüdigkeit schlagartig verschwunden ist
und der Blutdruck auf etwa 180 steigt.
Die
weitere Konversation spielt sich dann wie folgt ab, wobei die
sehr freie Übersetzung jeweils darunter steht:
Ich:
Why?
- Was willst Du?
Er:
Stamp fee
- Ich will Dein Geld
Ich: There is no stamp fee in Lao
- Denkst Du, dass ich auf der
Wassersuppe dahergeschwommen bin?
Er: Everybody has to pay.
- Zier Dich nicht so
Ich: No
problem. I will pay what you are ask for, but I need a reciept
- Jetzt fangen Deine Probleme erst richtig
an. Von mir wirst Du kein Geld sehen.
Er: Reciept, tomorrow .
- Quittung, bekommst Du nie
Ich: No
reciept, no money
- Was machst Du jetzt ?
Er: No
money, no passport
- Du kannst hier versauern
Ich: No
problem, give me your name and show me your ID
- Jetzt wird es ernst
für Dich. Gib mir Deinen Namen, Dienstgrad, Dienstnummer etc
In
diesem Moment taucht aus dem Garten - wir erinnern uns, dort lümmeln
weitere sechs Beamte herum - der Vorgesetzte des Schalterbeamten auf.
Mit flackerndem Blick erstattet der Jüngling seinem Boss Bericht und
der tut was Vorgesetzte tun sollten. Er entschärft die Situation
indem er unsere Pässe stempelt und uns zurückgibt. Damit hat er
elegant das Risiko gebannt, dass zu viele Fragen gestellt werden und
das schöne Nebenverdienstgeschäftsmodell in Gefahr gerät.
Man
merkt, der Mann macht das schon länger sehr erfolgreich. Sichtbares
Zeichen des Erfolges sind die japanischen SUV's die in der brandneuen
Kontrollstelle abgestellt sind. In einem Land in dem die meisten
Menschen Moped fahren, ist es anscheinend nicht ungewöhnlich, dass sich
einfache Beamte sündteure Autos leisten können.
Wir
glauben auch, dass die neue Kontrollstelle so schnell nicht in Betrieb
gehen wird, da die Beamten vor Ort schon Gründe finden das alles so
bleibt wie es ist....
Nachdem
wir endlich den Ausreisestempel haben, müssen wir nochmal zurück
zur einsamen Schranke. Dort sitzt – oder besser gesagt –
liegt in der Hängematte der Zollbeamte. Da hier jedoch auch keine SUV's
im Schattten parken, gibt es den Stempel für das Carnet hier schnell
und unkompliziert.
Die
letzte Schranke hebt sich und wir sind in Kambodscha. Auch hier ein
brandneues, modernes Abfertigungsgebäude. Doch soweit kommen wir
zunächst gar nicht. Wie wir feststellen werden, haben die
Kambodschaner das Abkassiersystem noch professioneller als die Laoten
aufgezogen.
150
Meter vor dem Abfertigungsgebäude müßen wir an einer Schranke
stehen bleiben und dann zu Fuß – bei etwa 37° C – zum Abfertigungsgebäude vorlaufen um
den Zollstempel zu holen. Diese Art der Zermürbung ist fast noch
besser als das Fenster auf Bauchnabelhöhe.
Zurück
beim Auto dürfen wir in einer Baracke mit der Aufschrift „Visa
Service“ das Visum beantragen.
Deutlich
sichtbar haben die Beamten ein Schild ausgelegt auf dem sie Ihre
Preisvorstellungen für „Visa and Stamp fee“ kundtun. 1000 THB
(~25 €) oder 250.000 LAK (~ 23 €) oder - auf Nachfrage - 25 $ (~
18 €). Dummerweise wissen wir, dass das Visum jedoch nur 20 $ (~
14,50 €) kostet und das es keine "Stamp fee" gibt
Konsequenterweise
entwickelt sich nach der Aufforderung „MISTER, PAY“ ein Dialog,
der der Diskussion auf laotischer Seite der Grenze sehr ähnlich ist.
Um Wiederholungen zu vermeiden, verzichte ich hier auf die
Einzelheiten. Das magische Wort ist jedoch wieder „Quittung“. Wie
für einen Vampir ein Kruzifix, so ist für einen korrupten Beamten
eine Quittung ein Grund den Rückzug anzutreten.
Wir sind
Abläufe wie oben beschrieben von den afrikanischen Grenzen gewöhnt.
Es ist jedoch das erste Mal, dass wir in Südostasien an einer Grenze
so unverfroren über den Tisch gezogen werden sollten. Na schön, denken wir, die Diskussionen sind ja ganz unterhaltsam und am Ende haben wir uns ja durchsetzen können. Dafür brauchen wir im Land nichts zu befürchten, denn die Kambodschaner sind ja grundsätzlich ehrlich...
Weit gefehlt, denn im Grenzgebiet scheint diese Art des Betruges
weit verbreitet zu sein.
Wenige Kilometer weiter halten wir an
einem Lebensmittelladen. Gaby möchte noch schnell 10 Eier, 2 KG
Kartoffeln und 1 KG Gurken kaufen. Der Ladeninhaber verlangt von uns
satte 10 € und das in einem Land in dem das jährliche Einkommen
pro Kopf bei etwa 650 $ liegt.
Nach den Diskussionen an der Grenze haben wir keine Lust mehr auf ein endloses Gefeilsche und kaufen nichts. Am
nächsten Tag gehen wir auf dem Markt einkaufen. Dort bezahlen wir dann für
die gleichen Produkte 2,50 €.
Irgenwie
fühlen wir uns so richtig willkommen in Kambodscha …
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