Gerade ist Dirk an den Flughafen
gefahren um Natalie und Serena abzuholen und ich habe Zeit den
gestrigen Tag zu resümieren.
Hier in La Paz habe ich wie immer mit
der Höhe zu kämpfen und die typischen Anzeichen von Höhenkrankheit:
Kopfweh, Schlaflosigkeit, Atemlosigkeit und etwas Schwindel. Wir
haben uns trotzdem für eine Mountain Biking Tour auf der Passstraße
von Corrico nach La Paz (El camino de la muerte) angemeldet. Sie
führt auf der Nordseite der bolivianischen Anden entlang, die von Al
Cumbre ( 4700 Meter ) runter nach Yolosa auf 1200 Meter mit einer
Länge von 63 km führt. Früher war diese Strecke als eine der
gefährlichsten Straßen überhaupt berüchtigt, weil der ganze
Verkehr hier durch ging und die Straße nur rund 6 Meter breit ist.
Teilweise sind es auch nur 3,5 Meter. Heute gibt es eine asphaltierte
Umfahrung der schlimmsten Abschnitte.
El Camino de la muerte |
Die Mountainbiker fahren jetzt
einen Teil der neuen Strecke und die spektakulärsten Teile der alten Strecke. Diese Downhill
Touren sind laut Reiseführer nicht ohne (Absturzgefahr) und nichts
für MTB Anfänger. Ich bin mir nicht sicher, ob das für mich
machbar ist. Dirk will dieses Erlebnis auf jeden Fall. Zum Schluss
habe ich mich doch durchgerungen, mit der Angst etwas zu verpassen
und da ich die Möglichkeit habe in dem Begleitbus mit zu fahren
,wenn ich merke es klappt nicht.
Wir werden mit
dem denkbar besten Wetter belohnt: nach einer Stunde Anfahrt auf der
Passhöhe strahlenden Sonnenschein.
Bereit zur Abfahrt |
Die Fahrräder sind gut gefedert
und haben Hydraulikbremsen. Mit insgesamt 8 Leuten und 2 Begleiter
geht es erst mal auf dem Asphalt los. Wir sind gut geschützt mit
Fahrradhelm mit Kinnschutz ,Knieschoner, Handschuhen,
Ellbogenschützer und Fahrradanzug. Auf dieser Strecke ist normaler
Verkehr und wir müssen sogar überholen. 2 LKWs liegen im Graben,
sind wahrscheinlich abgedrängt worden und unser Guide zeigt uns auch
eine Absturzstelle an der schon mehrere Fahrzeuge im Tal liegen.
Absturzstelle - Hier liegen mehrere Wracks im Tal |
Mir
geht es bestens und meine ganzen Bedenken sind weg, habe keine Angst.
Dirk ist begeistert, er fährt immer an der Spitze mit.
Das habe ich meistens von Dirk gesehen ... |
Wir legen
eine Mittagspause ein und dann kommt der Abschnitt wo wir auf der
Schotterpiste fahren müssen. Die schwierigste Etappe, denn ab jetzt
herrscht Linksverkehr (Damit sitzt der Fahrer eines LKW's bei der
Abfahrt direkt am Abgrund und sieht besser wo die Räder sind).
Höhenunterschied Strasse - Talgrund : 850 Meter |
Für
uns heißt das, dass wir auf
der Talseite - direkt neben dem Abgrund - lang fahren. Der Talboden liegt mehrere hundert Meter
unter uns. An der tiefsten Stelle gähnt ein Abgrund von 850
Metern Tiefe. Bäume oder Sträucher , die einen Absturz verhindern
würden gibt es keine.
Immer am Abgrund entlang (Dirk in der Mitte) |
Zu den Highlights zählt die Durchfahrt unter
Wasserfällen und Felsüberhängen. Die Schotterstrasse ist über
weite Strecken recht gut, jedoch tauchen öfter plötzlich
grobsteinige Abschnitte und Wasserdurchfahrten hinter engen Kurven
auf. Trocken bleibt man damit nicht. Zudem bin ich jedesmal froh,
das die Räder richtig gute Bremsen haben.
Halbzeit - Meine MTB und ich |
Pause am Abgrund |
Zum Schluss kommen ein
paar Kilometer, wo wir selbst ordentlich in die Pedale treten müssen
und dabei geraten wir ganz schön ins Schwitzen.
Unten angekommen genießen wir ein
Bier, essen vom Büfett, duschen und drehen eine Runde im Schwimmbad
eines Hotels. Das Unangenehmste sind dann die 3 Stunden Rückfahrt in
dem japanischen Minibus. Wir bekommen zum Abschluss ein T-Shirt
geschenkt und eine DVD mit den schönsten Fotos die die Guides
gemacht haben.
Mein Resümee von dem Tag ist: eines
meiner tollsten Erlebnisse überhaupt, eine einzigartige Möglichkeit
solche Höhen in der Länge mit dem Fahrrad zu fahren die ich nutzen
konnte, weil ich über meinen Schatten gesprungen bin.
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