Als wir die Reise durch Indonesien
geplant haben, war Gabys größte Sorge ob wir überhaupt –
insbesondere auf Java - Übernachtungsplätze finden, da Indonesien
teilweise extrem dicht besiedelt ist.
Auf Java beträgt die
Bevölkerungsdichte mehr als 1000 Personen pro Quadratkilometer. Zum
Vergleich, dies entspricht der Bevölkerungsdichte Nordindiens und in
Deutschland leben gut 200 Menschen auf den Quadratkilometer, also
etwa ein Fünftel.
Wir waren schon sehr zufrieden, dass wir
nur 40 Kilometer vom Hafen in Jakarta entfernt, einen sehr einfachen
Campingplatz in der Natur gefunden haben. Genug Platz um uns
auszubreiten, das Auto nach der Überfahrt zu putzen und den Ameisen,
die sich im Fahrerhaus eingenistet hatten den Garaus zu machen.
Unser erster Platz in Indonesien |
Wir tanken voll, Diesel ist mit
ungefähr 0,68€/L ziemlich billig in Indonesien, und fahren
Richtung Osten. Unsere ersten Erfahrungen sind ernüchternd.
Eigentlich fahren wir nicht, sondern stehen meistens. Nach 6 Stunden
haben wir gerade einmal 98 Kilometer geschafft. Wenigstens finden wir
einen guten Übernachtungsplatz. Das Bezirksamt von Mande hat einen
schönen großen Platz abseits der Straße. Wir fragen, ob wir
übernachten dürfen. Überhaupt kein Problem. Kaum haben wir uns
eingerichtet fängt es an wie aus Eimern zu schütten. Begleitet von
Gewittern wird aus dem schönen großen Platz eine schlammige
Seenplatte.
Entstehung einer Seenplatte |
Am nächsten Morgen ist unsere
Seenplatte weitgehend abgetrocknet. Unsere Erwartungen an den Fahrtag
sind gering. Immerhin gelingt es uns die zurückgelegte Distanz zu
verdoppeln. 200 Kilometer in 8 Stunden. Anscheinend wird es nach
Osten besser. Unterwegs besichtigen wir noch das ursprüngliche Dorf
Kampung Naga. Die Bewohner leben dort von Reis- und Gemüseanbau,
Hühner- und Ziegenhaltung. Sie wohnen weiterhin in den
traditionellen Bambushäusern, die mit Palmblättern gedeckt sind.
Kampung Naga (das Drachendorf) |
Es
gibt jedoch keine Annehmlichkeiten der Zivilisation wie Elektrizität
und fließend Wasser. Von einem ehemaligen Bewohner werden wir durch
das Dorf geführt.
Traditionelle Landwirtschaft prägt das Dorfleben |
Ein Stück wollen wir nach der
Besichtigung noch fahren, die Gegend ist jedoch noch immer dicht
besiedelt. Wir fragen schließlich bei einem islamischen Internat
nach, ob wir übernachten dürfen. Es dauert etwas, dann kommt das OK.
Natürlich dürfen wir und es gibt sogar eine Toilette.
Nach dem Abendessen kommt ein Lehrer
mit seinen Schülern und setzt sich noch eine Stunde zu uns. Die
Schüler sollen ihr Englisch nutzen und verbessern. Wir verabreden
uns zu einer Schulführung am nächsten Tag.
Pünktlich um 8:00 Uhr steht Mr. Sharif
(der Lehrer) vor dem Auto. Zunächst machen wir dem General Manager
der Schule unsere Aufwartung. Bei einem Tee in der Bibliothek werden
wir etwas über die Hintergründe der Schule aufgeklärt.
Empfang beim General Manager |
Etwa 700 Schüler von der Grundschule
bis zur Oberschule sind auf dem Internat. Davon die Hälfte Mädchen.
Das Schulgeld beträgt etwa 50 € im Monat (inkl. Unterkunft und
Verpflegung).
Als nächstes bekommen wir die
Schlafräume der Schüler gezeigt. 16 Kinder teilen sich einen Raum.
Was auffällt ist die Sauberkeit der Zimmer.
Mädchenschlafsaal - Statt Betten gibt es Matratzen |
Mr. Sharif erklärt, das
die Schüler wöchentlich ihre Zimmer und die Sanitärräume zu
reinigen haben. Das gleiche gilt für die Wäsche. Jeder ist selbst
für das Waschen seiner Sachen verantwortlich.
Freitag ist Waschtag |
Danach besuchen wir einige
Klassenräume. Wir sind beeindruckt vom Respekt der den Lehrern, und
auch uns, entgegen gebracht wird. Zunächst höhere Klassen. Mr.
Sharif ermuntert die Schüler uns Fragen zu stellen. Nach
anfänglicher Schüchternheit nutzen sie die Gelegenheit ausgiebig.
Besuch in einer Klasse der Oberstufe |
Dies gilt auch für die Mädchen, die – im wahrsten Wortsinne –
keine Berührungsängste haben.
Mittelstufe |
Am Ende der Führung besuchen wir
die Grundschule. Zwei Lehrerinnen betreuen eine Klasse mit rund 25
Schülern. Sobald wir einen Klassenraum betreten kommen die Lehrer
der benachbarten Klassen mit ihren Schülern hinzu, so dass der Raum
schnell überfüllt ist.
Grundschulklasse |
Da wir weiterhin sehr schwüles Wetter haben
kommen Gaby und ich ordentlich ins Schwitzen. Der Höhepunkt für die
Schüler ist jedoch das gemeinsame Foto zum Abschied.
Für das Erinnerungsfoto wurde das Ogermobil extra vor die Moschee gefahren |
Insgesamt dauert die Führung fast drei
Stunden. Wir sind ordentlich geschafft, dabei haben wir noch 250
Kilometer vor uns. Zum Glück täuscht unser Eindruck vom Vortag
nicht und wir kommen ganz gut voran, so dass wir noch vor Einbruch
der Dunkelheit in der Nähe des Borobudur Tempels ankommen. Auch hier
finden wir – auf der Wiese eines Restaurants leicht einen
Übernachtungsplatz. Gabys Sorge hat sich als unbegründet
herausgestellt.
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